VW

Deutschlands Autoindustrie hat nicht nur ein VW-Problem

 

Mit Bekanntwerden des VW-Diesel-Skandals wurde die automobile Welt in Deutschland nicht nur wachgerüttelt, sondern auf den Kopf gestellt.

Weil alles mit allem irgendwie zusammenhängt, kann sich kein Hersteller, kein Zulieferer, kein von der Autoindustrie Abhängiger zurückziehen und sagen: Geht mich alles nichts an.


Das aktuelle Spiegel-Interview mit Hans Michel Piëch und Wolfgang Porsche liest sich wie aus dem Lehrbuch für floskelhafte Antworten

Dass Dietmar Hawranek zu den herausragenden Wirtschaftsjournalisten nicht nur beim Spiegel gezählt werden kann, ist wohl unumstritten. Die Gravitationswellen seines „Ich-bin-auf-Distanz-zu-Winterkorn“ Scoops lässt noch immer die Wände der Wolfsburg erzittern.

Mit diesem kommunikativen Urknall nahm seinen Anfang, was kurze Zeit später im Diesel-Skandal seine Fortsetzung fand. Und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Piëchs Distanz-Statement vielleicht auf dem Wissen um die risikobehafteten US-Themen basierte. Vielleicht war „der Alte“ einfach verärgert darüber, wie leichtfertig im VW-Management mit den kritischen Fragen der US-Behörden zu Abgaswerten und deren seltsamem Anstieg vom Prüfstand auf die Straße umgegangen wurde.


Jetzt steht die ganze Autoindustrie am Pranger

 

Der Diesel-Skandal zieht immer weitere Kreise. Wer hätte gedacht, dass ein kleines Software-Paket die Autowelt so massiv verändern, nein: so aufmischen kann, dass kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Ein Ende der Aufregung um geschönte Abgaswerte ist noch lange nicht abzusehen. Jetzt müssen sich neben VW auch andere Hersteller gegenüber den amerikanischen Behörden erklären. Das lässt nichts Gutes ahnen. Einzig BMW scheint makellos dazustehen.


VW-Vergleich ist erst die halbe Miete und im Detail noch nicht in trockenen Tüchern – viele Fragen sind noch offen

Der am Donnerstag von Richter Charles Breyer im Gerichtssaal in San Francisco verkündete Vergleich zwischen Volkswagen, den geschädigten Kunden und der Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Damit sind lediglich die zivilen Kläger finanziell befriedigt, aber noch nicht die klagenden Händler und schon gar nicht das Justizministerium mit der strafrechtlichen Klage. Es bleiben also viele Fragen offen. Keinesfalls kann VW nächste Woche bei der Bilanzpressekonferenz finale Zahlen vorlegen, sondern bestenfalls ein Drittel der Kosten abschätzen. Offen ist noch, welche Autos repariert werden können, ob die Kunden dann weniger Entschädigung bekommen, wie die Rückkauf-Bedingungen sind und wie das ganze abgewickelt werden soll/kann. Leasing-Fahrzeug-Fahrer können die Leasing-Raten sofort einstellen, wie genau die Abwicklung sein wird, ist noch offen.


„VW-Aufsichtsrat-Chef Pötsch ist nicht mehr zu halten“ – „Christine Hohmann-Dennhardt ist die richtige Nachfolgerin“

Man muss kein spekulierender Wahrsager sein, zu erkennen, dass der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch nicht mehr zu halten sein wird. Die Indizien, dass er früher von den Dimensionen des Abgasbetrugs gewusst hat, als er einräumt, sind erdrückend. „Dass er eher vertuscht als aufräumt, liegt auf der Hand“, sagt ein VW-naher Manager. Nun gebe es Stimmen, die die ehemalige Bundesverfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt „als hervorragende Alternative“ an der Spitze des Aufsichtsrats sehen.


Die Klageschrift gegen Volkswagen lässt nichts Gutes erwarten – VW soll auch für „Umweltschäden“ bezahlen

Es wird täglich schwerer für Volkswagen, die Krise zu bewältigen. Der überraschende Rücktritt von US-Chef Michael Horn kommt zur Unzeit, denn jetzt hat das Volkswagen-Management auch noch die US-Händler gegen sich aufgebracht. Diese kritisieren die VW-Führung scharf, weil sie Horn am ehesten zutrauten, den US-Karren aus dem Dreck zu ziehen. Horn hatte das Vertrauen der Händler, die seinen plötzlichen Weggang Wolfsburg anlasten. Allerdings ist Horn damit nicht aus der Schusslinie der amerikanischen Justiz. Und wenn der VW-Händlerverband seine Drohungen wahr macht, selbst gegen Volkswagen zu klagen, wäre das Klage-Chaos perfekt und würde den Konzern zusätzlich über Jahre lähmen.


In der US-Zivilklage muss Volkswagen bis zum 24. März dem Gericht einen Lösungsvorschlag präsentieren

Die Zivilklage betroffener Kunden gegen Volkswagen in Sachen Dieselgate wird vor dem Distrikt Gericht in San Franzisko verhandelt. Ein Verhandlungstag fand am 25. Februar statt.

Die Stimmung im Gerichtssaal in San Francisco war am 25. Februar kühler als draußen, wo sich mit 23 Celsius schon ein wenig der Frühling zeigte. Anwälte dreier namhafter Anwaltskanzleien trugen vor, was sie gegen Volkswagen in einer umfangreichen Sammelklage vorzubringen haben.


Wirft VW-Chef Müller bald die Brocken hin? – „Er kann es nicht“, sagen Manager im eigenen Haus – US-Auftritt wird „katastrophal und blamabel“ genannt

„Es wird offensichtlich, dass Matthias Müller im VW-Skandal von Anfang an alles falsch macht“, sagt ein mit VW-Internas vertrauter Auto-Ingenieur. Mit dieser Wahrnehmung steht er nicht allein. In der Wolfsburg hat sich Müller mit seinem verunglückten Auftritt in Detroit keine Freunde gemacht. Auch im Aufsichtsrat kommen Zweifel auf, ob Müller die Umweltbehörden „jemals von irgendwas überzeugen kann“.


VW will mehr Volk wagen und Demut demonstrieren – kann Matthias Müller in den USA ein gutes Klima schaffen?

Erfahrene Marketing-Experten halten es für falsch, dass sich VW nun von dem ungemein treffenden Slogan „Das Auto.“ verabschiedet hat. Gerade VW hat sich in der Nachkriegsära um den Volkswagen verdient gemacht und die Wirtschaftswunder-Mobilität mit dem Käfer in Gang gebracht. „Das Auto.“ war ein genialer Marketing-Coup, dieses Grund-Element automobiler Entwicklung herauszustellen und auf den immensen Wolfsburger Beitrag zur Mobilmachung der ganzen Welt hinzuweisen. „Das Auto.“ ist das verbale Konzentrat einer epochalen Entwicklung (gewesen) und ist durch die banale Ergänzung „Volkswagen“ unter dem VW-Logo nicht zu ersetzen.



Es lebe der Diesel oder Totgesagte leben länger

Der Diesel-Skandal und seine Folgen. Endlos. Endlich haben die Gegner individueller Mobilität einen Ansatz, massiv gegen das Autofahren vorzugehen. Die Stimmungsmache gegen den Diesel ist überall wahrzunehmen. Spiegel online versteigt sich in die Prophezeiung, „für billigen Diesel werden wir teuer bezahlen“. Der Literpreis von zeitweise unter einem Euro wird mit düsterer Perspektive beschrieben: „Langfristig wird uns ein billiger Spritpreis teuer zu stehen kommen. Er wird mehr kosten, als uns lieb ist – im schlimmsten Fall Menschenleben.“ Was für ein Blödsinn.


VW – Das „Diesel-Thema“ oder die unendliche Geschichte

„Der VW-Skandal brodelt seit Monaten und welche Fragen sind eigentlich geklärt? Keine einzige. Das größte deutsche Unternehmen behandelt den größten anzunehmenden Betrugsfall in seinen Reihen, wie eine mittelgroße Rückrufaktion, bei der es darum geht, eine Panne zu beheben. Bis heute gibt es keine bekannten Schuldigen.“ Das schreibt das Handelsblatt und liegt damit im Mainstream der öffentlichen Meinung.


VW-Konzernchef Matthias Müller darf den Krach mit dem Betriebsrat nicht scheuen, wenn er nicht verlieren, sondern gewinnen will

Mehr Schwachsinn geht nicht: „Lasst VW pleite gehen und helft den Arbeitnehmern“, tönt Spiegel-online-Kolumnist Wolfgang Münchau. Was wie Satire klingt, meint der Mann ernst. Betrug sei bei VW Normalität gewesen, schimpft er. Und er fragt sich, warum „die vielen Autojournalisten, von denen es in Deutschland nur so wimmelt“ nichts bemerkt hätten? „Vielleicht, weil viele von ihnen von der Autoindustrie – wie auch immer – bei Laune gehalten wurden?“ Der Mann hat wohl übersehen, dass in fast jedem Autotest die unrealistischen Verbrauchsangaben auf das Schärfste und immer wieder kritisiert wurden und werden.


VW-Aufklärung: Was sind Unregelmäßigkeiten im Abgasverhalten?

Volkswagen-Chef Matthias Müller ist nicht zu beneiden. Der Traumjob ist für ihn längst zum Albtraum-Job geworden. Mit der Aussicht, als gefühlter Retter von Volkswagen in die Detroiter Hall of fame einzugehen oder kleinlaut als Verlierer vom Platz gehen zu müssen. Die Aufgabe, die er meistern muss, hätte selbst Herkules überfordert.


MIT-Studie: Diesel-Todesfälle wegen VW-Manipulation sind ein schlechter Witz!

Unglaublich, was das renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) „hochgerechnet“ haben will: nämlich bis heute 60 zusätzliche Tote durch erhöhte Stickoxide aus Diesel-Motoren von VW und weitere 130 Tote in der Zukunft, weil die Fahrzeuge vor einer Nachbesserung noch in Betrieb sind. Wenn man die Studie genau liest, scheinen sich nicht einmal die MIT-Forscher ihrer Sache sicher zu sein.


Überraschung des Tages: Christine Hohmann-Dennhardt wechselt von Daimler zu Volkswagen

Das ist die Überraschung des Tages: Daimler-Vorständin für Compliance Christine Hohmann-Dennhardt wechselt aus dem Daimler-Vorstand zur Volkwagen AG. Diese kluge Entscheidung kann helfen, VW in ruhigeres Fahrwasser zu navigieren.

Wenn es um Übergeordnetes geht, ist die deutsche Autoindustrie offenbar bereit, Wettbewerbsdenken über Bord zu werfen. Dass der Daimler-Aufsichtsrat der Bitte von VW nachgekommen ist, die Vorständin freizugeben, ist offenbar bei Daimler sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsratspräsidium auf große Bereitschaft gestoßen.