Artikel von Peter Groschupf

Scheinheiligkeit kennt keine Grenzen: Ausgerechnet der ADAC nennt den VW-Skandal „fatale Verbrauchertäuschung“

Wie schreibt der Chefredakteur der ADAC-Motorwelt in seinem neuesten Editorial? Er nennt die VW-Manipulation schamlos scheinheilig „fatale Verbrauchertäuschung“. Das Sprachrohr des ADAC sollte mit solch zugespitzten Begriffen doch etwas zurückhaltender sein, hat er doch selbst die Autofahrer mit seinen Gelben Engeln 2013 nach Strich und Faden getäuscht, ja auch betrogen. Obwohl es stimmt, dass VW die US-Behörden und auch die Verbraucher getäuscht hat, klingt ein solcher Begriff im ADAC-Sprachrohr Motorwelt irgendwie unangemessen. Der ADAC hat 2013 das Recht verwirkt, andere dort zu kritisieren, wo er selbst so versagt hat. Anders ausgedrückt: Der ADAC hat das Recht verwirkt, auf diesem Feld mit Steinen zu werfen. Das ist genauso deplatziert, als würde Uli Hoeneß sich das Recht rausnehmen, Steuerhinterziehung bei Kollegen zu kritisieren. Selbst wenn er Recht hätte, machte er sich damit lächerlich.


„Sitzt Piëch wieder heimlich am Steuer?“ fragt Bild. Nein: unheimlich!

Wer geglaubt hatte, dass sich Ferdinand Piëch nun zurückzöge, weil Martin Winterkorn zurückgetreten und der VW-Aufsichtsratsvorsitz bei Hans Dieter Pötsch in guten Händen wäre, hat die Zielstrebigkeit von Ferdinand Piëch nicht verstanden. Und schon gar nicht begriffen.

Ja, er ist wieder da! Und er wird weiter da sein. Sich einmischen und seine Vorstellungen durchsetzen.

Die neueste Nachricht ist nur für diejenigen eine Überraschung, die Piëch unterschätzt haben: Pötsch wird Gewerkschaftsmann Bertold Huber nicht als Aufsichtsratsvorsitzenden ablösen.


Der Spiegel irrte schon, als er im April einen Sieg Martin Winterkorns verkündete

Wie dramatisch die Entwicklung der letzten Monate im VW-Konzern ist, wird auch und vor allem in der Rückschau deutlich. Und ob aktuell Winterkorn Chef der Porsche-Holding bleiben will, wie der Spiegel schreibt, scheint reine Spekulation.

Nur noch mal zur Erinnerung: Am 24. April schrieb der Spiegel (Dietmar Hawranek) über Ferdinand Piëch: Er wollte VW-Chef Winterkorn loswerden, jetzt muss Aufsichtsratsboss Piëch selbst gehen. Der Konzernpatriarch hat seine Macht spektakulär überschätzt – und sich selbst einen mehr als unwürdigen Abgang beschert.“


Porsche-Chef Matthias Müller macht das Rennen bei Volkswagen, Ferdinand Piëch ist fast am Ziel – fast?

Es war die letzte Arbeitswoche für Martin Winterkorn, wie hier zu lesen war, als selbst Winterkorn noch auf eine Zukunft als VW-Chef baute. Das Handelsblatt schreibt, der Rücktritt Winterkorns sei deshalb tragisch, weil Winterkorn eben erst einen Machtkampf mit dem VW-Eigentümer und Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch für sich hatte entscheiden können. Der Autor übersieht, dass der vermeintliche Sieg Winterkorns über oder gegen Piëch nicht einmal ein Pyrrhussieg war, sondern lediglich eine vertagte Entscheidung. Der Sieger heißt ganz und gar nicht Winterkorn, was wir ja nun augenscheinlich vorgeführt bekommen haben.


Rücktritt wahrscheinlich: „Das ist wohl die letzte Arbeitswoche Winterkorns an der VW-Spitze“

 

Ein Satz wie Donnerhall. Ausgesprochen von einem, der kommenden Freitag mit entscheiden wird, ob Winterkorns Vertrag um zwei Jahre verlängert wird. Dass der längst verlängert worden sein soll, ist auch von vielen Medien falsch verstanden worden. Bislang hat nämlich nur das Aufsichtsratspräsidium „einstimmig beschlossen, dem Aufsichtsrat der Volkswagen AG vorzuschlagen, in seiner Sitzung am 25. September 2015 mit Professor Dr. Martin Winterkorn einen neuen Vertrag als Vorsitzender des Vorstandes der Volkswagen AG mit einer Laufzeit bis 31. Dezember 2018 zu schließen.“


VW gibt Abgasmanipulation in den USA zu: Tritt VW-Chef Martin Winterkorn zurück?

Der VW-Chef ist nicht zu beneiden. Erst die durch Ferdinand Piech ausgelöste „Distanzierungs“-Diskussion, dann der von Piëch verhinderte Wechsel „Wikos“ auf den Posten des Aufsichtsratschefs und nun das Eingeständnis, dass Volkswagen bei Abgasmessungen in den USA betrogen hat. Für Volkswagen ist das der Mega-Gau.

Die schwierigen US-Geschäfte dürften nun noch schwerer werden. Und Martin Winterkorn steht nun unglaublich unter Druck. Deutet er gar mit diesem Satz am Sonntag seinen Rücktritt an? „Die Geschehnisse haben für uns im Vorstand und für mich ganz persönlich höchste Priorität.“ Und weiter: „Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben.“



Was mir auf und nach der IAA so auffiel… Autohersteller sind mehr als Blechbieger!

Die dümmste Überschrift steht auf Spiegel online:„Aus Blechbiegern werden Digital-Konzerne“ Was für eine Abwertung der Ingenieur-Leistung! Die verbale, der reißerischen Zuspitzung geschuldete Formulierung ist absoluter Schwachsinn. Haben die Fahrzeug-Konstrukteure tatsächlich nur Blech gebogen, die Autos nicht immer sicherer gemacht? Sind unsere Autos in den letzten 20 Jahren nicht in jedem Detail beeindruckend besser geworden? Nur durchs Blech biegen? Ein bisschen mehr Respekt wäre auch bei Autokritikern durchaus angebracht.


Muss das Automobil wirklich neu erfunden werden?

Wenn man sich die IAA-Reden so zu Gemüte führt, hat man den Eindruck, also ob das Auto als mechanisches Verkehrsmittel abgeschafft und wir bald als e-mail, jedenfalls digital auf Reisen gehen. Das ist natürlich Unsinn. Wir werden auch in ferner Zukunft nicht an unser Ziel gebeamt, sondern fahren weiterhin in immer besseren, immer sichereren und uns fahrerisch mehr und mehr entlastenden Automobilen. Irgendwann sogar unfallfrei.


„The return of Borgward“ – ist wohl die größte Enttäuschung auf dieser IAA

Borgward Coupé als Appetit-Anreger in Genf
Borgward Coupé als faszinierender Appetit-Anreger in Genf

Was beim Autosalon in Genf im März noch zu emotionalen Schauern automobiler Erregung und zu einem Hauch retronaler Gänsehaut geführt hat, entpuppt sich auf der IAA als langweiliges Me-too-Crossover in langweiligster Beliebigkeit ohne Charisma: Das soll die Wiederauferstehung der Marke Borgward sein???


Ist ein künftiger VW-Aufsichtsratsvorsitzender Hans Dieter Pötsch ein Kompromiss der Vernunft oder nur ein Burgfrieden auf Zeit?

Kompromisse sind Ferdinand Piëchs Sache noch nie gewesen. Wenn er sie eingegangen ist oder eingehen musste, dann war das selten endgültig. Kompromisse sind für Piëch temporäre Überbrückungshilfen, irgendwann doch noch ans eigene Ziel zu kommen.

Nun haben zwei Presseerklärungen für Aufsehen gesorgt, die von den meisten Medien als endgültige Entscheidungen wahrgenommen und verbreitet wurden. Die Erklärung der Porsche Automobil Holding SE formuliert sehr vorsichtig: „Anteilseigner-Vertreter im Aufsichtsrat der Porsche SE beabsichtigen, Hans Dieter Pötsch als Aufsichtsratsmitglied der Volkswagen AG vorzuschlagen.“ Es werde darüber hinaus „angestrebt“, ihn dort auch zum Vorsitzenden zu wählen.


Audi will Alfa Romeo kaufen – Verhandlungsergebnis soll unterschriftsreif sein

Eigentlich ist es mehr als ein Gerücht: dass Audi ernsthaft an Alfa Romeo interessiert ist und schon lange verhandelt wird. Fiat/Chrysler-Boss Sergio Marchionne hat zwar mantrahaft wiederholt, dass ein Verkauf der Traditionsmarke für ihn nicht in Frage komme, aber die Zeiten ändern sich.

Wie zu hören ist, soll sich Audi-Chef Rupert Stadler nicht nur für Alfa Romeo interessieren, sondern auch für die Fiat-Fabrik in Pomigliano nahe Neapel. Sollte Audi Alfa Romeo kaufen, so die Überlegungen in Ingolstadt, sollen hier künftig Alfas vom Band rollen.


Sergio Marchionne will Fiat/Chrysler mit GM verschmelzen

Sergio Marchionne gibt nicht auf: Obwohl das GM-Management schon mehrfach abgelehnt hat, mit Fiat Chrysler zu fusionieren, versucht der quirlige Italo-Canadier Druck aufs Management von General Motors zu machen. Geradezu aggressiv verkündet Marchionne die Vorteile einer Fusion bei Analysten, Journalisten und allen, die GM nahestehen.

„Marchionne hat wohl erkannt, dass FCA allein nicht überlebensfähig ist und die Investitionen in den US-Markt die Bilanz belasten. Es wäre einfacher, dort und auch weltweit mit General Motors zusammen zu arbeiten. Und das geht nur mit einer Fusion“, sagt Walt Adams, New Yorker Automotive-Analyst. Es sei wahrscheinlich, dass noch in diesem Jahr Bewegung auf den Fusionsmarkt komme.


Volkswagen-Design achtmal ausgezeichnet

Seit 2011 lobt der Rat für Formgebung jährlich den „Automotive Brand Contest“ als Marken- und Designpreis für die Automobilindustrie aus. Auch in diesem Jahr zählt Volkswagen zu den großen Siegern, denn gleich acht Modelle wurden von der Expertenjury ausgezeichnet – dabei erhielten zwei Modelle die begehrte Höchstwertung „Best of Best“.



Pressechefs dürfen nach Ansicht der weltfremden Stuttgarter Staatsanwaltschaft nichts ungeprüft kommunizieren 

Wenn es nach der Staatsanwaltschaft in Stuttgart geht, ist der ehemalige Sprecher der Porsche SE, Anton Hunger, der Beihilfe zur Marktmanipulation seines Ex-Chefs Wendelin Wiederking schuldig. Dessen ist er nun angeklagt worden.

Man kann den Staatsanwälten nicht vorwerfen, dass sie keine Ahnung von der Arbeit eines PR-Chefs haben. Aber man kann ihnen vorwerfen, dass sie den Überbringer einer Botschaft für die Botschaft selbst verantwortlich machen wollen. „Die Anklage gegen Anton Hunger soll offensichtlich Druck auf ein Verfahren ausüben, dessen Zulassung das Landgericht Stuttgart schon einmal abgelehnt hatte. Die Staatsanwaltschaft hat sich in einen Verfolgungseifer verrannt, der schon lächerlich erscheint“, sagt ein Stuttgarter Strafverteidiger, der allerdings mit dem Verfahren nichts zu tun hat.