„Pötsch als Aufsichtsratschef wäre das falsche Signal“ – Gegen den VW-Finanzchef formiert sich Widerstand auch im Aufsichtsrat

Die VW-Affäre zieht weitere Kreise. Angeblich soll es erste Geständnisse und massive Schuldzuweisungen geben. Die Schlammschlacht gegenseitiger Beschuldigungen ist in vollem Gang. Der gewerkschaftlich dominierte Aufsichtsrat tut sich schwer, Licht ins Dunkel zu bringen. Schließlich trägt das Garemium indirekt eine gewisse Mitverantwortung, denn es hat das Führungs-Klima im Konzern mit getragen, wenn nicht sogar mit geprägt.

Im Präsidium sieht sich die Kapitalseite mit Wolfgang Porsche einer gewerkschaftlich orientierten Phalanx gegenüber, bestehend aus Ex-IG-Metallchef Berthold Huber, Betriebsratschef Bernd Osterloh und Stellvertreter Stefan Wolf. Obwohl SPD-Ministerpräsident Stephan Weil für das Land Niedersachsen der Kapitalseite zugerechnet wird, macht er aus seiner Nähe zur Gewerkschaft kein Geheimnis.

Nicht gerade gute Voraussetzungen für einen Neuanfang.

Dennoch stehen die Familien Porsche und Piëch zu Hans Dieter Pötsch als nominierten Aufsichtsratschef. Dagegen formiert sich Widerstand im Aufsichtsrat. „Pötsch ist mit verantwortlich, weil seine Kostenbremse für den prüfstandfreundlichen Diesel eine gesetzeskonforme Abgasreinigung nicht zugelassen hat“, sagt ein Insider. Immer wieder ist von Ingenieuren zu hören, dass der Diesel EA 189 vor allem Kostenvorgaben einhalten musste. Um die US-Abgasnormen auch auf der Straße einhalten zu können, wären etwa 300 Euro pro Fahrzeug an Mehrkosten entstanden. Ein Klacks angesichts der nun am Horizont dräuenden Milliardenkosten.

Warum haben die verantwortlichen Ingenieure den Finanzvorstand nicht darauf aufmerksam gemacht, dass ein echter „Clean Diesel“ mehr kosten würde als im Budget vorgesehen? „Es ist unglaublich“, äußert sich ein Aufsichtsrat der Kapitalseite, „dass die Verantwortlichen kein Rückgrat gezeigt haben.“ Dafür habe man absolut kein Verständnis. Ist denn der Aufsichtsrat nicht auch mit verantwortlich? „Wir sind keine Motorenexperten, und außerdem ist es nicht unsere Aufgabe, technologische Details eines Motors zu kontrollieren.“

Dass Pötsch von den Manipulationen gewusst habe, sei nicht zu erwarten. „Aber dass er als Finanzvorstand wie der gesamte Vorstand seit Anfang September vom Betrug gewusst haben muss, aber weder eine zwingend verpflichtende Gewinnwarnung herausgegeben noch den Aufsichtsrat informiert hat, macht ihn zu einem Mitverantwortlichen. Wie kann er künftig jenes Gremium leiten, das er unzureichend informiert hat, wie es seine Pflicht als Finanzchef gewesen wäre“, kommentiert fragend ein Aufsichtsrat.

 

 

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