Es ist ein Drama ohne Ende. Der Streit um das Verbrenner-Aus bar jeder Vernunft ist auf Seiten der SPD rein ideologiegetrieben. Friedrich Merz: „Einen harten Schnitt im Jahr 2035 darf es nicht geben. Einen harten Schnitt wird es nicht geben – wenn es nach mir geht.“ Dabei hat Merz vergessen, dass es schon von Anbeginn dieser unheilvollen Koalition eigentlich noch nie nach ihm gegangen ist.
Friedrich Merz ist Kellner, nicht Koch.
Da richtet die geschrumpfte SPD in der ungleichgewichtigen Koalitionsküche an, was der Kanzler zu servieren hat. Und er tut es, weil er Kanzler bleiben will. Ich frage mich wirklich, wieviel oktroyierte Demütigung und Selbsterniedrigung Merz hinzunehmen bereit ist. Wenn nach stundenlangen Beratungen im wichtigsten Thema des wirtschaftlichen Niedergangs keine klare Entscheidung das Licht des Tages erblickt, wird die Schwäche der Regierung, das fehlende Durchsetzungsvermögen des Kanzlers offensichtlich.
Was sich da abspielt, ist Kindergarten pur. Die Eitelkeiten des SPD-Umweltministers Carsten Schneider und des SPD-Fraktionschefs Matthias Mierschs führen zur völligen Realitätsblindheit– bzw. Realitäts-Verweigerung. Der in der „DDR“ aufgewachsene und dort sozialisierte Schneider ist der typische Politiker, dem es ziemlich egal ist, was die Mehrheit der Bevölkerung will und welche wirtschaftlichen Auswirkungen das Festhalten am Verbrenner-Aus hat. Schneider sieht in einer durchgesetzten rot-grünen Planwirtschaft das Heil, nicht im Erhalt von 700.000 Arbeitsplätzen.
Ungeachtet der Tatsache, dass selbst die Gewerkschaften mittlerweile das Verbrenner-Verbot ablehnen, stellt sich der linke SPD-Mann auf den Standpunkt, dass das EU-Gebot durchzusetzen ist. Und der Kanzler lässt sich das alles gefallen. Der drohende Verlust Tausender Arbeitsplätze ist den Herren egal. Der bislang erfolgte Arbeitsplatzabbau in der Autoindustrie habe mit dem Verbrenner-Verbot nichts zu tun, behauptet Schneider. Das liege ja noch zehn Jahre weit weg. Ein haarsträubendes Argument, denn die Verunsicherung wirkt bereits heute, weil die Planung der Industrie sich schon heute darauf einstellen muss, was in zehn Jahren kommt oder nicht kommt.
Allerdings muss man auch der Autoindustrie den Vorwurf machen, zu früh und zu schnell auf den blödsinnigen „Green Deal“ der nicht vom Volk gewählten Ursula von der Leyen eingegangen zu sein. Da fällt mir der erfolgreiche Automanager Wolfgang Reitzle ein, der schon früh gesagt hat: „Die Elektromobilität wird kommen, aber es gibt keinen Grund das zu forcieren.“ Als er das sagte, war er allerdings nicht mehr Automanager, sondern bei Linde Verkäufer wichtiger Industrie-Gase.
VW-CEO Oliver Blume räumt jetzt ein: „Wir werden mehr Zeit benötigen. Alle Prognosen der Politik über den E-Auto-Hochlauf waren zu optimistisch.“
Schon droht in der Regierung ein Kompromiss, der an technologischer Dummheit nicht zu übertreffen ist. Man könne sich eventuell auf den „Range-Extender“ einigen. Das ist ein zusätzlicher Verbrenner, der nicht dem Antrieb dient, sondern lediglich die Batterien während der Fahrt auflädt. BMW bot für den elektrischen i3 so einen Extender an, ein BMW-Motorradmotor. Damals (2013) eine Notlösung. Und eine Notlösung wäre es auch in Zukunft. Ein Range Extender würde die leistungsfähigen Ingenieure Deutschlands weit unterfordern. Einen Hilfsmotor-Generator im Auto mitzuführen wäre auch in Punkto Energie-Effizienz ziemlicher Schwachsinn.
Außerdem: Wenn das Batterie-Auto das Nonplusultra der individuellen Mobilität ist, dann wird es sich langfristig auch ohne planwirtschaftliche Instrumente durchsetzen. Zur Zeit bin ich in Kalifornien mit einem VW ID.4 unterwegs und bin begeistert. Allerdings findet sich hier an jeder Ecke eine Ladestation. Das Fahren hier im Tesla-Country könnte auch mit einem leistungsstarken Verbrenner kaum mehr Spaß machen.
Kommentar hinterlassen zu "Ist ja nichts Neues: Kanzler Merz schwächelt mal wieder beim Durchsetzen eigener Überzeugungen"