Von Alkoholikern, Spinnern und Könnern

Fast unbemerkt von der von ihm so geliebten Öffentlichkeit ist er Mitte Februar 90 geworden: Robert („Bob) Anthony Lutz, der ehemals schillernde Autoboss, suchte stets die Blitzlichter, nahm nie ein Blatt vor den Mund und sonnte sich in seiner Prominenz. Heute lebt er zurückgezogen in Ann Arbor/Michigan. Wie er über manche seiner einstigen Managerkollegen urteilt und wie es auf den Chefetagen mitunter zuging, hat er in seinen Erinnerungen „Idole und Idioten“* veröffentlicht. Auszüge daraus mit gleichermaßen amüsanten wie teils absonderlichen Erlebnisse im feinen Zwirn.


Alles nur geklaut: Chinesen kopieren Auto-Designs wild drauf los

Warum anstrengen, wenn man Ideen abkupfern kann! Zumeist sogar ungestraft. Jedenfalls in China. Dort schmücken sich Autofirmen gerne mit fremden Federn und kopieren ungeniert westliche Modelle.

 Von Harald Kaiser

Da staunt der Laie, der Experte wundert sich. Ist das nun das Original oder eine Fälschung? Es geht um den VW Beetle, auf dessen Heckklappe „ORA Punk Cat“ steht. Es ist eine Fälschung aus China. Eine, bei der sich die Bosse des Herstellers über die Frage nach der Rechtmäßigkeit herzlich amüsieren dürften. Rechtliche Bedenken? Was für ein Quatsch. Stattdessen einfach brutal abkupfern, das ist das Geschäftsmodell. Denn so lassen sich Kosten sparen, weil ein Konkurrent bereits die notwendige Design-Vorarbeit geleistet hat.


Schaut mal, wie die Zukunft war

Vor gut 65 Jahren wollten die Amis der Welt weismachen, dass wir bald in Raumschiffen auf Rädern reisen. Eine Auswahl der Verrücktheiten mit Gasturbine und sogar Atomantrieb.

Von Harald Kaiser

Ein Hauch von Hollywood umwehte die Szenerie. Gleißende Scheinwerfer, sphärische Klänge und eine Tanzcombo bildeten den Rahmen für die Präsentation einer Art Raumschiff auf Rädern. Das Waldorf Astoria Hotel in New York war 1958 von General Motors (GM) dafür ausgesucht worden, mordsmäßig auf dicke Hose zu machen. Der Konzern wollte dort ein Automobil zeigen, das nicht weniger als den weltweiten Autobau revolutionieren sollte. Es handelte sich um das Showcar Firebird III, das von seiner Gestalt her so wirkte, als würde es sogleich zur nächsten Galaxie starten wollen.


VW ID.Buzz und ID.Buzz Cargo: Der Bulli wird zum High-Tech-Stromer

Mit der Weltpremiere zweier Elektrofahrzeuge will Volkswagen die Tradition der Transporter-Iconen fortsetzen. Was in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts mit dem legendären T1 begonnen hat, soll als ID.Buzz und ID.Buzz Cargo rein elektrisch in die Zukunft fahren. Hier rollt nicht nur ein neues E-Modell auf den Markt, sondern eine Fülle innovativer Produkteigenschaften.

Ob der technologische Systemwechsel gelingt, wird die Zukunft zeigen. Fest steht, dass der elektrische Bulli in Sachen Design die besten Voraussetzungen mitbringt, ein Erfolg zu werden. Das ganze Fahrzeug soll Nachhaltigkeit repräsentieren. Bis hin zum Systemwechsel zur „tierfreien“ Innenausstattung: Leder wird ersetzt durch nachhaltige Kunststoffe, ja selbst das „Lederlenkrad“ wird mit einem Stoff überzogen, das sich wie Leder anfühlt, aber keines ist. Die Sitzbezüge bestehen aus sogenanntem SEAQUAL®-Garn, dessen Fäden zu ca. 10 Prozent aus gesammeltem Meeres-Kunststoffen und zu ca. 90 Prozent aus PES (recycelte PET-Flaschen) bestehen. Selbst das als konzernweites Novum im ID. Buzz eingesetzte ArtVelours „ECO“ besteht zu 71 Prozent aus Rezyklat.


Fahrbericht VW ID Buzz: Noch leicht getarnt feiert er die Vielfalt

Von Jens Meiners

Dieser Bus bringt gute Stimmung bei Volkswagen: der ID Buzz. Der vollelektrische Bulli ist stilistisch inspiriert von den ersten Generationen des VW Bus´, die längst den Status einer Ikone genießen und entsprechend teuer und gesucht sind.

Nur dank des Elektroantriebs habe man das Auto so gestalten können, hieß es in Hamburg, wo wir am Steuer eines ID Buzz aus der Vorserie Platz nehmen durften. Denn der E-Antrieb bei Volkswagen steht auf einer heckgetriebenen Plattform, ganz wie es früher einmal war, bis mit dem K 70 die Modernisierung der Marke eingeläutet wurde.


Elon Musk, der Zahlenjongleur

Von Harald Kaiser

Und wieder klatschen alle Beifall. Elon Musk, der Glamourboy der amerikanischen Wirtschaft und angeblich der reichste Mensch der Welt, hat für seinen Elektroautokonzern Tesla soeben den Jahresabschluss 2021 veröffentlicht. Die Anleger jubeln, die Presse sowieso.

Die Erlöse kletterten um 665 Prozent, wie Tesla nach US-Börsenschluss in Austin mitteilte. Im Detail sehen die Zahlen so aus: Gesamtumsatz: 53,7 Mrd. Dollar (47,2 Mrd. Auto/6,5 Mrd. sonstiger Umsatz), Betriebs-ausgaben:40,2 Mrd. Dollar, Rohertrag: ca. 13,5 Mrd. Dollar, Nettogewinn nach Steuern und Abschreibungen etc.: 5,5 Milliarden Dollar, Schulden Ende 2021: 19,7 Milliarden Dollar.


Die Currywurst als Volkswagen-Originalteil: Scharf, knackig und kultig

Bei Volkswagen geht die Verbundenheit der Angestellten mit der Firma durch den Magen. Auch als Volkswagen-Ersatzteil.

Von Harald Kaiser

Wer einen Servicemitarbeiter seiner VW-Vertragswerkstatt mal foppen will, dem sei folgendes geraten: Schieben Sie ihm oder ihr einen Zettel rüber, auf dem die Nummer „199 398 500 A“ notiert ist und sagen Sie: „Ich hätte gern dieses Originalteil.“ Sobald die Nummer in den Computer eingetippt und die Entertaste gedrückt wurde, lässt sich sogleich beobachten, wie sich Verblüffung und Ratlosigkeit im Gesicht des VW-Menschen breit macht. Vermutlich wird der Kunde zu hören bekommen: „Äääh, … das Teil haben wir nicht. Was soll das denn sein?“ Antwort: „Die berühmte VW-Currywurst natürlich!“ Denn die hat tatsächlich jene eigene Teilenummer.


Stellantis-Chef Carlos Tavares: Nicht die Industrie wollte Elektroautos, sondern die Politik

 

Wenn Politiker mit Fragen zu Sinn und Unsinn von Elektroautos konfrontiert werden, ist eine Antwort besonders häufig zu hören: Die Industrie habe sich längst  für die E-Mobilität entschieden, sie sei bereits „viel weiter“. Das stimmt so allerdings nicht. Die Industrie wird von der Politik dazu gezwungen, E-Mobilität zu favorisieren. Doch nun schert nach BMW ein weiterer Hersteller aus der Herde jener aus, die in der Batterie-Mobilität völlig unkritisch die allein selig machende Technologie sehen.

 


Hat Verkehrsminister Volker Wissing ein FDP-Wahlversprechen gebrochen?

FDP-Verkehrsminister Volker Wissing ist zwar nicht wirklich umgefallen, aber heftig gestolpert. Man kann schon von dilettantischer, ja tölpelhafter Kommunikation des Ministers sprechen, der eine brandheiße Äußerung schon einen Tag später im Bundestag wieder zurückholen musste. Wäre Zurückrudern eine olympische Disziplin, wäre Wissing ganz sicher Medaillen-Anwärter.

 

»Auf absehbare Zeit werden wir nicht genug E-Fuels haben, um die jetzt zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor zu betreiben«, sagte der Minister dem »Tagesspiegel« zur Rolle von mit Strom erzeugten synthetischen Kraftstoffen. Eigentlich eine knallharte Absage an den Verbrenner. Im Wahlprogramm der FDP hieß es noch: »Synthetische Kraftstoffe sind eine Alternative für alle Verkehrsarten, die in Verbrennungsmotoren verwendet werden können.“


Volkswagen wäre beinahe britisch geworden

75 Jahre ist es her, dass das Volkswagenwerk 1947 fast zur Kriegsbeute der Briten geworden wäre. Die weithin unbekannte Geschichte einer grandiosen Fehleinschätzung.

 

Von Harald Kaiser

 

Der Vorgang wurde wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Die Untersuchung der Briten, um die es ging, war industrie- und weltpolitisch höchst brisant. Keine der anderen drei Siegermächte des geschlagenen Deutschlands, die USA, die UdSSR und Frankreich, durfte kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs Wind von den Absichten bekommen. Sonst wären womöglich Begehrlichkeiten geweckt worden.


Audi S4 Limousine TDI: Was das Diesel-Herz begehrt

Jedes Mal, wenn ich im Audi S4 TDI Gas gebe, grüßt das Murmeltier. Es nickt mir zu und fragt: Was willst du mit einem Batterie-Auto, wenn dir dieser Diesel so viel Freude macht und dir in allen Autotester-Kriterien gnadenlos seine Qualitäten vor Augen führt? Nämlich: schier endlose Reichweite, einen euphorisierenden Beschleunigungs-Bums und bei all der Dynamik eine ausgeprägte Tankstellenphobie: Der Audi S4 TDI bietet also alles, was dein Autofahrer-Herz begehrt. Und selbst dein Umweltbewusstsein wird mit der strengen Abgasnorm Euro 6d zufrieden gestellt.

 


Trotz Trend zur E-Mobilität: ARAL rechnet 2030 noch mit 30 Millionen Verbrennern in Deutschland

Der Trend zur E-Mobilität ist teilweise eine Mogelpackung. Wenn auch Statistiken immer wieder behaupten, dass „E“ boomt, ist das nur vordergründig so. Denn viele Statistiken inkludieren Plug-in-Hybride, die ja im Alltag meistens von einem Verbrenner angetrieben werden. Ohne staatliche, besser stattliche Förderung wäre der Trend längst vorbei. Weil Technologieoffenheit gefragt ist, arbeitet ARAL intensiv sowohl am Ausbau von E-Ladesäulen als auch an E-Fuels für Verbrenner.

 


E-Power aus der Affalterbacher AMG-Schmiede

Rein elektrisch trumpfte AMG bei der Präsentation im kalifornischen Palm Springs auf: Die Hochleistungsexperten aus Affalterbach haben ein Spitzenmodell oberhalb des weiterhin angebotenen EQS 580 vorgestellt.

Der Mercedes-AMG EQS 53 4-Matic+ setzt sich aber deutlich ab – mit bissig dreinblickender Frontmaske samt vertikalen Zierstreben, 21- oder 22-Zoll-Rädern mit AMG-spezifischem Design sowie einer größeren Abrisskante am Heck.


Geländewagen für die Ewigkeit

Sechs Autos hat die Menschheit bisher auf den Mond geschossen. Eines fährt noch immer. Die Geschichte des irrwitzigen Wettlaufs um die Mond-Mobilmachung begann vor mehr als einem halben Jahrhundert.

Von Harald Kaiser

Nur 80 Meter? Das klingt nach einem Katzensprung, einem Klacks. Auf alle Fälle nach einer Distanz, die per Auto in einer Minute zurückgelegt werden kann. Jedenfalls, wenn man einen irdischen Maßstab anlegt. Nicht jedoch auf dem Mond mit seinen speziellen Bedingungen. Diesen lächerlich erscheinenden Trip hat das chinesische Mondauto Jadehase 2 vor sich. Es ist das einzige von sieben internationalen Fahrzeugen, das noch auf dem Erdtrabanten rumkurvt. Die anderen sechs aus den USA, aus Russland und ein weiteres aus China (Jadehase 1) sind inzwischen im Ruhestand.


Gibt es wirklich einen Trend zur E-Mobilität?

Ja, es gibt ihn, aber der Trend ist eine Mogelpackung. Wenn auch Statistiken immer wieder behaupten, dass „E“ boomt, ist das nur vordergründig so. Denn viele Statistiken inkludieren Plug-in-Hybride, die ja meistens von einem Verbrenner angetrieben werden, weil die Käufer die staatliche Prämie (müsste es nicht „stattliche Prämie“ heißen?) mitnehmen oder einfach nur ohne Reichweiten-Sorgen teilweise elektrisch fahren wollen.


Tricky Tesla

Warum Tesla auf mehr als eine Milliarde Euro Staatszuschuss verzichten muss, obwohl der zuvor beantragt worden ist. Elon Musk gibt den Gutmenschen.

Von Harald Kaiser

Der Herr macht mal wieder mächtig Eindruck – jedenfalls bei jenen oftmals kritiklosen Bewunderern, die ohnehin an seinen Lippen hängen. Die glauben, er sei ehrlich. Vor kurzem hat der ebenso schillernde wie unberechenbare Tesla-Chef und Elektroautoguru Elon Musk getwittert, dass er für den Aufbau einer eigenen Batterieproduktion seiner neuen Autofabrik in Grünheide/Brandenburg auf 1,1 Milliarden Euro Staatsknete verzichtet. Der nicht formulierte Subtext dazu dürfte wohl lauten: Das haben wir nicht nötig.