Linien-Richter: Wer hat den Porsche 911 entworfen?

Der Prozess birgt jede Menge Sprengkraft: Es geht um die Frage, wer die charakteristische Karosserieform der Sportwagenikone Porsche 911 erschaffen hat. Der Bundesgerichtshof soll darauf eine Antwort finden.

Von Harald Kaiser

Der 9. Dezember wird für Porsche kein Tag wie jeder andere. Wenn die Manager des Autoherstellers könnten, dann würden sie die mit diesem Datum verbundene öffentliche Aufmerksamkeit sicher gerne aus dem kollektiven Interesse streichen. Ganz sicher werden sie aber die Obercoolen geben und so tun, als hätte man alles im Griff – juristisch. Doch es könnte anders kommen. Denn an jenem Tag Anfang Dezember beginnt vor dem Bundesgerichtshof (BGH) ein Prozess gegen Porsche, dessen Ausgang womöglich eine Entschädigungszahlung von vielen Millionen Euro zur Folge hat.


Mercedes-Benz EQS: das beste Auto der (elektrischen) Parallelwelt

Das beste Auto der Welt, das war eigentlich immer die S-Klasse von Mercedes-Benz: Ausgerüstet mit der jeweils neuesten Technologie, luxuriös und leistungsstark gilt das Stuttgarter Flaggschiff seit jeher als globale Messlatte der obersten Fahrzeugkategorie. Doch jetzt gibt es Konkurrenz aus eigenem Hause. Als Spitzenprodukt für die angeblich elektrische Zukunft hat Daimler nicht etwa die S-Klasse elektrifiziert, sondern ein völlig eigenständiges Modell entwickelt: Den EQS. Wir sind ihn gefahren.

Von Jens Meiners


VDA kritisiert die EU-Pläne zur CO2-Reduktion

„Faktisches Verbrenner-Verbot, weder innovationsfreundlich noch technologieoffen, die Wahlfreiheit der Verbraucher wird eingeschränkt, keine Abschätzung der sozialen Folgen“, so deutlich kritisiert die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie Hildegard Müller die Pläne der EU-Kommission auf dem Weg zur so genannten „Klimaneutralität“.

Doch was jetzt hammerhart die Industriepolitik verändern soll, ist noch  nicht Gesetzeslage. Außerdem sind die Intentionen der Kommission selbst in der Kommission umstritten. Hinter dem „Green-Deal“-Auftritt der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen liegen die Konflikte weiter verborgen und werden bald besonders in der Abstimmung mit den EU-Ländern offen aufbrechen.


Deutsche Autohersteller produzieren wohl noch Jahrzehnte Verbrenner – in China

Der Audi-Paukenschlag Verbrenner-Aus ab 2026 hat eingeschlagen wie eine Bombe. Noch immer steht die Rauchsäule dieser Kommunikations-Explosion über Auto-Deutschland. Nun hat auch VW nachgezogen. BMW geht das Thema bedächtiger an, will auf die Kundenwünsche Rücksicht nehmen. Alles in Allem scheint ausgerechnet jener Konzern dem VDA in den Rücken zu fallen, der mit dem Urknall „Diesel-Betrug“ die Anti-Autoindustrie-Lawine losgetreten hat. Nun scheint der VW-Konzern selbst die härtesten Forderungen der Grünen überholen, genauer: unterlaufen zu wollen.

 


E-Mobilität: Wurde die CO2-Bilanz falsch berechnet?

Es wäre ein Irrtum, der die Mobilitätsstrategie der EU im Rahmen des „Green Deal“ auf den Kopf stellen würde: 171 Wissenschaftler haben in einem offenen Brief an die EU-Kommission auf Rechenfehler bei der CO2-Bilanzierung von Elektromobilität hingewiesen. Worum es geht, erläutert einer der Verfasser, Professor Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), im Gespräch mit Jens Meiners von der Autoren-Union Mobilität.

Herr Professor Koch, wo liegt der Denk- und Rechenfehler, den Sie kritisieren?


Audi verabschiedet sich ab 2026 vom Verbrenner– China hält bis 2060 daran fest

„Der politische Druck ist einfach zu groß geworden“, sagt ein Ex-Entwicklungsvorstand eines deutschen Premiumherstellers zum Thema Verbrenner-Aus. Von Audi aktuell verkündet, werde diese Entscheidung den Automarkt dramatisch verändern. „Die Entscheidung ist offensichtlich auf Druck von VW-Chef Herbert Diess gefallen, der den gesamten Konzern auf Strom umpolen will.“

Die Entscheidung werde Audi auf die Füße fallen, weil damit auch aktuellen Audi-Kunden suggeriert werde, dass sie aufs falsche Pferd setzen, wenn sie heute noch einen Audi-Verbrenner kaufen. Audi-Kunden würden sich von ihrer Firma im Stich gelassen, ja sogar verraten fühlen.



Kunden oder Kund_innen: Bei Audi wächst der Widerstand gegen Gendersprache

„Statt Gender-Sprech zu praktizieren, sollten wir uns besser auf die Weiterentwicklung unserer Fahrzeuge, den Vorsprung durch Technologie konzentrieren“, schimpft ein nicht unbedeutender Audi-Mann aus dem Entwicklungsressort. Er ist nicht der einzige, der Audianer_innen-Schreibeweise für „den größten Unsinn seit Einführung des Defeat Devices in Konzern-Motoren“ hält. Ein VW-Mitarbeiter fühlt sich sogar diskriminiert und hat Klage gegen die von Personalvorständin Sabine Maaßen verordnete Gendersprache beim Landgericht in Ingolstadt eingereicht.


BMW 330e Touring Plug-in Hybrid: Eine zukunftsfähige Brücke in die Elektromobilität

Das Beste an der Elektromobilität ist (noch) der Kompromiss. Und der heißt nach meiner Überzeugung: Plug-in-Hybrid. Keine Reichweiten-Sorgen, Fahren, ohne unbedingt vorher elektrische Energie laden zu müssen, trotzdem in der Stadt emissionsfrei unterwegs sein zu können und selbst mit dem Verbrenner sparsam zu fahren. Bestätigt hat mich in dieser Sichtweise der BMW 330e Touring Plug-in Hybrid, der mich nicht nur als Automobil begeistert hat, sondern auch mit ein paar interessanten technologischen Features.

 


Die Autoindustrie hält sich mit lautem Protest gegen autofeindliche Politik zurück – VDA fordert mehr E-Infrastruktur – China darf bis 2030 CO2-Ausstoß sogar noch steigern

Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu strengeren und konkreteren Regeln zum „Klimaschutz“ nach 2030 überschlagen sich die Parteien mit Vorschlägen, die in vorauseilendem Gehorsam noch schärfer abgefasst sind als die Pariser Vereinbarung. Vor allem die Bundesregierung übertrifft selbst manche Forderung der Grünen. Nicht um des so genannten „Klimaschutzes“ willen, sondern um den Grünen im Bundestagswahlkampf sämtliche Pfeile aus dem Köcher autofeindlicher Argumentation zu nehmen.


Schöner Schein bei Tesla

Kommentar von Harald Kaiser:

Toll, wie vermeintlich ehrliche Bilanzahlen Erfolg vortäuschen können. Tesla, von vielen Medien gerne zum Shootingstar und Schreck aller anderen Autofirmen hochgejazzt, ist ein wunderbares Beispiel dafür.

Der kalifornische Autobauer gab vor ein paar Wochen bekannt, dass man alle Erwartungen übertroffen habe und im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres insgesamt 184.800 Elektroautos ausliefern konnte. Umsatz: 10,4 Milliarden Dollar, Gewinn: 438 Millionen Dollar. Angeblich konnte Tesla 2020 erstmals ein Jahr ohne Verlust verbuchen und so geht es 2021 anscheinend weiter.


Das Strategie-Paradoxon: Vollgas bei Verbrennern und E-Autos

Audi-Chef Markus Duesmann bringt das Dilemma bzw. den Spagat der Autohersteller treffend, aber etwas zwiespältig auf den Punkt: „Wir geben volle Power bei den Elektroautos und gleichzeitig Vollgas bei den Verbrennern, und auch dort mit entsprechender Elektrifizierung, aber natürlich mit einem starken Fokus auf vollelektrische Fahrzeuge.“ Indianer_innen würden sagen: Der Audi-Häuptling spricht mit gespaltener Zunge.

 


Kein Diesel mehr im neuen Polo, – aber wozu auch?

Die siebte Generation des VW Polo muss ohne sparsame Diesel auskommen. Schon lange war abzusehen, dass sich die teure Abgasreinigung nicht mehr wirtschaftlich ins Kleinwagen-Segment integrieren lässt. Das ist kein Grund zur Trauer, denn die allesamt als Dreizylinder angebotenen Benziner sollen (fast) ebenso sparsam sein. Und wer unbedingt einen alternativen Antrieb haben möchte, für den gibt es einen Erdgas-Motor, der bei leerem Gastank automatisch auf Benzin umschaltet.

 

Fotos zeigen die R-Version


Die langfristige Toyota-Strategie setzt weiter auf Verbrenner – mit Wasserstoff

Was BMW im Siebener 12-Zylinder seriennah entwickelt und auf der Weltausstellung in Hannover 2000 groß präsentiert hatte, dann aber ziemlich sang- und klanglos einstellte, präsentiert nun Toyota im Rennsport: den Wasserstoff-Verbrennungsmotor! Toyota macht damit tatsächlich ernst mit der allseits geforderten Technologie-Offenheit.

Toyota hat erst vor kurzem damit überrascht, nun doch auch die E-Mobilität mit Batterien weiter zu entwickeln. Das Unternehmen hat nun mehre Pfeile im Köcher: Batterie-Autos, Brennstoffzellen-Autos und jetzt auch noch den Verbrennungsmotor mit Wasserstoff. Zunächst allerdings nur im Rennsport, aber Toyota ist für seine langatmige Strategie bekannt. Was haben die deutschen Automanager eher verächtlich als bewundernd gelächelt, als Toyota das ersten Hybrid-Modell Prius auf den Markt brachte. Der heutige Aufsichtsratschef der Daimler AG Bernd Pischetsrieder hat es damals als BMW-Chef den falschen Weg genannt, zwei Antriebe in ein Auto zu packen. Heute bietet fast jeder Hersteller, natürlich auch Mercedes-Benz Hybrid-Antriebe an, meistens als Plug-in.


Audi fährt zügig weiter auf der E-Roadmap: Q4 e-tron und Q4 Sportback e-tron mit Augmented Reality

Alle deutschen Autohersteller werden auf dem E-Highway immer schneller und führen den ungerechten Vorwurf, die E-Mobilität verschlafen zu haben, konsequent ad absurdum. Tatsächlich könnte man angesichts des Präsentations-Tempo neuer Elektrofahrzeuge den Eindruck gewinnen, dass die E-Mobilität vor dem Durchbruch steht. Das ist sicher noch lange nicht der Fall, aber selbst skeptische Geister wie ich werden nachdenklich.

Gerade hat Audi zwei weitere attraktive Stromer vorgestellt, die nicht nur gut aussehen, sondern innovative Features auf die Straße, besser: ins Cockpit bringen. In Shanghai gibt es einen weiteren E-Knaller von Audi zu bestaunen, der wie üblich zunächst als Studie die „E-Volution“ (Audi-Formulierung) vorantreiben soll. Als Kontrapunkt zum EQS von Mercedes-Benz glänzt auch der A6 e-tron concept mit einer Reichweite von 700 Kilometern und nimmt damit der elektrischen S-Klasse viel Luft aus den Segeln des eines Reichweitenvorreiters.


Subventionen reichen nicht: Die halbherzige Förderung der E-Mobilität durch die Regierung

Die Bundesregierung gibt vor, Elektromobilität zu fördern. Dabei erweckt sie mit hohen Kaufprämien nur den Eindruck, als ob sie tatsächlich E-Mobilität massiv fördert. Die Regierung fördert aber nur die teuer subventionierte Motivation, ein E-Auto zu kaufen. Wenn es darum geht, die Reichweitenprobleme der Käufer mit Elektro-Ladesäulen zu unterstützen: Fehlanzeige. Dabei hätte der Bund als Eigentümer fast aller Autobahn-Rastplätze die Möglichkeit, Tausende Ladesäulen zu installieren.

Das tut sie aber nur recht zaghaft. Nur ein Beispiel: An der A8 in Jettingen-Scheppach zwischen München und Stuttgart gibt es lediglich eine Schnellladesäule und zwei Normallader, versteckt hinter der Shell-Tankstelle. Verkehrsminister Andreas Scheuer könnte hier fördern, was der Verkehrsminister selbst so propagiert: Leute kauft E-Autos. Und so lange die Regierung marktwirtschaftliche Entwicklungen per E-Prämie aussetzt, so lange täuschen die Verkaufszahlen von E-Mobilen darüber hinweg, dass die E-Skepsis immer noch groß ist. „Ohne Subventionen würden wir nur ein Zehntel unserer E-Autos verkaufen,- wenn überhaupt“, räumt der Leiter eines großen Audi-Autohauses ein.