Schon lange bemüht sich Mazda als Design-Marke wahrgenommen zu werden. Mit dem facegelifteten Mazda6 im so genannten KODO-Design bekräftigt der japanische Hersteller seine emotionale Formen-Philosophie. Dass die technische Entwicklung ebenfalls fortgeschritten ist, könnte dabei fast übersehen werden.
Seit vier Jahren auf dem Weltmarkt dürfen 563.000 verkaufte Fahrzeuge durchaus als Erfolg bezeichnet werden. In Deutschland fand der Mazda6 seit seiner Markteinführung immerhin fast 27.000 Käufer. Keine Frage, dass der Mazda6 im Modellprogramm die Speerspitze der Design-Philosophie darstellt und diese Modellreihe eindeutig und nicht nur optisch im oberen Mittelklasse-Segment positioniert.
Die Fernlichtautomatik arbeitet zuverlässig
Die Formensprache zeichnet sich vor allem durch gelungene Proportionen aus. Messerscharf gezeichnete Konturen, ein spannend integrierter Kühlergrill mit einem gelungenen Übergang zur Motorhaube und den harmonisch „eingegossenen“ LED-Scheinwerfern erzeugen sein charakteristisches Gesicht. Die sehr zuverlässig funktionierende Fernlichtautomatik gehört sicher zu den besten dieser Art. Sie blendet bei entgegenkommendem Verkehr schnell ab und auch wieder auf, wenn die Straße der Ausleuchtung bis zum Horizont bedarf.
Obwohl das Facelift des Modelljahrs 2017 nur in kleinen Details zu erkennen ist, wirkt das gesamte Fahrzeug deutlich eleganter. Während die Karosserie so gut wie unangetastet blieb, sind es vor allem ein paar technische Weiterentwicklungen, die den neuen Jahrgang auszeichnen. Unser Testwagen mit der umständlichen Typ-Bezeichnung „Mazda6 SKYACTIV-G 165 i-ELOOP Sports-Line“ und seinem 165-PS-Vierzylinder Benziner zeigte neben vielen Stärken aber auch Schwächen.
Das Drehmoment schwächelt
Fangen wir bei den Schwächen an: Tatsächlich ist das maximale Drehmoment von 210 Newtonmeter nicht dazu angetan, schaltfaul fahren zu können. Das sich präzise schaltende Sechsganggetriebe will in Bewegung gehalten werden, wenn der Mazda einigermaßen dynamisch bewegt werden soll. Allerdings kommt das auch auf den Anspruch an Fahrdynamik an, die bei heutigen Straßenverhältnissen nicht mehr so wichtig zu sein scheint. 165 PS reichen locker aus, lange Autobahnfahrten in angemessenem Tempo jenseits der Richtgeschwindigkeit zu absolvieren. Dabei fällt der niedrige Geräuschpegel selbst bei Tempo 200 angenehm auf; der zählt zweifellos zu den Stärken dieses Autos, das in Sachen Geräusch-Komfort Bestnoten verdient.
Vor allem die Dynamik in Kurven wurde im neuen Jahrgang des Mazda6 weiter entwickelt. G-Vectoring Control heißt eine neuartige elektronische Regelung, die das Einlenken des Fronttrieblers in Kurven beeindruckend beschleunigt. Beim Einlenken wird für den Bruchteil einer Sekunde die Motorleistung zurückgenommen, so dass die Vorderräder kurz belastet werden. Das führt zu einem präziseren und schnelleren Einlenken des Vorderwagens, ein Untersteuern wird nahezu vermieden und das gefühlte Handling einer Sportlimousine erzeugt.
Der Innenraum ist Premium
Beim Facelift haben sich die Mazda-Designer sehr viel Mühe gegeben, den Innenraum auf Vordermann zu bringen. Sowohl in Punkto Gestaltung als auch in Sachen Materialanmutung kann sich dieser Innenraum nunmehr mit hochpreisigen Wettbewerbern messen. Wo früher haptisches Plastikfeeling dominierte, fasst sich hier nun alles hochwertig an. Der übliche Klopf-klopf-Test bringt überall hochwertiges Material-Klang-Feedback.
Dass nun auch das Lenkrad auf Wunsch beheizbar ist, macht das Leben im Winter angenehmer. Nicht überzeugen kann das so genannte Head-up-Display, das nicht durch Reflexion in der Windschutzscheibe erzeugt wird, sondern auf einer kleinen ausfahrbaren Scheibe hinter den Rundinstrumenten. Allerdings erfüllt das Display durchaus seinen Zweck, wobei die Art und Größe natürlich Einschränkungen mit sich bringt.
Assistenten aus der Oberklassen-Universum
Dass die Verkehrszeichenerkennung mittels Kamera das jeweilige Tempolimit sehr schnell und zuverlässig anzeigt, ist ein deutlicher Sicherheitsgewinn. Nicht in Bezug auf echte Fahrzeugsicherheit, sondern weil der Fahrer nicht mehr gedankenlos in die Punkte-Ränge rauscht. Allerdings: Hinschauen muss er schon selbst. Selbstverständlich bietet Mazda das übliche Sammelsurium an hilfreichen Assistenten auf, die von der Spurhaltefunktion bis zum Notbremssystem reichen. Unbedingt ordern sollte man jedenfalls die radargestützte Distanzregelung, die bis Tempo 160 km/h automatisch Abstand zum Vordermann hält.
Fazit: Der facegeliftete Mazda6 bleibt seinem emotionalem Design treu und setzt vor allem auf technologische Detail-Verbesserung. Im Innenraum kann er sich mit vielen Wettbewerbern aus dem Premium-Segment messen. Was ihm fahrdynamisch fehlt, macht er in Punkto Komfort durchaus wett.
Technische Daten Mazda6: viertürige Limousine mit fünf Sitzen, Länge: 4,87 Meter, Breite: 1,84 Meter, Höhe: 1,45 Meter, Radstand: 2,83 Meter, Leergewicht: 1.380 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 480 Liter, Tankinhalt: 62 Liter, Motor: Reihenvierzylinder, Hubraum 1998 ccm, Leistung: 165 PS bei 6.000 U/min, max. Drehmoment: 210 Newtonmeter bei 4.000 U/min, 0 – 100 km/h: 9,1 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 216 km/h, Norm-Verbrauch kombiniert: 5,9 Liter Super/100 km, CO2-Emission: 135 g/km, Euro 6, Preise ab: 34.140 Euro, Preis Testwagen 37.140 Euro.
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