Audi RS 3: Die Wüste bebt

Der Audi RS 3 mit scharf gezeichnetem Gesicht

Der neue Audi RS 3 mit 400 PS klingt gut, fährt sich gut und sorgt für jede Menge Adrenalin im Blut. Ob als Limousine oder Sportback spielt dabei keine Rolle. Der kleine Audi ist zum großen Sportgerät gereift.

Dass verstaubte Autos im Sultanat Oman tatsächlich verboten sein sollen, können wir kaum glauben. Darüber nachzudenken ist aber nicht nötig, denn die Audi-Mannschaft stellt den angereisten Journalisten die neue RS 3 Limousine und den RS 3 Sportback blitzblank poliert zur Verfügung. Und weil uns das sandige Wüstengelb zu trocken ist, greifen wir uns einen kontrastfarbigen Wagen: in einem brutal giftigen „Vipergrün“, das mit Sicherheit jeden Blindenhund aufheulen lässt. Und die omanischen Kamele dürften das Grün für essbar halten, denn sie fühlen sich bei unserem Zwischenstopp animiert, daran zu lecken.

Die Fahrdynamik ist trotz Tempolimit gewährleistet

Salalah klingt eher nach Tausendundeiner Nacht als nach einem artgerechten Habitat für den neuen 400-PS-Audi mit dem magischen Kürzel RS 3. Entlang einer Art Autobahn, die eher einer gut ausgebauten Landstraße entspricht, stehen alle paar hundert Meter fest installierte Radar-Blitzer. Allerdings sehen sie nicht so aus, als könnten sie einen vorbeihuschenden RS 3 bei Tempolimit-Überschreitungen zuverlässig erfassen. Aber wir wollen nichts riskieren und halten uns brav ans 120-km/h-Limit. Dem Fahrgenuss tut das keinen Abbruch, denn die Spanne zwischen 0 und 120 lässt sich fahrdynamisch in jedem Fall voll auskosten.

Viper Grün kommt in der Wüste von Oman besonders gut

Was das bedeutet? 4,1 Sekunden dauert es, die 100-km/h-Marke zu knacken. Ohne Tempolimit könnte es bis zur optionalen Höchstgeschwindigkeit von 280 Stundenkilometer weitergehen; serienmäßig ist der RS 3 bei 250 km/h abgeriegelt. Schneller als 120 km/h zu fahren, ist bei unserer Testfahrt durch die Wüste Omans nicht nur wegen der Blitzer und ab und zu die so genannte Autobahn passierenden Kamele verantwortungslos. Massive Querrillen mit bedenklichem Tiefgang könnten dem Fahrwerk irreparabel zusetzen.

Der Fünfzylinder sorgt für hoch emotionalen Sound

Dass der neue RS 3 aus dem 2.5 TFSI-Treibsatz mit 400 PS 33 PS mehr generiert als beim Vorgänger, ist ein spürbares Plus, das ständig eine forcierte Gangart provoziert. Was das Gasgeben aber gänsehautmäßig so reizvoll macht: Das kurze, knallige Bellen mit dem typisch heiseren Röcheln als Unterton des Fünfzylinders ist einfach großartig. Jeder Schaltvorgang des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe S tronic generiert akustisch Verzückung pur. Egal ob mittels Paddels am Lenkrad oder automatisch ausgelöst. Der Fünfzylinder schlägt auf der emotionalen Klang-Ebene sogar die meisten V8-Triebwerke.

Die faszinierende Klangkulisse ist das eine, der beeindruckende Schub im Rücken das andere. Der permanente Allradantrieb quattro sorgt auch auf den oft vom Sande verwehten Straßen für hervorragenden Grip. Auf den kurvigen Serpentinen ins nahegelegene Gebirge neigt der RS 3 bei scharfer Fahrweise zum leichten Übersteuern, weil die Antriebsmomente bei sportlicher Fahrweise zum großen Teil an die Hinterachse geleitet werden und der Schwerpunkt des Autos durch einen um 23 Kilogramm leichteren Motor minimal nach hinten gewandert ist. Wunderbar, wie sich der RS 3 im Grenzbereich kontrollieren lässt. Da bedarf es keiner Renn-Lizenz. Der Fahrer kann zudem über „drive select“ seine bevorzugte Fahr-Charakteristik genau auf den bevorzugten Fahrstil hin abstimmen. Die Modi comfort, auto, dynamic und individual bestimmen das Verhalten des komplexen Fahrdynamiksystems, also die Lenkung, die Schaltpunkte, die mit für den Sound verantwortlichen Abgasklappen und die adaptiven Dämpfer.

Das Fahrwerk passt zum explosiven Fünfzylinder

Das Fahrwerk ist neben dem explosiven Fünfzylinder mit das Beste am RS 3. 25 Millimeter tiefer als der Serien-A3, eine um 20 Millimeter breitere Spur an der Vorderachse, riesengroße Bremsscheiben vorne, die auf Wunsch aus Karbon bestehen. Sportler-Herz, was willst du mehr? Ansonsten lassen sich natürlich weitere Technik-Schmankerl aufzählen: von den zig Assistenten bis zum immer wieder überzeugenden virtuellen Cockpit, das eine Info-Bandbreite aufbietet, die auch die jeweiligen g-Kräfte anzeigt. Internet, WLAN-Hotspot, induktive Lademöglichkeit fürs smart-Phone.

Ein Cockpit, das keine Wünsche offen lässt                Fotos: Audi AG

„Überflüssig“ scheint allein das Bang&Olufsen Klang-System mit 14 Lautsprechern und 705 Watt Leistung zu sein. Denn die Emotion des Motors ist auch mit brillant transparent wiedergegebenen Clubsounds oder Beethovens Werken nicht zu toppen.

Technische Daten Audi RS 3 2.5 TFSI quattro S tronic: viertürige Limousine/Sportback, Länge: 4,48/4,33 Meter, Breite: 1,80 Meter, Höhe: 1,40/1,41 Meter, Radstand: 2,63 Meter, Wendekreis: 10,8 Meter, Leergewicht: 1.515/1.510 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 315 – 770/ 335 – 1.175 Liter, Tankinhalt: 55 Liter, Motor: Reihenfünfzylinder mit Turbolader, Hubraum 2.480 ccm, Leistung: 400 PS bei 5.850 – 7.000 U/min, max. Drehmoment: 480 Newtonmeter bei 1.700 – 5.850 U/min, 0 – 100 km/h: 4,1 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: optional 280 km/h, Verbrauch kombiniert: 8,6 Liter Super plus/100 km, CO2-Emission: 192 g/km, Euro 6, Basis-Preis Sportback/Limousine: 54.600/55.900 Euro

 

 

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