Offiziell ist noch nichts. Aber die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Opels Elektroauto Ampera steht vor dem Aus. Das vom damaligen Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke 2011 als Pionier-Projekt euphorisch vorgestellte Schwestermodell des amerikanischen Chevrolet Volt ist wohl zu teuer in die Zukunft gestartet. Und es wird sicher schon bald als innovative Erfolglosigkeit im Museum der geplatzten Autoträume endgelagert. Könnte das auch mit anderen Elektroautos wie dem BMW i3 passieren?
Beim Opel Ampera lassen sich zahlreiche strategische Weichenstellungen als falsch definieren. Das fängt schon beim Einführungspreis von 44.000 Euro an, der inzwischen deutlich auf immer noch provokante 38.300 Euro gesenkt wurde. Selbst dieser Preis ist ziemlich ambitioniert für einen Plug-in-Hybrid, der rein elektrisch maximal 80 km fahren kann. Dass in der ersten Jahreshälfte 2014 nur 46 Ampera in Deutschland neu zugelassen wurden, in Europa 335 Fahrzeuge, ist gemesse an den Erwartungen ein Desaster. Vom Chevrolet Volt wurden in den USA im ersten Halbjahr immerhin 12.000 Fahrzeuge verkauft. Allerdings mit großzügiger Subventionierung. Wenn die e-Mobilität in Deutschland so schwer in die Gänge kommt, dann liegt es auch an fehlender politischer Unterstützung, die außer verbaler Zustimmung bislang nichts zu liefern bereit ist. So zürnt ein GM-Manager: „Europas Politiker rufen ständig nach Elektroautos; als wir mit dem Ampera kamen, war kaum jemand da, ihn zu kaufen.“
Opel Ampera und BMW i3, e-Golf oder e-up, Audi A3 e-tron lassen sich nicht vergleichen. BMW geht nicht nur innovativer und preissensibler voran als Opel, sondern betreibt die Hinwendung zur Elektromobilität mit ganz anderer Konsequenz. Da ist kein Zaudern und Zögern wahrzunehmen. In allen Bereichen ist voller Einsatz zu erkennen. Im Marketing, in der Kommunikation, im Vertrieb, vor allem in den USA. BMW hat wahrscheinlich einen längeren Atem als das quartalsgetaktete Unternehmen General Motors in Detroit. Dort wird allerdings eifrig an einer Neuauflage des Volt gearbeitet, dem Schwestermodell des Ampera, der 2016 auf den Markt kommen soll. Vielleicht kommt dieses Modell auch als Nachfolger für den Ampera nach Europa, spekuliert die Detroit Free Press. Das Scheitern des Opel Ampera hat viele Gründe.
Obwohl der Opel Ampera von einer Fachjury aus internationalen Motorjournalisten 2012 zum Auto des Jahres befördert worden war, ließ sich diese Auszeichnung nicht in Verkaufszahlen umsetzen. Nebenbei wieder ein Beweis dafür, dass solche Autopreise schlicht nichts zu bedeuten haben und nichts zum Erfolg eines Modells beitragen, höchstens ein wenig den Stolz der Entwickler streicheln.
Auch für BMW i gilt: Absolute Sicherheit in Richtung Erfolg gibt es nicht. Dass der BMW i3 dieses Jahr bei der Wahl zum Auto des Jahres hinter dem Peugeot 308 „nur“ auf dem zweiten Platz landete, ist eher ermutigend für seinen Erfolg, als es ein Sieg gewesen wäre. Zu viele Autos des Jahres sind auf dem Markt gefloppt. Der Erfolg von Elektroautos hängt vom „Umparken im Kopf“ ab, was die Opel-Werbung treffend und ziemlich erfolgreich für das Opel-Image formuliert hat. Der Weg zur Elektromobilität ist aber für alle noch lang und steinig. Im Unterschied zu BMWi hatte Opel zum Verkaufsstart des Ampera auch noch ein Image-Problem der Marke insgesamt. Kam der Ampera zu früh? Heute steht Opel in Sachen Image deutlich besser da. Ein Verkaufsstopp des Ampera kommt da zur Unzeit.
Auch für die e-Modelle aus dem Volkswagen-Konzern besteht wohl keine Gefahr, auf dem Markt zu scheitern. Volkswagen hat kein Image-Problem. Im Gegenteil. Der Konzern gilt als innovativ und zukunftsorientiert, als stabiler Fels in der Brandung volatiler Weltmärkte. Zudem achtet VW auf die Balance zwischen Angebot, Kundenwünschen und Preispolitik. Der e-Golf startet bei rund 35.000 Euro mit einer mehr als ordentlichen Grundausstattung.
Der Preis beinhaltet eine Garantie von acht Jahren oder 160.000 km für die Batterie. Ein kostenloses Mobilitätspaket umfasst zudem das Anmieten eines Ersatzfahrzeugs in den ersten drei Jahren nach dem Fahrzeugkauf für einen Zeitraum von bis zu 30 Tagen pro Jahr inklusive einer gestaffelten Anzahl an Freikilometern. Gemietet werden können VW-Modelle vom Up bis zum Sharan.
Zur Serienausstattung des viertürigen VW E-Golf zählen eine Klimaautomatik mit Standheizung, ein Radio-Navigationssystem, eine Frontscheibenheizung und ein LED-Tagfahrlicht. Außerdem kommt der VW E-Golf serienmäßig mit LED-Schweinwerfern zum Kunden.
Das Grundproblem für alle Hersteller von Elektrofahrzeugen bleibt: Es gibt zu viele attraktive, deutlich billigeres und hoch effiziente Alternativen mit Verbrennungsmotoren. Mehr Reichweite, niedriger Kaufpreis und viele Vorteile mehr. Erst wenn die Politik ernst macht und attraktivere Rahmenbedingungen für E-Mobilität realisiert, werden Käufer bereit sein, umzusteigen. Davon ist Deutschland allerdings weit entfernt.
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