Spekulationen um Andreas Renschler: Kann es sein, dass sich Ferdinand Piëch für das Engagement Bernd Pischetsrieders im Daimler-Aufsichtsrat revanchieren will?

Die Stuttgarter Zeitung will aus den sibyllinischen Äußerungen des VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch in Stuttgart ein Angebot an Renschler herausgehört haben. Abwegig ist dies nicht. Auf die Frage, „womit haben Sie Renschler geködert?“ soll Piëch geantwortet haben: „Ich habe noch keinen Kommentar dazu, denn erst einmal muss der Aufsichtsrat etwas entscheiden.“ Nach einer Pause habe er dann noch ergänzt: „Hinterher können Sie sagen, die Besten ködern die Besten.“

Wie immer sind auch das Worte für die Ewigkeit.

Tatsächlich lässt sich hinter der Stirn des großen Aufsichtsratsvorsitzenden Vieles vermuten, aber kaum Klartext lesen. Wagen wir einmal folgende Spekulation: Ferdinand Piëch war ziemlich sauer, als  bekannt wurde, dass der von Piëch aus dem VW-Chefsessel hinaus komplimentierte Bernd Pischetsrieder in den Daimler-Aufsichtsrat einziehen soll. Eine so hoch angesiedelte Position wie ein Aufsichtsratsmandat bei Daimler hätte nicht an einen in den Augen Piëchs gescheiterten und wenig erfolgreichen CEO wie Pischetsrieder gehen dürfen. Immer wieder soll Piëch gesagt haben: „Der kann´s net.“ Außerdem könnte Pischetsrieder noch immer  VW-Langzeit-Wissen zum Wettbewerber Daimler tragen. Pischi war immerhin Chef des Volkswagen-Konzerns.

Zudem muss man daran erinnern, dass das Verhältnis Volkswagen zu Mercedes-Benz seit dem Erscheinen der A-Klasse sehr delikat, wenn nicht gespannt ist. „Die A-Klasse gegen den Golf zu stellen, ist eine Kriegserklärung gegen Volkswagen“, sagte mir einmal der inzwischen gestorbene Ex-Daimler-Chef Joachim Zahn. „Piëch wird sich immer daran erinnern, dass Daimler das ungeschriebenes Gesetz gebrochen hat, nicht nach unten in das Golf-Massengeschäft zu gehen.“ Zahn weiter: „Die erste Antwort auf die A-Klasse ist zweifellos der Phaeton als Angriff auf die S-Klasse. Piëch hat entschieden: Wenn Mercedes ins Golf-Segment geht, dann gehen wir in die Oberklasse“, interpretierte Zahn die Modellpolitik beider Unternehmen.

Ähnlich würde Zahn jetzt ein Angebot Volkswagens an einen Daimler-Vorstand werten. Als nachvollziehbare Revanche dafür, das Daimler den Ex-CEO Pischetsrieder in den Aufsichtsrat holen will. Auch wenn das noch nicht vollzogen ist: Die Daimler-Hauptversammlung im April wird zweifellos Pischetsrieder in den Aufsichtsrat berufen.

Dass Piëch noch sagt, „die Besten ködern die Besten“ impliziert auch noch das Gegenteil, nämlich dass die Schlechten die Schlechten ködern. Im Verständnis Piëchs sind weder Daimler noch Pischetsrieder gut. Immer wenn Piëch maliziös lächelnd subtil tief blicken lässt, zunächst unverständliche Sätze formuliert, dauert es, bis seine Zuhörer die Tiefe seiner Aussage erkennen. Piëch ist ein Meister darin, glasklar in Rätseln zu formulieren. Wer ihn kennt, versteht auf Anhieb. Wer ihn nicht kennt, bleibt beim Rätsel raten.

Aber eines ist auch klar: Ferdinand Piëch ist kein Spieler, der niedrigen Rachegelüsten nachhängt. Bei aller Freude am Revanchieren steht für ihn zweifellos immer sein Ziel im Mittelpunkt: Volkswagen zur Nummer eins auf der Welt zu machen. Er würde Renschler nicht holen, wenn er nicht überzeugt wäre, dass dieser ihm helfen kann, das Ziel zu erreichen.

 

1 Kommentar zu "Spekulationen um Andreas Renschler: Kann es sein, dass sich Ferdinand Piëch für das Engagement Bernd Pischetsrieders im Daimler-Aufsichtsrat revanchieren will?"

  1. Helmut Rohleder | 31. Januar 2014 um 11:13 | Antworten

    Jetzt stellt sich mir die Frage: Kennen SIE Herrn Piech?
    Raten Sie auch nur Rätsel, oder können Sie die glasklaren Aussagen interpretieren?

    Helmut Rohleder

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*