Artikel von Peter Groschupf

ADAC-Skandal Gelbe Engel: War da was? Das Amtsgericht München prüft noch immer Gemeinnützigkeit des Vereins

Die Zeit heilt offenbar alle Wunden. Auch jene verlorener Glaubwürdigkeit. Freudig vermeldet zum Beispiel Audi aktuell „drei Klassensiege bei Deutschlands größter Kundenzufriedenheitsstudie“ – dem ADAC Kundenbarometer 2015.

Dieses hat natürlich nichts mit der manipulierten Wertung der Gelben Engel zu tun, die es schon lange nicht mehr gibt und den ADAC 2014 in seine größte Krise gestürzt haben.Der Präsident musste zurücktreten, zahlreiche involvierte Führungskräfte wurden gefeuert. Der ADAC gelobte Besserung und eine neue Vereinsstruktur, in der Geschäftsinteressen und Mitglieder-Service streng getrennt werden sollten.


Compliance: Wackelt das Sponsoring der deutschen Fußball-Nationalmannschaften durch Mercedes-Benz?

„Unsere strengen Compliance-Richtlinien könnten das Ende unseres Engagements beim Deutschen Fußballbund bedeuten“, mutmaßt ein mit dem Thema vertrauter Daimler-Manager. Obwohl das Unternehmen nicht das Geringste mit möglichen schwarzen Kassen beim DFB zu tun habe, dürfte die noch für Recht und Integrität bei Daimler zuständige ehemalige Bundesverfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt not amused sein, sich noch vor ihrem Wechsel in den Volkswagen-Vorstand mit den fragwürdigen Entwicklungen beim DFB befassen zu müssen.
Sollte sich bewahrheiten, was der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger beinhart behauptet, dass es beim DFB schwarze Kassen gab, dann müsste nach Überzeugung eines Compliance-Experten „Mercedes-Benz das Sponsoring der Nationalmannschaft einstellen“. Denn es sei nicht auszuschließen, „dass es Berührungen zwischen Sponsor-Geldern und dubiosen Konten gegeben hat“.
Grundsätzlich dürfe Daimler nach den eigenen „eisern eingehaltenen Regeln nicht mit Unternehmen und Institutionen zusammen arbeiten, die Korruption geduldet, gefördert oder praktiziert haben“. Wie zu hören ist, werde bei Daimler bereits geprüft, welche Auswirkungen schwarze DFB-Kassen auf das seit 1990 bestehende Engagement des Autobauers haben könnte. Erst 2011 war der Sponsoring-Vertrag bis 2018 verlängert worden.
Damals sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche: „Die Zusammenarbeit zwischen Mercedes-Benz und dem Deutschen Fußball-Bund ruht auf einem starken Fundament – den gemeinsamen Werten Verantwortung, Faszination und Perfektion. Dies sind auch künftig die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kooperation.“ Der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte: „In unseren Nationalmannschaften legen wir großen Wert auf Teamgeist und gegenseitigen Respekt. Die Partnerschaft mit unserem Generalsponsor Mercedes-Benz wird vom gleichen Geist getragen. Wir freuen uns daher sehr, die bewährte Zusammenarbeit weiterhin fortsetzen zu können.“ Über die Höhe des Sponsorings wurde nichts gesagt, Sport-Bild schrieb einmal von 50 Millionen Euro in sechs Jahren.


Porsche SE: Der Rückzug Martin Winterkorns ist keine Überraschung – Pötsch wird Nachfolger

Die Pressemitteilung der Porsche SE, die am Samstag um 17 Uhr versandt wurde, war wirklich keine Überraschung. Dass Martin Winterkorn sich auch aus dem Amt als Vorstandsvorsitzender der Porsche SE zurückziehen würde, war zu erwarten. Ob er letztlich dazu gezwungen werden musste, bleibt zunächst ein weites Feld für Spekulationen. Insider behaupten, er wäre gerne Chef der Holding geblieben, die ja eine Aktienmehrheit bei Volkswagen hält. Dass er damit auch die Arbeit seines Nachfolgers bei der Volkswagen AG Matthias Müller beeinflussen könnte, macht die Unsinnigkeit deutlich, auf diesem Stuhl beharren zu wollen. Eigentlich unvorstellbar, dass Winterkorn diesen Interessenkonflikt nicht gesehen hat. Allerdings klingt die Pressemitteilung nicht nach freiwilligem Rückzug. „Die Porsche Automobil Holding SE, Stuttgart (,Porsche SE), hat sich mit Prof. Dr. Martin Winterkorn darüber geeinigt, dass dieser seine Tätigkeit als Mitglied und Vorsitzender des Vorstands der Porsche SE zum Ablauf des 31. Oktober 2015 beendet.“


Überraschung des Tages: Christine Hohmann-Dennhardt wechselt von Daimler zu Volkswagen

Das ist die Überraschung des Tages: Daimler-Vorständin für Compliance Christine Hohmann-Dennhardt wechselt aus dem Daimler-Vorstand zur Volkwagen AG. Diese kluge Entscheidung kann helfen, VW in ruhigeres Fahrwasser zu navigieren.

Wenn es um Übergeordnetes geht, ist die deutsche Autoindustrie offenbar bereit, Wettbewerbsdenken über Bord zu werfen. Dass der Daimler-Aufsichtsrat der Bitte von VW nachgekommen ist, die Vorständin freizugeben, ist offenbar bei Daimler sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsratspräsidium auf große Bereitschaft gestoßen.


„Pötsch als Aufsichtsratschef wäre das falsche Signal“ – Gegen den VW-Finanzchef formiert sich Widerstand auch im Aufsichtsrat

Die VW-Affäre zieht weitere Kreise. Angeblich soll es erste Geständnisse und massive Schuldzuweisungen geben. Die Schlammschlacht gegenseitiger Beschuldigungen ist in vollem Gang. Der gewerkschaftlich dominierte Aufsichtsrat tut sich schwer, Licht ins Dunkel zu bringen. Schließlich trägt das Garemium indirekt eine gewisse Mitverantwortung, denn es hat das Führungs-Klima im Konzern mit getragen, wenn nicht sogar mit geprägt.

Im Präsidium sieht sich die Kapitalseite mit Wolfgang Porsche einer gewerkschaftlich orientierten Phalanx gegenüber, bestehend aus Ex-IG-Metallchef Berthold Huber, Betriebsratschef Bernd Osterloh und Stellvertreter Stefan Wolf. Obwohl SPD-Ministerpräsident Stephan Weil für das Land Niedersachsen der Kapitalseite zugerechnet wird, macht er aus seiner Nähe zur Gewerkschaft kein Geheimnis.


Der Polo GTI ist nicht mehr der kleine Bruder des Golf GTI

Als 1976 der erste Golf GTI die Straßen eroberte, erschienen 110 PS als wahnwitzige Übermotorisierung, die mindestens eine Rennlizenz erforderlich machen müsste. Wir haben uns schnell daran gewöhnt, dass gut motorisierte Kompaktfahrzeuge nicht nur Spaß machen, sondern bei aller Kraftmeierei dank exzellenter Fahrwerke auch beherrschbar sind. Die Fahrwerkstechnik ist nicht mehr mit der aus den Siebzigern vergleichbar und längst hoher Motorleistung angepasst.


Scheinheiligkeit kennt keine Grenzen: Ausgerechnet der ADAC nennt den VW-Skandal „fatale Verbrauchertäuschung“

Wie schreibt der Chefredakteur der ADAC-Motorwelt in seinem neuesten Editorial? Er nennt die VW-Manipulation schamlos scheinheilig „fatale Verbrauchertäuschung“. Das Sprachrohr des ADAC sollte mit solch zugespitzten Begriffen doch etwas zurückhaltender sein, hat er doch selbst die Autofahrer mit seinen Gelben Engeln 2013 nach Strich und Faden getäuscht, ja auch betrogen. Obwohl es stimmt, dass VW die US-Behörden und auch die Verbraucher getäuscht hat, klingt ein solcher Begriff im ADAC-Sprachrohr Motorwelt irgendwie unangemessen. Der ADAC hat 2013 das Recht verwirkt, andere dort zu kritisieren, wo er selbst so versagt hat. Anders ausgedrückt: Der ADAC hat das Recht verwirkt, auf diesem Feld mit Steinen zu werfen. Das ist genauso deplatziert, als würde Uli Hoeneß sich das Recht rausnehmen, Steuerhinterziehung bei Kollegen zu kritisieren. Selbst wenn er Recht hätte, machte er sich damit lächerlich.


„Sitzt Piëch wieder heimlich am Steuer?“ fragt Bild. Nein: unheimlich!

Wer geglaubt hatte, dass sich Ferdinand Piëch nun zurückzöge, weil Martin Winterkorn zurückgetreten und der VW-Aufsichtsratsvorsitz bei Hans Dieter Pötsch in guten Händen wäre, hat die Zielstrebigkeit von Ferdinand Piëch nicht verstanden. Und schon gar nicht begriffen.

Ja, er ist wieder da! Und er wird weiter da sein. Sich einmischen und seine Vorstellungen durchsetzen.

Die neueste Nachricht ist nur für diejenigen eine Überraschung, die Piëch unterschätzt haben: Pötsch wird Gewerkschaftsmann Bertold Huber nicht als Aufsichtsratsvorsitzenden ablösen.


Der Spiegel irrte schon, als er im April einen Sieg Martin Winterkorns verkündete

Wie dramatisch die Entwicklung der letzten Monate im VW-Konzern ist, wird auch und vor allem in der Rückschau deutlich. Und ob aktuell Winterkorn Chef der Porsche-Holding bleiben will, wie der Spiegel schreibt, scheint reine Spekulation.

Nur noch mal zur Erinnerung: Am 24. April schrieb der Spiegel (Dietmar Hawranek) über Ferdinand Piëch: Er wollte VW-Chef Winterkorn loswerden, jetzt muss Aufsichtsratsboss Piëch selbst gehen. Der Konzernpatriarch hat seine Macht spektakulär überschätzt – und sich selbst einen mehr als unwürdigen Abgang beschert.“


Porsche-Chef Matthias Müller macht das Rennen bei Volkswagen, Ferdinand Piëch ist fast am Ziel – fast?

Es war die letzte Arbeitswoche für Martin Winterkorn, wie hier zu lesen war, als selbst Winterkorn noch auf eine Zukunft als VW-Chef baute. Das Handelsblatt schreibt, der Rücktritt Winterkorns sei deshalb tragisch, weil Winterkorn eben erst einen Machtkampf mit dem VW-Eigentümer und Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch für sich hatte entscheiden können. Der Autor übersieht, dass der vermeintliche Sieg Winterkorns über oder gegen Piëch nicht einmal ein Pyrrhussieg war, sondern lediglich eine vertagte Entscheidung. Der Sieger heißt ganz und gar nicht Winterkorn, was wir ja nun augenscheinlich vorgeführt bekommen haben.


Rücktritt wahrscheinlich: „Das ist wohl die letzte Arbeitswoche Winterkorns an der VW-Spitze“

 

Ein Satz wie Donnerhall. Ausgesprochen von einem, der kommenden Freitag mit entscheiden wird, ob Winterkorns Vertrag um zwei Jahre verlängert wird. Dass der längst verlängert worden sein soll, ist auch von vielen Medien falsch verstanden worden. Bislang hat nämlich nur das Aufsichtsratspräsidium „einstimmig beschlossen, dem Aufsichtsrat der Volkswagen AG vorzuschlagen, in seiner Sitzung am 25. September 2015 mit Professor Dr. Martin Winterkorn einen neuen Vertrag als Vorsitzender des Vorstandes der Volkswagen AG mit einer Laufzeit bis 31. Dezember 2018 zu schließen.“


VW gibt Abgasmanipulation in den USA zu: Tritt VW-Chef Martin Winterkorn zurück?

Der VW-Chef ist nicht zu beneiden. Erst die durch Ferdinand Piech ausgelöste „Distanzierungs“-Diskussion, dann der von Piëch verhinderte Wechsel „Wikos“ auf den Posten des Aufsichtsratschefs und nun das Eingeständnis, dass Volkswagen bei Abgasmessungen in den USA betrogen hat. Für Volkswagen ist das der Mega-Gau.

Die schwierigen US-Geschäfte dürften nun noch schwerer werden. Und Martin Winterkorn steht nun unglaublich unter Druck. Deutet er gar mit diesem Satz am Sonntag seinen Rücktritt an? „Die Geschehnisse haben für uns im Vorstand und für mich ganz persönlich höchste Priorität.“ Und weiter: „Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben.“



Was mir auf und nach der IAA so auffiel… Autohersteller sind mehr als Blechbieger!

Die dümmste Überschrift steht auf Spiegel online:„Aus Blechbiegern werden Digital-Konzerne“ Was für eine Abwertung der Ingenieur-Leistung! Die verbale, der reißerischen Zuspitzung geschuldete Formulierung ist absoluter Schwachsinn. Haben die Fahrzeug-Konstrukteure tatsächlich nur Blech gebogen, die Autos nicht immer sicherer gemacht? Sind unsere Autos in den letzten 20 Jahren nicht in jedem Detail beeindruckend besser geworden? Nur durchs Blech biegen? Ein bisschen mehr Respekt wäre auch bei Autokritikern durchaus angebracht.


Muss das Automobil wirklich neu erfunden werden?

Wenn man sich die IAA-Reden so zu Gemüte führt, hat man den Eindruck, also ob das Auto als mechanisches Verkehrsmittel abgeschafft und wir bald als e-mail, jedenfalls digital auf Reisen gehen. Das ist natürlich Unsinn. Wir werden auch in ferner Zukunft nicht an unser Ziel gebeamt, sondern fahren weiterhin in immer besseren, immer sichereren und uns fahrerisch mehr und mehr entlastenden Automobilen. Irgendwann sogar unfallfrei.


„The return of Borgward“ – ist wohl die größte Enttäuschung auf dieser IAA

Borgward Coupé als Appetit-Anreger in Genf
Borgward Coupé als faszinierender Appetit-Anreger in Genf

Was beim Autosalon in Genf im März noch zu emotionalen Schauern automobiler Erregung und zu einem Hauch retronaler Gänsehaut geführt hat, entpuppt sich auf der IAA als langweiliges Me-too-Crossover in langweiligster Beliebigkeit ohne Charisma: Das soll die Wiederauferstehung der Marke Borgward sein???