Hyundai Tucson: Robust-eleganter Geländegänger

Schon der Name ist ein Versprechen: Tucson heißt nicht nur die Stadt in Arizona mit dem Flair von abenteuerlicher Wildwest-Romantik, sondern auch der elegant-robuste Geländegänger-SUV von Hyundai, der sowohl auf dem Boulevard als auch im Gelände mit optionalem Allradantrieb zu überzeugen weiß.

Aber das ist noch nicht alles: Zahlreiche Assistenten, komfortable Sitze, ein modernes Cockpit und ein ausgewogenes Fahrwerk sorgen für ein hohes Maß an Sicherheit und entspanntes Reisen auch auf langen Strecken. Immer wieder fragen wir uns, warum wir einmal Vorbehalte gegenüber koreanischen Autos hatten. Vielleicht deshalb, weil sie vor 20 Jahren tatsächlich unsere verwöhnten Ansprüche nicht erfüllen konnten. Die Koreaner legen aber ein dermaßen hohes Tempo beim Eingehen auf höchste, besonders deutsche Ansprüche vor, dass den europäischen Herstellern Angst und Bange werden kann.

Wie lange werden deutsche Premium-Marken ihren Image-Vorsprung halten können?

Die dynamische Frontpartie  zeichnet den Tucson aus

Die dynamische Frontpartie wurde in Rüsselsheim designt

Es wird nicht mehr lange dauern, bis vor allem einheimische Premium-Marken ihren Image-Vorsprung verloren haben, für den die Kunden (noch) Premium-Preise zu zahlen bereit sind. Wenn diese Hersteller in Sachen Kundenorientierung nicht dazulernen und zum Beispiel ihre knauserige Zwei-Jahres-Garantie nicht grundsätzlich auf fünf oder sieben Jahre (Kia) erweitern, werden sie Kunden verlieren. Die angeblich großzügige Kulanzregelung, die hier zu Lande immer ins Feld geführt wird, endet nicht selten in einer unwürdigen Bettelei des Kunden beim Vertragshändler, Reparatur-Kosten per Kulanz zu übernehmen. Und oft sind die deutschen Hersteller nur bereit, „als großzügiges Entgegenkommen“ einen Teil davon zu übernehmen. Oder nehmen wir das Navi-Karten-Update, das bei Hyundai fünf Mal kostenlos ist, aber bei anderen Herstellern jedes Mal teuer bezahlt werden muss.

Wir haben für unsere Testfahrt den Hyundai Tucson 1.6 Turbo-Benziner mit 177 PS und 7-Gang-Doppelkupplungs-Getriebe mit Allradantrieb und der Premium-Ausstattung gewählt, der mit einem Basispreis ab 34.750 Euro in der Liste steht und mit Doppelkupplungsgetriebe ab 36.800 Euro kostet. Die preiswerteste Variante mit Vorderradantrieb ist schon ab 27.950 Euro zu haben.
Die Liste der Extras ist extrem kurz. Metallic und der attraktive Mineraleffekt kosten 590 Euro. Navi mit Rückfahrkamera steht ebenso mit 0 Euro in der Preisliste wie die LED-Hauptscheinwerfer. Das Panorama-Glas-Schiebedach kostet 1.200 Euro, das Lederpaket 1.600 Euro. Mit 1.100 Euro überraschend teuer erscheint das elektronische Sicherheitspaket mit autonomem Notbrems-Assistenten, Frontkollisionswarnung, Totwinkelassistent, Spurhalte-Assistent, Verkehrszeichen-Assistent. Im Wesentlichen war´s das schon an aufpreispflichtigen Extras, wenn man nicht noch ein paar optische Individualisierungswünsche hat.

In Europa entwickelt und produziert

Der Tucson war uns schon beim Einsteigen sympathisch. Die Materialausstattung und die Verarbeitung, die ästhetisch geformte Ergonomie reichen in Sachen Qualität durchaus an deutsche Premium-Produkte heran. Auch hier haben die Koreaner schnell gelernt. Was heißt Koreaner: Der Design-Chef Peter Schreyer kommt von Volkswagen, hat schon Audis geformt und setzt nicht nur formal auf Qualität, sondern weiß auch, wie wichtig die haptische Anmutung der Materialien im Innenraum ist. Die Globalisierung im Automobilbereich ist so weitreichend, dass sich auch kulturelle Unterschiede und formaler Geschmack vermischen, zumal weil auch die Designer und Ingenieure international wirken. Außerdem wurde der neue Tucson im europäischen Design-Zentrum der Marke in Rüsselsheim entworfen, im benachbarten Entwicklungszentrum konstruiert und in Tschechien produziert. Mehr Europa geht eigentlich kaum.

Das Navi gehört zu den Besten auf dem Markt

Vielleicht erscheint das Cockpit auf den ersten Blick mit Schaltern und Knöpfen überladen, aber dieser Eindruck legt sich schnell, weil sich die Bedienbarkeit und Platzierung als logisch, übersichtlich und selbsterklärend erweist. Die Tasten im Lenkrad, die im Blinker- und Scheibenwischerhebel integrierten Funktionen, die Knöpfe unterm großen Navigations-Display

Das Cockpit erfüllt hohe Ansprüche an Form, Material und Verarbeitung        Fotos: Hyundai

Das Cockpit erfüllt hohe Ansprüche an Form, Material und Verarbeitung.              Fotos: Hyundai

oder jene für die Klimatisierungsautomatik mit zwei Zonen: Man braucht nicht die (übrigens sehr umfangreiche) Bedienungsanleitung zu studieren, um klar zu kommen. Das Navi gehört in Sachen Darstellung und Funktionalität zum besten auf dem Markt. TomTom Live Service bietet Verkehrsinformationen in Echtzeit und beeindruckte uns immer wieder, in dem es uns bei Verkehrsstörungen effiziente Alternativrouten empfahl, die auch funktionierten. So muss das sein, während schlechte Navis den Stau oft erst melden, wenn man mitten drin steht.

Das radargestützte Auffahrwarnsystem mit autonomem Notfallbremsassistenten, ein Toter-Winkel-Assistent und eine kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung für Tempolimits und Überholverbote sind wichtige Elemente im Tucson. Dass das Radarsystem nicht auch dazu genutzt werden kann, den Abstand zum Vordermann zu halten, ist schade. Dennoch ist die automatische Geschwindigkeitsregelung besonders auf langen Autobahnfahrten eine Wohltat und ein Plus an Fahrkomfort. Das automatische Abstand halten haben wir schmerzlich vermisst.

Der Spurhalteassistent mit Lenkeingriff überbrückt fahrerische Unaufmerksamkeit zuverlässig, sobald sich das Fahrzeug der Fahrbahn-Grenze nähert. Weitere Assistenten sind der automatisierte Einparkassistent, der Bergabfahrassistent und der Anfahrassistent mit Auto-hold-Funktion beim Anfahren am Berg.

Der Tucson fährt sich wie ein komfortabler Pkw

Wie fährt er sich? Für einen SUV zweifellos sehr gut. Auf schlechten Straßen wirkt er zuweilen etwas straff, aber er vermittelt stets ein sicheres Fahrgefühl. Die Lenkung ist sehr komfortabel ausgelegt, was den Tucson leicht manövrierbar macht. Zuweilen haben wir aber das Gefühl für die Straße vermisst, was aber andere Fahrer ganz anders sehen mögen. Die 177 PS des 1,6-Liter-Turbobenziners zeichnen sich im Zusammenwirken mit dem Doppelkupplungsgetriebe als völlig ausreichend aus. Immerhin ist der SUV damit über 200 Stundenkilometer schnell.

Die Heckklappe öffnet sich wie von Geisterhand.

Die Heckklappe öffnet sich wie von Geisterhand und gibt viel Raum frei. Nur die Radhäuser stören.

Auf unserer Testfahrt schwankte der Verbrauch je nach Fahrweise zwischen acht und neun Litern. Das ist angesichts der fahrerischen Qualitäten bzw. Möglichkeiten noch dazu mit einem Benziner sehr wenig. Der akustische Fahrkomfort muss besonders erwähnt werden. Der Tucson gehört sicher zu den leiseren Fahrzeugen im Kreis der SUV. Erst jenseits von 160 km/h schwillt das Motorgeräusch vernehmbar an, bleibt aber immer im verträglichen Bereich.
Fazit: Der Hyundai Tucson als Nachfolger des 90.000-mal in Deutschland verkauften ix35 ist in jeder Beziehung auf dem Stand modernster Technik. Er kann locker mit deutlich teureren Modellen deutscher Premiumhersteller mithalten, bietet elektronische Assistenten in Hülle und Fülle und ist mit seinen fünf Jahren Garantie ohne Kilometerbegrenzung ein Angebot, das man jedenfalls in Erwägung ziehen muss, wenn man sich den Kompakt-SUV hingezogen fühlt.
spotonnews/pet

Technische Daten Hyundai Tucson 1.6 T-GDi Allrad SUV: Länge: 4,47 Meter, Breite: 1,85 Meter, Höhe: 1,64 Meter, Radstand: 2,67 Meter, Leergewicht: 1.609 Kilogramm, Tankinhalt: 62 Liter, Motor: Vierzylinder-Reihen-Ottomotor mit Turbolader, Hubraum 1.591 ccm, Leistung: 177 PS bei 5.500 U/min, max. Drehmoment: 265 Newtonmeter bei 1.500 bis 4.500 U/min, 0 – 100 km/h: 9,8 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h, Durchschnittsverbrauch NFZ 7,6 Liter Super auf 100 km, CO2-Emission kombiniert: 175 g/km, Euro 6, Preis (Premium-Ausstattung mit Doppelkupplungsgetriebe DCT) ab: 36.800 Euro.

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