Piëchs Rücktritt aus dem Aufsichtsrat muss nicht endgültig sein

Die Nachricht hat eingeschlagen wie die sprichwörtliche Bombe. Der Rauchpilz dürfte noch lange über der Wolfsburg zu sehen sein. Die Nachricht vom Rücktritt der Piëchs aus dem Aufsichtsratsgremium ist die Nachricht des Tages, die auf einigen Sendern noch vor der Berichterstattung über das Erdbeben in Nepal übermittelt wurde. Ein Erdbeben hat auch die Volkswagen-Pressemitteilung ausgelöst, die für manchen Piëch-Kritiker Anlass zur Freude gab. Doch ob damit entschieden ist, wer im VW-Machtkampf gewonnen hat, bleibt dennoch offen.

Als ich in meinem letzten Kommentar (siehe unten) die Frage stellte, ob Piëch überhaupt zur Hauptversammlung am 5. Mai kommen werde, dachte ich nicht daran, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dem Aufsichtsrat angehören würde. Der schnelle Zickzack-Kurs der Fakten überrascht sicher auch jene, die sich in schillernden Spekulationen ergaben. Die Insider aus allen „gut unterrichteten Kreisen“ hatten wohl nicht bedacht, dass „der Alte“ und seine Frau Ursula selbst die Konsequenzen ziehen würden.

Es fällt deshalb nicht schwer, nun dennoch über eine weitere nicht weniger radikale Kehrtwende im Machtpoker nachzudenken.

Es fängt an mit der Frage, ob sich ein Ferdinand Piëch je so unter Druck setzen lassen würde, aufzugeben. Auch wenn das unmöglich erscheint, aber es kann so kommen, dass Piëch wieder an die Spitze des Aufsichtsrats gewählt wird. Die Familien Porsche und Piëch haben nun mal die Aktienmehrheit. Wenn es Piëch gelänge den Familien-Clan Porsche auf seine Seite zu ziehen (wenn er nicht längst dort ist) und auch das Emirat Katar überzeugen würde, könnte er wieder zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt oder besser: gekrönt werden. Piëchs Rücktritt muss nicht endgültig sein. „Die Wahl des künftigen Vorsitzenden des Volkswagen-Aufsichtsrats erfolgt auf Vorschlag der Kapitalseite“, heißt es richtig in der VW-Pressemitteilung. Die Kapitalseite ist nun aufgerufen, der Hauptversammlung einen Vorschlag zu machen. Und der könnte durchaus wieder auf Ferdinand Piëch hinauslaufen. Es ist noch lange nicht aller Tage Abend.

Gewiss scheint dieses Szenario unrealistisch. Aber vor kurzem ist auch ein Rücktritt Piëchs von den „Experten“ als völlig ausgeschlossen bezeichnet worden. Weitere Überraschungen können also überhaupt nicht ausgeschlossen werden. Wer jetzt Piëch zum Verlierer macht, Winterkorn zum strahlenden Sieger (er würde nie öffentlich triumphieren, sondern schlicht zur Tagesordnung übergehen), liegt genauso falsch oder richtig wie die Experten, die das Ende Winterkorns beschworen haben.

Ich bin mir nur in einem absolut sicher und kann folgendes voraussagen: Es wird weitere Überraschungen geben, die niemand auf dem Zettel hat.

 

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