Der ADAC hat seine Glaubwürdigkeit verspielt: Nun müssen auch Präsident Peter Meyer und sein Geschäftsführer Karl Obermair zurücktreten!

„Daran führt kein Weg vorbei“, sagte mir Sonntagmorgen ein hochrangiger Automanager, nach dem ADAC-Pressechef Michael Ramstetter die Manipulation der Stimmen zugegeben hatte und zurückgetreten war. „Wer als Präsident oder Geschäftsführer des ADAC die Berichterstattung der Süddeutschen öffentlich einen journalistischen Skandal, an den Haaren herbeigezogen und frei erfunden nennt, macht sich mit dem Fälscher der Zahlen gemein und ist genauso verantwortlich wie der Urheber des Skandals. Meyer kann nicht mehr 18 Millionen Mitglieder vertreten, das ist für mich unvorstellbar.“

Sein Unternehmen, so der Manager, werde „keinen Gelben Engel mehr annehmen, bevor die Auszählungen der Stimmen nicht absolut rechtsfehlerfrei stattfinden und dies nachgewiesen werden kann“. Es sei anzunehmen, dass dies auch in den anderen Unternehmen so gesehen wird. Man werde dies auch zu einem Thema im Verband der Automobilindustrie (VDA) machen.

Der Skandal könnte größer kaum sein, denn der ADAC hat mit den Fälschungen alle bislang mit Gelben Engeln bedachten Firmen ins Zwielicht gebracht. Noch schlimmer erscheint der Skandal aber im Licht der unglaublichen Äußerungen von Präsident Meyer und Geschäftsführer Obermair. Beide hatten den Betrug in ihren Reden nicht nur geleugnet, sondern die Journalisten der Süddeutschen auch noch als Lügner dargestellt, die eine Skandal-Story an den Haaren herbeigezogen hätten. Nur die vier Buchstaben des ADAC seien richtig geschrieben gewesen. Michael Ramstetter verstieg sich in seiner typischen Sonnenkönig-Attitüde sogar zu der Äußerung, man werde rechtliche Schritte gegen die SZ einleiten.

Nun werden sich auch alle anderen Beteiligten fragen, ob sie selbst mit beschädigt wurden. Selbst Moderatorin Nina Ruge hatte ja versucht, die Wogen zu glätten, sich aber getraut, auch kritische Fragen zu stellen. Trotzdem: Niemand wird sich nach diesem ADAC-Skandal, der im Gegensatz zum angeblichen „journalistischen Skandal“ (Peter Meyer) wirklich einer ist, noch wohl fühlen können. Wer immer nicht nur in 2014 einen Gelben Engel in Empfang genommen hat, wird sich überlegen, ob er den Preis nicht besser aus der Vitrine nehmen soll, den Präsident Meyer noch am Sonntagmorgen nach dem Ramstetter-Geständnis auf der ADAC-Website „den wichtigsten Automobilpreis der Deutschen“ nennt. Wenn von 82 Millionen Deutschen gerade mal 3400 den Golf zum Lieblingsauto gewählt haben, ist die Behauptung, im Namen „der Deutschen“ zu sprechen, mehr als lächerlich. Hier tritt eine Arroganz der Club-Führung zu Tage, die deutlich macht, wessen Eitelkeiten hier gefördert werden: die des Präsidenten und seiner Führungsriege, zu der ja auch der geständige Ramstetter gezählt hat.

Hätte Meyer am Donnerstag in seiner Rede nicht so dick aufgetragen und zum Beispiel nur gesagt, man werde den Vorwürfen nachgehen und werde sie aufklären, müsste er jetzt nicht zurücktreten. Statt dessen auf sauber arbeitende Journalisten zu schimpfen, die sorgfältig recherchiert hatten, macht den Ramstetter-Skandal erst zum Präsidenten- und damit zum ADAC-Skandal.

Die Ausgezeichneten werden sich im nächsten Jahr mit ihrem Erscheinen schwer tun. Und Sätze wie der von BMW-Chef Norbert Reithofer werden keinem mehr so leicht über die Lippen kommen, der am Donnerstag sagte: „Wir freuen uns immer, vom ADAC einen Preis zu bekommen, denn der ADAC hat 19 Millionen Mitglieder. Deshalb hat der Preis einen hohen Stellenwert bei uns.“

Diesen Stellenwert hat der Gelbe Engel mit Sicherheit verloren, weil sich der Pressechef Ramstetter anmaßte, der Größte sein zu wollen. Wer wie er sagt: „Wenn ich die Kanzlerin frage, ob sie für die Motorwelt eine Kolumne schreibt, dann schreibt sie für uns“, legt eine Hybris an den Tag, die einfach nicht zu fassen ist.

Man kann sich vorstellen, dass die Verärgerung in den Führungsetagen der Autoindustrie nun sehr hoch ist. Eigentlich hatte am Donnerstag nur Audi-Chef Rupert Stadler ehrlich Skepsis geäußert und die zu dem Zeitpunkt noch nicht erwiesene Verzehnfachung von Stimmen in Frage gestellt. Und auch VW-Konzernchef Martin Winterkorn ging irgendwie auf Distanz, nannte eine Fälschung quasi in dubio pro reo „unvorstellbar“. Nach dem klar ist, dass sich die Vorwürfe als richtig erwiesen haben, dürften viele Zusagen zur nächsten Feier in der Hofkirche entfallen.

Es sei denn, der ADAC hat bis dahin eine neue Führungsspitze. Wie sagte der Manager aus der Führungsetage? „Daran führt kein Weg vorbei!“

 

 

 

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