ADAC-Skandal Gelbe Engel: War da was? Das Amtsgericht München prüft noch immer Gemeinnützigkeit des Vereins

Die Zeit heilt offenbar alle Wunden. Auch jene verlorener Glaubwürdigkeit. Freudig vermeldet zum Beispiel Audi aktuell „drei Klassensiege bei Deutschlands größter Kundenzufriedenheitsstudie“ – dem ADAC Kundenbarometer 2015.

Dieses hat natürlich nichts mit der manipulierten Wertung der Gelben Engel zu tun, die es schon lange nicht mehr gibt und den ADAC 2014 in seine größte Krise gestürzt haben.Der Präsident musste zurücktreten, zahlreiche involvierte Führungskräfte wurden gefeuert. Der ADAC gelobte Besserung und eine neue Vereinsstruktur, in der Geschäftsinteressen und Mitglieder-Service streng getrennt werden sollten.

Der Skandal wurde zum Medien-Erdbeben, vergleichbar nur mit Dieselgate oder einer gekauften Fußballweltmeisterschaft. Die Vereinsspitze wurde nicht müde, Asche auf viele Häupter zu schütten, warf sich vor der Öffentlichkeit mit dem Versprechen in den Staub, alles aufzuklären, alles zu ändern und alles wieder gut zu machen.

Niemandem sollte mehr von Gelben Engeln bei einer Panne nahegelegt werden, doch bitte eine neue Batterie zu kaufen oder Mitglied zu werden. Der ADAC wollte die Geschäftsbereiche neu ordnen, um Interessenkollisionen zu vermeiden. Dass es unglaubwürdig ist, ein Produkt auszuzeichnen, an dessen Herstellung der ADAC mitverdient, schien jedermann einzuleuchten.

Aus Sorge, dem Verein würden immense Steuernachzahlungen drohen, weil ihm die Gemeinnützigkeit entzogen werden könnte, wurden zahlreiche Restrukturierungspläne erarbeitet, Berater von Deloitte ins Haus geholt und ein hohes Tempo scheinbarer Aktivitäten vorgelegt.

Alles Schnee von gestern! Der Skandal hat zwar ein paar seiner Kinder gefressen, aber der ADAC gilt wieder als kompetent, Autos zu bewerten oder – wie beim Gelben Engel – durch seine Mitglieder bewerten zu lassen. Eine ADAC-Auszeichnung gilt in der Autobranche wieder als begehrenswerte Bestätigung für gute Produkte. Nicht nur Audi, sondern auch BMW Mini, Volvo, Skoda, Toyota, freuen sich, der Öffentlichkeit kundtun zu können, dass man in der ADAC-Kundenzufriedenheitsstudie ausgezeichnet wurde, bei der 20.000 Autobesitzer junger Fahrzeuge online befragt wurden. Vor zwei Jahren hätte man noch geschrieben: „…befragt worden sein sollen.“

Während die Hersteller nach Bekanntwerden der Manipulationen ihre Gelben Engel-Trophäen zurück gegeben haben, sind sie nun wieder stolz drauf, vom ADAC ausgezeichnet zu werden. Und irgendwann wird es auch wieder eine Party dazu geben. Die Öffentlichkeit vergibt zwar nie, aber vergisst schnell. „Ich habe den Eindruck“, kommentiert ein Insider, „dass der ADAC die Affäre ohne tiefgreifende Konsequenzen aussitzt. Die groß angekündigten neuen Strukturen – wo sind sie?“

Und was ist mit der Prüfung der Gemeinnützigkeit durch das Münchner Amtsgericht? „Das Amtsgericht München wird keine Entscheidung vor Abschluss der Umstrukturierungs-Maßnahmen des ADAC treffen. Ein Ende ist aus hiesiger Sicht derzeit nicht absehbar“, beantwortet die Gerichtssprecherin unsere Frage lapidar. Will heißen: So lange der ADAC keine neue Struktur vorlegt, wird auch nicht entschieden, ob er den gemeinnützigen Vereins-Status verliert. Das bedeutet: Warum sollte sich Grundlegendes ändern, wenn alles beim alten bleiben kann? Eine Anfrage beim ADAC, wann mit dem Abschluss einer Neustrukturierung zu rechnen ist, blieb bislang unbeantwortet.

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