Autofahren in Deutschland gerät medial immer mehr in den Bereich asozialer Handlungsweisen. Wie heute schon Raucher schräg angeschaut werden, die sich vor Büros und Restaurants schnell eine reinziehen, so wird Autofahren jenseits des Vierliter-Verbrauchs immer öfter als klima- und damit menschenfeindlich geächtet. Jedenfalls von Autogegnern und autokritischen Medien, die sich daran ergötzen, wenn sie der Bundesregierung vorwerfen können, dass sie sich für die deutschen Autohersteller einsetzt. Zum Beispiel bei der künftigen Verbrauchsregelung für Autos.
Wie massiv gegen das Auto gewettert wird, konnten die Leser der Süddeutschen am 4. Oktober auf Seite 4 erfahren. In einem Kommentar über die „Grünen, die ohne Verbote wären wie die Linkspartei ohne Sozialismus“.
Das hat zwar nichts mit Autofahren zu tun, aber der Autor versteht es, den Schwenk dorthin ganz unspektakulär zu vollziehen. Die Grünen könnten und dürften sich gar nicht Richtung FDP-Lücke hin entwickeln, weil der grüne Liberalismus dort aufhört, wo gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften bereits erreicht seien.
Die freie Entfaltung des Einzelnen habe aber durchaus Grenzen zu haben. Und darum sei es für die Grünen „geradezu konstituierend, in diese Entfaltung einzugreifen – weil es anders zuweilen nicht geht.“ Der Kommentator sanktioniert damit nicht nur die Forderung nach einem Veggie-Day, sondern bekräftigt auch die Berechtigung notwendiger Einschränkungen beim Autofahren. Was die Süddeutsche da schreibt, ist harter Tobak: Es bleibe für die Grünen noch einiges zu tun. „Innerstädtisches Autofahren etwa ist in Zeiten des Klimawandels kein schützenswerter Akt der Selbstentfaltung, sondern, sofern der Fahrer nicht alt, krank oder sonst wie eingeschränkt ist, rücksichtslos.“
Autofahren in der Stadt ist also böse und verantwortungslos, weil am Horizont der Klimawandel droht. Was für ein Unsinn. Selbstverständlich haben wir Meinungsfreiheit, und die Süddeutsche darf auch so kommentieren. Aber niemand muss sich aufgefordert fühlen, diesen Nonsens ernst zu nehmen. Die Grünen und ihre Protagonisten würden diese Freiheiten gerne einschränken und sind damit grandios an der Mehrheit der Wähler gescheitert.
Fazit: Nicht nur die Grünen wollen uns bevormunden und gängeln. Es sind auch renommierte Medien, die den Leser zu einem besseren Menschen erziehen wollen und ihm ihr Weltrettungs-Credo verabreichen. Dass die Menschen und Autofahrer am besten wissen, wie sie von ihrer individuellen Mobilität Gebrauch machen, wann sie mit dem Auto wohin fahren wollen, macht diese Art Gutmenschen-Bevormundung völlig überflüssig.
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