Mit dem neuen SUV-Coupé C-HR überrascht Toyota nicht technologisch, sondern in Sachen Design. Während die Modellpalette der Marke optisch eher braver Vernunft zuzurechnen ist, soll der neue C-HR Toyota auch als Design-Marke positionieren.
Die Frage „Design oder Nichtsein?“ hat Toyota bislang meistens mit sachlicher Emotionslosigkeit beantwortet. Damit ist die japanische Marke und Mutter des Hybridantriebs immerhin zum erfolgreichsten Autohersteller der Welt geworden. Der C-HR (Coupé High-Rider) soll nun auch jene Autokäufer ansprechen, denen das Toyota-Design bislang zu langweilig erschien.
Angesichts des neuen Modells könnte das auch funktionieren, denn der C-HR ist ein absoluter Hingucker. Dies konnten wir auch bei einer ersten Testfahrt rund um Madrid wahrnehmen, wo der neue SUV viele Blicke auf sich zog.
Der Firmenchef wollte mehr Freiheiten für die Designer
Sein extrovertiertes und durchaus polarisierendes Design verdankt der C-HR Firmenchef Akio Toyoda, der dazu aufgefordert hatte, den Designern mehr stilistische Freiheiten einzuräumen. Immer wieder wird das Toyota-Design bekanntlich als emotionslos kritisiert, was man beim C-HR nun überhaupt nicht mehr sagen kann. Toyota möchte nun genau jene design-orientierte Käuferschicht ansprechen, die im SUV-Segment das originell geformte Produkt suchen.
Tatsächlich hat Toyota mit dem C-HR die Coupé-isierung im Crossover-Segment auf die Spitze getrieben. Soviel Coupé gibt es kaum nirgendwo im SUV-Markt. Dass auf der hinteren Sitzbank dennoch ausreichend Kopffreiheit vorhanden ist, traut man dem Auto von außen betrachtet nicht zu. Der hintere Türgriff versteckt sich unterhalb des abfallenden Dachs in der C-Säule und macht in diesem kleinen Detail deutlich, wie frei die Designer ans Werk gegangen sind. Und gehen durften.
Bei aller filigranen Optik steht der C-HR ziemlich massiv auf der Straße. Große Radhäuser und eine erhöhte Bodenfreiheit lassen Robustheit erkennen, die typisch sind für einen SUV, dem man auch Beweglichkeit jenseits der Weidezäune zutraut. Dass die meisten Fahrzeuge dieser Gattung kaum jemals den Asphalt des Boulevards verlassen, ist bekannt, aber völlig unwichtig. Interessant ist aber, wie die Designer die Eleganz eines Coupés mit der formalen Bodenständigkeit eines Geländewagens kombiniert haben, die von den schwarzen seitlichen Schwellern unterstrichen wird.
Das ausnehmend fahrerorientierte Cockpit gibt dem Fahrer das Gefühl, alle Systeme beherrschen zu können. Tatsächlich ist die Erreichbarkeit aller Bedienelemente und die gesamte Funktionalität zu loben. Das Multi-Media-Navigationssystem auf dem acht Zoll großen Touchscreen ist zum Fahrer hin orientiert und sehr gut zu bedienen. Ergonomie aus dem Lehrbuch hat den Designern die Hand geführt. Absolut Gelungen: der Übergang des Armaturen-Trägers in die Türen. Hier haben die Designer ihren Sinn für Details manifestiert. Dies gilt übrigens auch für die Anmutung materieller Qualität der Oberflächen. Dekorative Elemente in schwarzen Pianolack mit mattsilbernen Applikationen schaffen eine Atmosphäre luxuriöser Wertigkeit. Dazu kommen blaue Leuchtbänder, die einen Hauch von High-Tech vermitteln.
Viele Extras sind serienmäßig an Bord
Selbstverständlich sind wichtige Sicherheits-Extras serienmäßig (!) an Bord. Pre-Collision-System mit Frontkollisionswarner, Notbremsassistent und autonomer Notbremsfunktion sowie Fußgängererkennung, Spurhalteassistent mit aktiver Lenkunterstützung, Verkehrszeichen-Erkennung, Fernlichtassistent und eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer gehören zur Serienausstattung. Der weiter entwickelte Parkassistent soll nun auch bis zu 22 Prozent kleinere Parklücken nutzen können als bisher. Tatsächlich zeigen die bisherigen Parkassistenten auf dem Markt nur die Einpark-Fähigkeiten, die auch ein Fahranfänger beherrschen dürfte. Allerdings haben wir das IPA-System (Intelligent Parking Assist) nicht ausprobiert. Die Hifi-Anlage von JBL mit 576 Watt Leistung und neun Lautsprechern sorgen für ein hervorragendes Klangerlebnis.
Bei der neuesten Generation des Hybridantriebs und seinen 122 PS Systemleistung wird der durchschnittliche Verbrauch mit 3,8 Liter auf 100 km angegeben. Der 1,8-Liter Benziner im Hybrid ist auf höhere Effizienz getrimmt worden. Alternativ ist der Toyota C-HR auch mit dem neuen 1,2-Liter Benziner mit Turbolader erhältlich, den Toyota erstmals im Auris präsentierte. Der Motor mit einer Leistung von 116 PS und maximal 185 Nm Drehmoment ist wahlweise an ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder an ein stufenloses Automatikgetriebe gekoppelt. Die Automatik kommt sowohl bei Versionen mit Frontantrieb als auch bei Allradversionen zum Einsatz. Mit dem 1,2-Liter-Motor kommt der Toyota C-HR auf Durchschnittsverbräuche ab 5,9 Liter auf 100 Kilometer, was einem CO2-Ausstoß von 135 g/km entspricht.
Das stufenlose CVT-Getriebe kann nicht begeistern
Das Fahren im neuen Toyota entspricht den Erwartungen, wobei das stufenlose Getriebe nicht begeistern kann, weil zu viel der Leistung in der linearen Stufenlosigkeit zu versickern scheint. Allerdings ist das stufenlose CVT-Getriebe deutlich leiser geworden. Gut gefallen hat uns das sich sehr gut per Hand schaltende Sechsgang-Getriebe. Sportliche Fahrleistungen sind bei allen Varianten nicht zu erwarten. Dennoch kommt kein Gefühl von kraftloser Trägheit auf. Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt, vermittelt die nötige Sicherheit und gibt keinen Anlass zur Kritik.
Fazit: Der neue SUV von Toyota besticht vor allem durch sein Design, das weit weg von emotionsloser Massenware durchaus polarisieren wird. Im Crossover-Segment wird er seine Freunde finden. „Ein SUV-Coupé, das den Crossover neu erfindet“, sagt Toyota. Obwohl ein wenig übertrieben, ist das nicht ganz falsch, denn der C-HR bereichert das Feld der kleinen Geländewagen durchaus.
Technische Daten Toyota H-CR Hybrid: viertüriger Crossover/SUV, Länge: 4,36 Meter, Breite: 1,79 Meter, Höhe: 1,55 Meter, Radstand: 2,64 Meter, Leergewicht: 1.380 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 377 Liter, Tankinhalt: 43 Liter, Motor: Reihenvierzylinder-Otto, Hubraum 1.798 ccm, System-Leistung inklusive Elektromotor: 122 PS bei 5.200 U/min, max. Drehmoment Verbrennungsmotor: 142 Newtonmeter bei 3.600 U/min, 0 – 100 km/h: 11 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h, Durchschnittsverbrauch: 3,8 Liter /100 km, CO2-Emission: 82 g/km, Preis ab: 21.900 Euro.
Hinterlasse einen Kommentar