Das Beetle Cabrio ist ein Sympathie-Träger erster Güte. Seine fröhliche Ausstrahlung lässt den Alltag vergessen und vermittelt Sommer-Feeling auch dann, wenn es regnet.
Es gibt nicht viele moderne Retro-Klassiker, die ein so positives Flair umweht wie das Beetle Cabrio. Anders als in einem teuren Sport-Roadster oder Cabrio genießt der Beetle uneingeschränkt gesellschaftliche Anerkennung. Immer wieder reckten Passanten angesichts des Beetle Cabrios den Daumen nach oben, was uns in einem offenen Lamborghini nicht passiert ist. Allerdings spricht dies nicht gegen den Lamborghini, sondern eher gegen unser leider neidgeprägtes Klima. Aber das ist eine andere Geschichte.
Eigentlich hat der aktuelle Beetle nichts mit seinem Ur-Ahn gemein, der von 1949 bis 1980 immerhin 330.300-mal vom Band gerollt ist. Dass der moderne Beetle bestenfalls rudimentär die Käferform des Vorgängers übernommen hat, macht ihn nicht weniger attraktiv. Wenn sich demnächst vom 19. bis 21. August die Käfer-Fans bei der Beetle Sunshinetour 2016 in Travemünde zusammenfinden, wird dieses Gefühl für eine besondere Art der Lebensqualität sichtbar. Uralte, alte und moderne Krabbeltiere auf vier Rädern werden jene positive Lebensart zelebrieren, die das Käfer Fahren seit jeher ausmacht. Das gilt ganz besonders für das Cabrio.
Wir fuhren die 105-PS-Version mit Benzinmotor (es gibt fünf Motorvarianten, auch Diesel, im Herbst kommen neue Motoren) und können konstatieren, dass diese Leistung in allen Lebenslagen ausreichend ist. Das sehr angenehm zu schaltende Sechsgang-Getriebe harmoniert in seiner Abstufung ausgezeichnet mit dem Motorcharakter, der allerdings nicht mit Drehmoment glänzen kann. Aber: Wer den offenen Beetle fährt, will tief durchatmen, die frische Luft genießen und den Kopf freibekommen von den trivialen Gedanken des Alltags. Sportliche Fahrdynamik spielt da eine untergeordnete Rolle. 10,9 Sekunden von null auf 100 km/h erscheinen lang, vom Gefühl her sind sie es nicht. Und mit 180 km/h Höchstgeschwindigkeit ist man immer noch zügig unterwegs. Wem das nicht ausreicht, der kann den Beetle auch mit 220 PS ordern und auf der freien Autobahn 230 km/h schnell sein. Aber was soll´s?
Das Beetle Cabrio rollt auf der Golf-Plattform
Beim Fahren über kurviges Terrain und schlechten Straßen fällt auf, wie verwindungssteif die Karosserie geworden ist. Das führt zu einem äußerst präzisen Lenkverhalten, wobei sich die elektromechanische Servolenkung als sehr angenehm erweist. Dabei benimmt sich der Beetle sowohl auf kurvenreicher Landstraße als auch auf der Autobahn wie ein modernes Auto mit einem gut abgestimmten Fahrwerk. Kein Wunder, rollt dieser Beetle doch auf der bewährten Golf-Plattform. An den Fahreigenschaften gibt es nichts auszusetzen. Wir haben zwar nie den Grenzbereich ausgelotet, sind aber sicher, dass der Beetle seine gutmütigen Eigenschaften auch dort zur Geltung bringt. Hier setzen die 105 PS allerdings Dynamik-Grenzen, die mit der 220-PS-Version durchaus auszuloten wären. Andererseits zeigte sich unser Testwagen mit einem Verbrauch von durchschnittlich und real erfahrenen 7,5 Litern entsprechend bescheiden, was man von dem 220-PS-Modell sicher nicht wird sagen können.
Der Reiz des Beetle Cabriolet ist – was denn sonst – das Fahren mit offenem Dach. Das so oft wie möglich zu nutzen, ist auch bei kühleren Temperaturen möglich. Einfach die Heizung auf volle Leistung stellen, und schon lässt sich das Cabrio auch in den Übergangszeiten als Cabrio nutzen. Mit dem optionalen Windschott lassen sich störende Wirbelwinde deutlich reduzieren.
Formale Bescheidenheit als Qualitäts-Merkmal
Die Armaturentafel in Wagenfarbe ist ein attraktives Zitat alter Käfer-Herrlichkeit. Dabei zeigen drei ineinander verbundene Rund-Instrumente samt zweier Handschuhfächer und dem Lenkrad mit Speichen ebenfalls in Wagenfarbe gleichermaßen Retro-Look als auch modernes Design. Es ist zweifellos sehr gut gelungen, die Vergangenheit mit der Moderne zu verbinden. Das durchaus schlicht gehaltene Interieur-Design ist gerade wegen seiner formalen Bescheidenheit ein absolutes Highlight, ein Hingucker der besonderen Art.
Das wohl wichtigste Detail des Beetle Cabrios: Das Verdeck macht einen sehr robusten und gut isolierten Eindruck. Selbst im Starkregen fühlten wir uns im Beetle Cabrio gemütlich aufgehoben. Wir haben immer wieder andächtig den aufs Dach klopfenden Regentropfen gelauscht. Das schafft ein Gefühl der Geborgenheit, wie es sonst nur Camper im Zelt erleben. Auch in der Waschstraße zeigt sich die Qualität der Dachkonstruktion: Wir vermelden absolute Dichtigkeit von allen Seiten.
Die großen Türen sind bequem und unpraktisch zugleich
Apropos: Dass sich das Dach bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h öffnen und schließen lässt, ist sehr praktisch und dem Fortschritt in der Verdeck-Mechanik zu verdanken. Es war und ist bei manch anderen Cabrios sehr unangenehm, wenn man an einer roten Ampel das Dach öffnen oder schließen will, weil es zu regnen beginnt oder die Sonne hervorkommt, und im stehenden Auto warten muss, bis das Verdeck in seiner Endposition angekommen ist. Wenn dann der Hintermann hupt, ist das der Fahrfreude nicht zuträglich. Nicht so im VW Beetle Cabriolet. In knapp zehn Sekunden ist es in seiner Endposition angekommen.
Die großen Türen machen das Aus- und Einsteigen in unseren engen Parklücken, geplant für die schmaleren Autos aus den Siebzigern, recht mühsam. Dafür ist das Ein- und Aussteigen für die hinten Sitzenden sehr leicht. Und wer auf große Reise geht, muss sich mit einem relativ kleinen Kofferraum zufrieden geben. Aber das weiß man, wenn man sich ein Beetle Cabrio zulegt.
VW bietet den Beetle in so vielen Farb- und Ausstattungsvariationen an, dass man leicht die Übersicht verliert. Vom Cabrio „Allstar“ (ab 27.025 Euro) bis zum „R-Line Exclusive“ (ab 32.725 Euro) gibt es neun Varianten. Dazu eine unendliche Zahl von Individualisierungsmöglichkeiten. Interessenten müssen sich viel Zeit nehmen, die Kataloge zu studieren. Dort erfahren sie dann, dass der billigste Beetle als Cabrio mindestens 22.800 Euro kostet, aber mit allen Extras locker über 35.000 Euro plus kommen kann. Das Beetle Cabrio ist sicher kein Sonderangebot, aber es stellt etwas ganz Besonderes dar. Ein wenig übertrieben erscheint uns die Möglichkeit, auch den Modell-Schriftzug auf dem Kofferraumdeckel in Chrom zu variieren: Beetle, Bug, Volkswagen, Käfer, Coccinelle oder Maggiolino stehen für je 33,30 Euro zur Wahl.
Technische Daten VW Beetle Cabriolet: Viersitziges Cabriolet mit zwei Türen, Länge: 4,29 Meter, Breite (mit Außenspiegel): 2,02 Meter, Höhe: 1,48 Meter, Radstand: 2,52 Meter, Wendekreis: 10,8 Meter, Leergewicht: 1.340 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 225 Liter, Tankinhalt: 55 Liter, Motor: Reihenvierzylinder-Benziner mit Turbolader, Hubraum 1197 ccm, Leistung: 105 PS bei 4.500 U/min, max. Drehmoment: 175 Newtonmeter bei 1.400 – 4.000 U/min, 0 – 100 km/h: 10,9 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h, NFZ-Durchschnittsverbrauch: 6,7, Liter auf 100 km, CO2-Emission: 126 g/km, Preis ab: 22.800 Euro.
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