CES Las Vegas: Der Kampf um die Pole Position beim autopilotierten Fahren ist voll entbrannt

Das Ei des Kolumbus? Daimlers Zukunftsvision vom autonomen Fahren

Ja, man könnte auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas den Eindruck gewinnen, auf einer Automesse zu sein. Soviel automobilen Andrang hat es wohl noch nie gegeben. Und es sind nicht nur die deutschen Hersteller, die ihre Entwicklungen zeigen, sondern auch die Asiaten und Amerikaner. Mit anderen Worten: Jeder will der erste in der Zukunft sein.

Der Innenraum hat nichts mehr von heutigen Fahrzeugen  Fotos: Daimler

Der Innenraum hat nichts mehr von heutigen Fahrzeugen Fotos: Daimler

Da besteht die Gefahr, dass der virtuelle Streit um die Spitzenposition in Enttäuschung beim Kunden umschlagen kann. Jetzt muss geliefert werden. Und zwar bald. Nicht erst in zehn Jahren. Audi, Mercedes-Benz, BMW, Kia, Ford, GM, um nur einig zu nennen, wollen den Auto-Piloten so schnell wie möglich einführen. Wie Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte, sind die Ingenieure weiter als die Gesetzgebung. Wer haftet, wenn es trotz aller technologischen Perfektion doch zu einem Unfall kommt? Und das ist nur eine von vielen bislang unbeantworteten Fragen.

Interessant auch, wie die hauptsächlich als Grafikkarten-Hersteller bekannte Firma Nvidia plötzlich mit einer Art Super-Computer aufwartet, der künftig in Audis und Fahrzeugen anderer Hersteller dafür sorgen wird, in Tausendstel Sekunden zu entscheiden, welche Objekte gefährlich werden oder nicht. Das System „NVIDIA DRIVE“ unterscheidet zum Beispiel zwischen Fußgängern und Radfahrern und könnte auch Automodelle auseinanderhalten, sagte Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang. Der Autocomputer ist dafür mit extrem hoher Rechenleistung ausgestattet und kann gleichzeitig Bilder von bis zu zwölf Kameras verarbeiten. „Das Auto der Zukunft wird von Software bestimmt“, sagen unisono die Entwickler und auch Audi-Entwicklungschef Hackenberg.

Wenn Audi-Chefingenieur Hackenberg extra darauf hinweist, dass Audi als erster Hersteller auf der CES präsentierte, wirkt das seltsam. „Audi ist der erste deutsche Autohersteller auf der CES gewesen. Wir sind zum fünften Mal da. Jetzt sind die anderen nachgekommen.“ Dieser Satz macht deutlich, wie die Autohersteller nicht nur um die Pole-Position kämpfen, sondern um jeden Zentimeter Vorsprung ringen.

Dabei ist es doch nicht wichtig, wer als erster auf der CES war, sondern wer als erster mit dem Auto-Piloten beim Kunden ist.

„Vernetztheit ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Sie prägt die Zukunft des Autos“, sagte uns Audi-Entwicklungschef Hackenberg. Das ist auch bei den anderen Herstellern zu hören: Der künftige Nutzen von Automobilen wird überwiegend von Software bestimmt werden. Die Motorleistung oder die Fahrwerksqualität tritt immer mehr in den Hintergrund. Die technische Qualität der Automodelle ist inzwischen bei fast allen Herstellern so hoch, dass es immer schwerer wird, einen Vorsprung zu erzielen. In Sachen autonomes Fahren wird die Software das entscheidende Kriterium sein, einen Vorsprung darzustellen.

Ist der Kunde bereit, das Steuer in seinem Auto an die Software abzugeben? Die Skepsis, die sich in vielen Umfragen der Marktforscher artikuliert, nimmt spürbar ab. Wer hat sich im Stau noch nie gewünscht, einfach rechts ranzufahren und ein Nickerchen machen zu können? Wer würde sich nicht gerne bei nerviger Fahrt den nörgelnden Kindern zu wenden können, die ständig fragen: Papa wann sind wir da? Wer kam noch nie knapp zu einem Termin und musste dann noch einen freien Platz im Parkhaus suchen? All diese Problemstellungen sind in einer hoffentlich nicht zu fernen Zukunft keine mehr. Autonomes Fahren wird mit Sicherheit von den Kunden nicht nur akzeptiert, sondern mit Begeisterung angewandt werden. Autonomes Fahren ist keine Bevormundung des Fahrers, sondern bringt auch mehr Sicherheit. Auch die Skeptiker werden bald die Vorteile erkennen und ihre Skepsis über Bord werfen.

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