Vertritt der ADAC-Präsident noch die Interessen deutscher Autofahrer? Vor einem Jahr forderte Peter Mayer die Senkung der Mineralölsteuer – jetzt will er sie erhöhen lassen

ADAC-Präsident Peter Mayer: Interessenvertreter der Autofahrer?

ADAC-Präsident Peter Mayer: Interessenvertreter der Autofahrer?

Viele ADAC-Mitglieder dürften sich verwundert die Augen reiben und die gleiche Frage stellen: Warum fordert Peter Mayer jetzt die Erhöhung von Steuern auf Kraftstoffe, die er doch vor nicht allzu langer Zeit massiv kritisiert hatte und sie sogar gesenkt wissen wollte?

Politik ist, wenn man trotzdem lacht. Im Ernst: Was vor ein, zwei Jahren falsch war, kann jetzt nicht richtig sein. Der Präsident des ADAC, Peter Meyer, forderte lautstark zum so genannten Benzingipfel 2011, über Steuersenkungen für die Autofahrer zu sprechen. „Um den Autofahrer zu entlasten, wäre es jetzt an der Zeit, die Mineralölsteuer in Deutschland auf das niedrigere Niveau in den Nachbarländern abzusenken oder die Ökosteuer auszusetzen“, sagte Meyer. Der ADAC-Präsident surfte damals auf einer lauten Klagewelle seiner Mitglieder über hohe Kraftstoffpreise. Der ADAC-Präsident als Populist.

Heute stimmt er in die Kritik der Maut-Gegner ein, die der ADAC von Anfang an abgelehnt hat, was ja durchaus berechtigt ist. Mayer ist nun auf einmal dieser Überzeugung: Wenn schon die Autofahrer einen Beitrag für die Instandhaltung der Infrastruktur leisten sollten, dann nicht über eine Maut. „Das einfachste wäre sicherlich, die Mineralölsteuer zu erhöhen“, sagte Meyer in einem Interview. „Das wäre zudem die gerechteste Lösung: Wer viel fährt, zahlt auch viel.“

Dass Mayer nun höhere Steuern fordert, leuchtet überhaupt nicht ein. Denn das ist das glatte Gegenteil von dem, was dieser Mann jahrelang gefordert hat. Man muss sich schon fragen, ob Mayer als ADAC-Mann mit seiner Meinung tatsächlich die Interessen der Autofahrer vertritt. Oder gar zurücktreten sollte. Denn deutlicher kann man die Interessen der Autofahrer nicht missachten. Und das als Präsident des ADAC, da bleibt vielen Mitgliedern sicher die Luft weg. Vielleicht gibt es jetzt sogar eine Austrittswelle.

Schon heute gilt, dass Vielfahrer mehr zahlen als Gelegenheitsfahrer. Das sollte auch dem ADAC-Präsidenten bekannt sein. Und sein Ressortleiter Verkehr, Ralf Resch, versteigt sich in den Tagesthemen gar zu dieser hanebüchenen  Äußerung : „Eine Vignette reizt zum Flatrate-Fahren. Da wird dann viel mehr gefahren als notwendig.“ Das heißt im Klartext, dass der ADAC den Autofahrer für jeden Kilometer zusätzlich zur Kasse bitten will, der über das notwendige Maß hinaus gefahren wird. Angesichts der Belastung für Autofahrer eine Frechheit. Außerdem schon heute über die Mineralölsteuer so üblich.

Ja sind die Funktionäre des ADAC denn nun total von der Rolle? Oder von den Grünen unterwandert? Von der Deutschen Umwelthilfe korrumpiert? Wie kann es angehen, dass ausgerechnet der ADAC die individuelle Mobilität einschränken bzw. verteuern will? Der ADAC kritisiert vermeintliches „Flatrate-Fahren“. Ich fasse es nicht! Da formuliert ja die Autogegner-Fraktion  zurückhaltender.

Als der ADAC-Präsident Mayer die Senkung der Mineral- und/oder Öko-Steuer forderte, weil die Kraftstoffpreise angeblich „unbezahlbar“ geworden wären, kostete der Diesel gerade mal 1,30 Euro der Liter Super 1,43 Euro. Und heute, bei noch höheren Preisen fordert der Repräsentant von über 18 Millionen Autofahrern die Erhöhung der Kraftstoff-Steuern?!?! Das verstehe, wer will. Der ADAC-Präsident als opportunistischer Wendehals, hoffentlich laufen die ADAC-Mitglieder gegen diese neue Richtung Sturm.

Waren Mayers Äußerungen nur ein Luftballon heißer Luft, um mal wieder in die Presse zu kommen? Ein ADAC-Präsident sollte in seinen politischen Forderungen aber eine gewisse Geradlinigkeit an den Tag legen. Heute niedrigere, morgen höhere Steuern zu fordern, fördert nicht gerade seine Glaubwürdigkeit. Und auch der ADAC sollte die des Clubs nicht leichtfertig verspielen. Wenn Mayer das mit diesem präsidialen Fauxpas nicht längst getan hat. Es gibt auch andere Automobilclubs, die noch immer die Interessen der Autofahrer vertreten.

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