Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo: Porsche unter Strom

Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo

Schon das Nennen des wohl längsten Autonamens der Welt macht atemlos: Die darin subtil wahrzunehmende Suggestion vom sparsamen Hybriden kann man sich aber abschminken.

Obwohl dieser Plug-in-Panamera knapp 50 Kilometer rein elektrisch fahren kann, stehen bei unserer Testfahrt am Ende 15,5 Liter Verbrauch auf der Benzinverbrauchs-Anzeige. Aber jeder Liter war es wert, müssen wir zugeben. Der Wumms von 850 Newtonmetern aus V8-Benziner und E-Motor führt zu einer Art Katapultstart wie auf einem Flugzeugträger. Und es macht Spaß, diese Kraft bei jeder Gelegenheit abzurufen. Im Zusammenspiel eines brachialen V8-Treibsatzes mit dem Elektromotor entsteht eine Art Urgewalt, die auch vor den 2,3 Tonnen Leergewicht nicht zurückschreckt und den Panamera in verdammt kurzen 3,4 Sekunden auf 100 km/h katapultiert. Das ist etwa die gleiche Zeitspanne, die vergeht, wenn man den Namen dieses Panamera ausspricht.

Der offizielle Normverbrauch geht an der Wirklichkeit vorbei

Der offizielle Normverbrauch dieses Plug-in-Hybriden von drei Litern steht sinnbildlich für den Unsinn jener theoretischen Normwerte, die mittlerweile durchaus fake news genannt werden dürfen. Allerdings werden nun auch die verbrauchten 17,6 kWh/100 km mit angegeben, die allerdings nicht viel daran ändern und nur gelten, wenn zuvor die Batterie voll aufgeladen war. Auf einer

Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo                   Fotos: Porsche

Fahrt über Land wird zwar regelmäßig beim Bremsen bzw. im Schubbetrieb rekuperiert, voll geladen ist die Batterie aber erst nach ein paar Stunden am Ladekabel. Der theoretische Fantasie-Wert des Benzinverbrauchs wird mit voller Batterie berechnet, die den Verbrauch von Benzin tatsächlich auf den ersten 100 Kilometern rechnerisch auf diesen niedrigen Normwert reduziert. Sparsam ist alos nur die Theorie. Allerdings ist nicht anzunehmen, dass dieser Panamera gekauft wird, um sparsam unterwegs zu sein.

Den Panamera als Plug-in-Hybrid anzubieten, ist auch dem US_Markt geschuldet, wo zum Beispiel in Kaliforniens Stau-Hauptstadt Los Angeles spezielle Fahrspuren für Hybride eingerichtet wurden. Weil es inzwischen dort so viele Hybrid-Fahrzeuge gibt, steht man dort allerdings auch auf der Hybrid-Spur in immer länger werdende Staus, weil Hybride dort immer weniger zur Ausnahme geworden sind. Ähnlich wie in der Formel 1 sieht Porsche den Hybridantrieb mit Elektromotor auch nicht als Technik zum Benzinsparen, sondern als Power-Booster, als zusätzliches Element, die Fahrleistungen zu steigern. Und wie gut das funktioniert, ist in diesem Panamera beeindruckend erfahrbar. Wer will, kann übrigens rein elektrisch bis zu 140 km/h schnell unterwegs sein. Allerdings schrumpft die E-Reichweite von 49 Kilometer dann drastisch auf geschätzte zehn bis zwanzig Kilometer zusammen.

Die Lautlosigkeit beim Anfahren verblüfft

Das Gefühl beim Anfahren ist irgendwie gespenstig, wenn sich der Panamera zunächst wie auf Samtpfoten elektrisch leise in Bewegung setzt. Erst der nachdrückliche Tritt aufs Gaspedal entfesselt – vor allem spürbar im Sportmodus – schlagartig die Kraft der zwei Herzen. Dann geht es sehr zügig Richtung Horizont, hinter dem es ja nicht nur bei Udo Lindenberg weiter geht. In diesem Fall bis auf 310 Stundenkilometer, die wir leider auf tempolimitierten südspanischen Straßen nicht auskosten konnten.

Dabei sind es nicht die dynamischen Qualitäten allein, die diesen Panamera zu einem Sportwagen der besonderen Güteklasse machen. Es ist neben dem luxuriösen HighTech-Ambiente des Cockpits auch die komplexe Regelung des gesamten Antriebssystems, die sich vom Fahrer bedarfsbezogen einstellen lässt. Auf „E-Hold“ lässt sich der Batterieinhalt quasi einfrieren, vielleicht um später abgasfrei durch die Innenstadt zu fahren, auf „E-Charge“ wird die Batterie ständig vom Benzinmotor aufgeladen, was sich in einem höheren Benzinverbrauch manifestieren dürfte. Der Modus „Hybrid Auto“ bietet das Optimum an Effizienz und wechselt die Antriebsquellen automatisch.

Das Hybrid-System ist perfekt austariert

Der serienmäßig adaptiv allradangetriebene Panamera glänzt mit hervorragender Traktion, die keine Mühe hat, die Brachial-Power auf die Straße zu bringen. Das blitzartig schaltende Doppelkupplungsgetriebe mit acht Gängen ermöglicht ein lang anhaltendes Beschleunigungsgefühl. In 11,9 Sekunden auf 200 km/h beschleunigen zu können, macht deutlich, wie sehr das perfekt austarierte Antriebssystem effizient Power in Vortrieb umsetzt.

Von hinten eine sehr breite Erscheinung 

Die Feinarbeit der Ingenieure beeindruckt. Seien es die extrem guten Handling-Eigenschaften durch die (allerdings aufpreispflichtige) Hinterachslenkung, der variable Anstellwinkel des Dachspoilers, der je nach Fahrprogramm bis zu 50 Kilogramm Abtrieb erzeugt oder die intelligente Verbindung zwischen Elektromotor und V8 über eine elektromechanische Trennkupplung, die ausgesprochen komfortabel, will heißen: kaum spürbar arbeitet. Das Ergebnis ist eine in allen Fahrzuständen wahrnehmbare Souveränität. Der langatmige P a n a m e r a T u r b o S E-H y b r i d S p o r t T u r i s m o hat uns über kurvige Landstraßen durch seine trotz hohem Gewicht verblüffende Agilität ebenso begeistert wie auf gerader Autobahn mit seinem Komfort.

Das digitale Cockpit erinnert an das eines Jets

Dass der neue Panamera die Ausnahmeerscheinung unter dieser Art Sportwagen bleibt, dürfte schon rein formal erkennbar sein. Niemand wird diesen Porsche als Kombi verstehen, obwohl er mit vorgeklappten Sitzlehnen und dachhoch beladen ein Ladevolumen von 1.295 Liter bietet. Der Zugang zum Gepäckabteil ist durch die serienmäßig automatisch öffnende große Heckklappe und die niedrige Ladekante sehr bequem.

Perfekte Ordnung und feinste Verarbeitung im Detail

Noch ein Wort zum Cockpit: Das digitale Anzeigen- und Bedienkonzept informiert den Fahrer über alles, was gerade so vor sich geht. Ob die Batterie gerade geladen wird oder kurz vor der Entladung steht, was das gesamte Antriebssystem gerade macht, ob es sich wohl fühlt etc.. Der Eindruck eines Flugzeug-Cockpits mag übertrieben klingen, aber tatsächlich stellt sich die Frage, wie viel an Information der Fahrer überhaupt verarbeiten kann oder haben will. Das 12,3-Zoll Touchdisplay in der Mittelkonsole ist jedenfalls exzellent strukturiert und brillant layoutet.

In Summe stellt sich die Frage, warum jeder ein Automobil haben will, das keiner wirklich braucht, wie sinngemäß schon Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking formuliert hat. Die totale Begehrlichkeit ist jedenfalls auch diesem Panamera mit auf den Lebensweg gegeben.

Technische Daten Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo: zweitüriges Brake-Coupé mit vier Sitzen, Länge: 5,05 Meter, Breite: 1,94 Meter, Höhe: 1,43 Meter, Radstand: 2,95 Meter, Leergewicht: 2.325 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 425/1296 Liter, Tankinhalt: 80 Liter, Motor: V8-Benziner mit Turbolader, Hubraum 3996 ccm, Leistung: 550 PS bei 5750 U/min, Elektromotor mit 136 PS, System-Gesamtleistung 680 PS, max. Drehmoment: 850 Newtonmeter bei 1.960 – 4.500 U/min, 0 – 100 km/h: 3,4 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 310 km/h, Norm-Verbrauch kombiniert: 3,0 Liter Super plus/100 km, Stromverbrauch 17,6 kWh/100 km CO2-Emission: 69 g/km, Euro 6, Energie-Effizienzklasse A+, Preis ab: 188.592 Euro.

 

 

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