BMW 320i: Es lebe der Verbrenner

Wenn 2035 mit Verbrennern tatsächlich Schluss sein sollte, würde ich noch kurz vorm Jahreswechsel 2034/2035 einen neuen Verbrenner kaufen. Offen bliebe nur noch, ob als Diesel oder Benziner. Unser jetzt getesteter 320 i lässt uns grundsätzlich fragen, wieso wir auch nur eine Gedankensekunde an ein mit Batterie betriebenes E-Auto verschwenden sollten. Die evolutionäre Reife dieses Reihen-Vierzylinders mit der seidenweichen Charakteristik eines Reihen-Sechser bestätigt beeindruckend die BMW-Strategie, an Technologie-Offenheit festzuhalten. Wer mit einer Batterie glücklich werden will, sollte es tun. Noch (!) gehöre ich nicht dazu.

 

Es ist schlicht und einfach richtig, dem Kunden die Wahl zu lassen, ob E-Auto oder Verbrenner die erste Wahl sind. Wenn die EU-Kommission 2026 überprüfen will, ob das Verbrenner-Verbot 2035 richtig oder falsch ist, sollte sich so oder so erwiesen haben, welche Technologie sich durchzusetzen scheint. In den nächsten drei Jahren wird sich deutlich abzeichnen, ob und wie schnell die E-Mobilität Sinn macht. Für den ehemaligen BMW-Entwicklungschef Wolfgang Reitzle ist der politisch motivierte Zeitdruck nicht zielführend. Er plädiert für einen längerfristigen und klar „marktwirtschaftlichen“ Übergang zur E-Mobilität. Und er plädiert dafür, die Option synthetischer Kraftstoffe offen zu halten.

Bei solchen Verbrenner-Autos wird es die E-Mobilität schwer haben

Der Übergang zur E-Mobilität hängt auch davon ab, ob die Ladeinfrastruktur und der zur Verfügung stehende Ladestrom ausreichen, Verbrenner in der Käufergunst zu überholen. Und es hängt auch davon ab, ob synthetische Kraftstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen und in den nötigen Mengen zur Verfügung stehen, den Verbrenner für viele Jahre das Überleben zu sichern. Sollte es in den nächsten drei Jahren zu Lastabwürfen beim elektrischen Strom kommen, E-Auto-Besitzer nicht, wie heute noch möglich, unbegrenzt und jederzeit laden können, dann wird es die E-Mobilität schwer haben, die Mehrheit auf dem Markt der Mobilitäts-Technologien zu gewinnen. Schon jetzt zeigt sich, dass nach Einschränkung und geplantem Abbau der E-Förderung das Käuferinteresse deutlich nachlässt.

Auch von hinten erscheint der Dreier dynamisch und sportlich

Bleiben wir im Hier und Heute und bei unserem Testwagen BMW 320i. Das Exterieur-Design fällt nicht nur durch dynamische Details auf, sondern verzichtet wohltuend auf die bei anderen BMW-Modellen geradezu bösartig dominierende Niere. Sie liegt sauber zwischen den serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfen, die sich formal schmal zurückhalten, dem Fahrzeug aber von Vorne Breite und Präsenz geben. Der Dreier erscheint nach seinem Facelift zeitlos modern und unauffällig auffällig. Nirgendwo formale Exaltiertheit, sondern rundum angenehme Ästhetik, die den Dreier weiterhin zum Erfolgsmodell auch in Sachen Design-Sprache machen wird.

6,7 bis 7,4 Liter auf 100 Kilometer sind ein sparsamer Verbrauch

Das Fahren im 320 i lässt kaum Wünsche offen. Mag sein, dass 184 PS sportlicher Ambition zu widersprechen scheinen, aber dieser Vorbehalt stimmt nicht. Eine Limousine, die in 7,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sprintet, ist alles andere als eine lahme Ente. Maximal mögliche 235 Stundenkilometer reichen allemal, sehr zügig die kurzen und seltenen, nicht tempolimitierten Autobahnabschnitte zu durchfliegen. Das 8-Gang-Automatik-Getriebe schaltet jederzeit angemessen und butterweich rauf und runter, lässt sich zudem in verschiedene Schalt-Modi programmieren. Wir sind überwiegend im Eco-Modus unterwegs gewesen, was sich positiv im Verbrauch niederschlug: 6,7 bis 7,4 Liter auf 100 Kilometer sind mehr als angemessen. Im Sportmodus und dynamischer Fahrweise lagen schon mal 8,4 Liter an. Aber selbst das ist noch ein niedriger Wert.

Was mir besonders positiv aufgefallen ist:

  • Das blendfreie Matrix-Fernlicht mit dynamischer Leuchtweiten-Regulierung und variabler Lichtverteilung verhindern das Blenden des Gegenverkehrs sehr zuverlässig und blitzschnell.
  • Die aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop-und-Go-Funktion ist endlich in der Lage, automatisch anzufahren, ohne dass der Fahrer das Gaspedal antippen muss. An einer Ampel, die auf Grün schaltet, ertönt ein Signal und erinnert ans Losfahren. Ob das notwendig ist, diese Frage sollte man nicht stellen. Trotz aller Assistenten bleibt der Fahrer verantwortlich.
  • Die Verkehrszeichen-Erkennung arbeitet blitzschnell und super zuverlässig..
  • Der Automatische Speed Limit Assistent bremst analog der Streckenverlaufregelung automatisch vorausschauend ab. Sehr sanft und ohne hektischen Bremseingriff.
  • Die Rückfahrkamera und der Blick aus der „Vogelperspektive“ sowie der Parking Assistent machen auch knappe Einparkmanöver zum Kinderspiel.
  • Sehr gute Verarbeitung und wertige Anmutung der im Innenraum verbauten Materialien.

 

Fahrerorientiertes Cockpit mit Bildschirmen im Curved Display

Die vor vielen Jahren eingeführte, längst markentypische Fahrerorientierung der Armaturen tritt mit dem serienmäßigen Curved Display sehr ausgeprägt in Erscheinung. Der Fahrer kann sich nicht über mangelnde Informationen beklagen. Dazu gehört das 12,3 Zoll große Info-Display hinter dem Lenkrad und dem eigentlichen Control Display mit 14,9 Zoll Touchscreen in der Mitte. Es ist zwar nicht immer ein Vorteil, immer weniger Schalter und Tasten einzubauen und steuerbare Funktionen hinter immer mehr Menüs und Untermenüs zu platzieren, aber im 320i lässt sich das Meiste auch ohne Studium der Betriebsanleitung bewältigen. Dass BMW den Laut- Leiser-Knopf beibehält, ist ein lobenswertes Zugeständnis an die erlernten Gewohnheiten nicht nur älterer Autofahrer. Weniger gefallen hat uns, dass Tempo und Drehzahl-Anzeige ziemlich abstrakt, jedenfalls ungewohnt daher kommt. Rundinstrumente sollten zumindest anwählbar bleiben.

Die Spurwechselwarnung ist übervorsichtig programmiert

Die Spurhalteregelung mag im Ernstfall ein Verlassen der Fahrbahn verhindern, wer sie ausprobiert erweckt leicht den Eindruck einer Trunkenheitsfahrt, weil das Fahrzeug von Fahrbahnbegrenzung zu Fahrbahnbegrenzung pendelt. Allerdings ist das System nicht dazu da, das Auto autonom fahren zu lassen. Die Spurwechselwarnung: In der Fahrschule wurden wir noch mit der Pflicht zum Schulterblick genervt, sorgt sie hier dafür, Kollisionen beim Spurwechsel zu vermeiden. Sie erscheint uns aber zu vorsichtig zu sein, sie schlägt schon an, wenn noch genügend Abstand zum Parallelverkehr vorhanden ist. Sicher ist sicher, ist das programmierte Motto.

Fazit: Der BMW 320i ist nach wie vor eine sportliche Familien-Limousine, die technologisch-digital ein hohes, zeitgemäßes Niveau repräsentiert. Der mit vielen Sonderausstattungen angereicherte Testwagen bietet Komfort und dynamische Qualität, die man 184 PS gar nicht zutrauen mag. Das liegt unter anderem am unverzichtbaren M-Sportpaket (4.200 Euro) und anderen in unseren Augen wichtigen Extras, die den Basis-Preis von 49.000 Euro auf 68.320 Euro erhöhen. Dass das beheizbare Lenkrad (270 Euro) besonders im Winter ein angenehmes Accessoire ist, ist unbestritten. Dass die Aufwärmphase aber sehr lange dauert und von der Fahrzeugheizung schon nach wenigen Kilometern „überholt“ wird, ist schade. So knapp kann der Strom im Fahrzeug doch nicht sein, dass das Lenkrad nicht schneller die klammen Finger wärmen könnte. Auch wenn dies Meckern auf höchstem Niveau ist, hat es uns an kalten Tagen sehr gestört.

Verbrenner-Qualitäten bleiben unangreifbar

Unser Fazit ist wieder einmal so simpel wie angreifbar: Es lebe der Verbrenner. Und so lange er so ausgereift ist wie beispielsweise im 320i, so lange wird sich die E-Mobilität schwer tun. Und deshalb ist es gut, darauf hinzuweisen, dass die Verbrenner-Qualitäten nach wie vor unangreifbar sind.

 

1 Kommentar zu "BMW 320i: Es lebe der Verbrenner"

  1. Kaiser Wilhelm II. wird das Zitat zugeschrieben: „‚Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.“
    Und Gottlieb Daimler soll gesagt haben: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren.“
    Zu Zeiten von Kaiser Wilhelm II., konkurrierte das Auto mit dem Pferd und der Kutsche.
    Das Pferd war zu dieser Zeit die schnellste Möglichkeit von A nach B zu kommen. Immerhin hat das Pferd über Jahrtausende hinweg den Menschen treu gedient. Dann kam das Auto. Zunächst war es ein seltenes Kuriosum, welches sich nur die Reichen leisten konnten. Im Laufe der Zeit avancierte es zum Spielzeug reicher Männer. Mit dem Ford Modell T wurde das Auto auf einmal für fast jedermann erschwinglich. Es wurde auf der ganzen Welt verkauft. Der Weltweite Siegeszug des Automobils hatte begonnen. Das ehemals exotische Automobil wurde schnell zum Konsumobjekt, an dessen Anblick sich die Menschen damals schnell gewöhnten. Es wurde einfach zum Teil der Umgebung. und Kaiser Wilhelm II hatte aus falsche Pferd gesetzt.
    Elektrofahrzeuge selbst sind genauso alt wie Verbrennungsfahrzeuge.
    Also: zurück in die Vergangenheit? Die Zielgruppe für Elektroauto waren zur damaligen Zeit hauptsächlich die Frauen. Diese Autos galten als einfach zu bedienen und somit als für Frauen besser geeignet. Als es für Verbrennungsfahrzeuge den elektrischen Anlasser gab, war es mit dem Elektroauto vorbei.
    Nun hat die EU beschlossen, dass die weitere automobile Zukunft elektrisch sein soll.
    Wahrscheinlich geht es der EU mit dieser Entscheidung genauso, wie einst Kaiser Wilhelm II. Der hatte bekanntlich aufs falsche Pferd gesetzt. Die EU dürfte auf den falschen Antrieb gesetzt haben.
    Elektrofahrzeuge selbst sind genauso alt wie Verbrennungsfahrzeuge.
    Also: zurück in die Vergangenheit? Die Zielgruppe für Elektroauto waren zur damaligen Zeit hauptsächlich die Frauen. Diese Autos galten als einfach zu bedienen und somit als für Frauen besser geeignet. Als es für Verbrennungsfahrzeuge den elektrischen Anlasser gab, war es mit dem Elektroauto vorbei.
    Nun hat die EU beschlossen, dass die weitere automobile Zukunft elektrisch sein soll.
    Wahrscheinlich geht es der EU mit dieser Entscheidung genauso, wie einst Kaiser Wilhelm II. Der hatte bekanntlich aufs falsche Pferd gesetzt. Die EU dürfte auf den falschen Antrieb gesetz.
    Die Politik versucht mit allen Mitteln Elektrofahrzeuge zum Mainstream zu machen. Das will ihr aber nicht so richtig gelingen. Die Faszination für die Technik und die Schönheit des Verbrennungsmotors ist bei vielen Autofahrern nach wie vor ungebrochen. Für viele Menschen ist Autofahren mehr, als nur von A nach B zu kommen. Die Magie einer hochentwickelten Technik schlägt Autoliebhabe immer noch in ihren Bann.
    Ein Elektromotor ist für viele Autoliebhaber ein seelenloser Geselle.
    Der Verbrennungsmotor dagegen ist eine Erfindung, die jede Facette des menschlichen Lebens verändert hat. Über hundert Jahre nach seiner Erfindung ist es immer noch der wichtigste Motor auf der ganzen Welt, der auch nach wie vor noch gebraucht wird. Es ist das Beste, was wir auf unserem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität haben. Mit den heutigen alternativen Energie- und sauberen Verbrennungslösungen können wir mit dem Verbrennerauto nahezu emissionsfrei fahren. Das funktioniert ohne Zaubertricks durch den Einsatz alternativer Kraftstoffe und intelligenterer, effizienterer Verbrennungsmethoden.
    Statt den Verbrenner Motor zu verbieten, hätte die EU besser beschlossen alternative Kraftstoffe kräftig zu fördern.
    Dies insbesondre, da der Verbrennungsmotor äußerst kraftstoffflexibel ist und sich nur mit geringen Änderungen an neue Kraftstoffe anpassen lässt. Die benötigte Infrastruktur ist bereits vorhanden, die Technologie ist ausgereift und sicher, und die Akzeptanz bei den Autofahrern ist hoch.
    • „Der Verbrennungsmotor wird noch für lange Zeit die Stütze der individuellen Mobilität sein, weil er Kraftstoffflexibilität ermöglicht und die Türen für die zukünftigen erneuerbaren flüssigen und gasförmigen Kraftstoffe weit offen lässt, sobald sie konform, marktreif und verfügbar sind.

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*