BMW M340d xDrive: Der Diesel im Schafspelz

Als BMW 1983 in die Diesel-Welt einstieg, wurde ich an der Tankstelle noch angesprochen, weil ich angeblich den falschen Sprit tankte. BMW und Diesel, das passte zusammen wie Formel 1 und Diesel. Mittlerweile gehören die BMW-Selbstzünder zweifellos zu den besten der Welt. Und zu den saubersten. Unser Testfahrzeug, ein BMW M340d xDrive, ist ein weiterer Beweis, dass die langfristige BMW-Strategie, neben Elektroantrieben auch die Verbrenner weiter zu entwickeln, die eindeutig richtige ist.

„Um Gottes willen“, brüllte mich 1983 ein Tankwart an, „Sie tanken DIESEL!“ Dabei war sein Notruf nicht böse gemeint, sondern der diskrete Hinweis an einen autofahrenden Vollidioten, der in seinem Fünfer BMW nicht wusste, dass BMW schließlich nur Benziner baut. Ich konnte den Mann mit einem Blick aufs Typenlogo beruhigen, hatte aber das Gefühl, ihn trotzdem fassungslos zurück zu lassen. Er konnte einfach nicht glauben, dass es einen BMW nun auch mit Selbstzünder geben sollte. Im Rückspiegel vermeinte ich sein Kopfschütteln zu sehen. Ich war auf einer Testfahrt mit dem gerade neu vorgestellten BMW 524td. Ich erinnere mich genau, mit welcher Einleitung ich den daraus resultierenden Fahrbericht in der Süddeutschen Zeitung begonnen habe: „Vergessen Sie alles, was Sie über Diesel wissen oder zu wissen glauben…“

Der Diesel soll leben

Der BMW 524td war damals einfach der Hammer. Heute würde er nicht mal als Hämmerchen durchgehen. Jämmerliche 115 PS waren 1983 noch die Basis für euphorische Begeisterung, die Höchstgeschwindigkeit von etwas unter 190 km/h machte dich zum König auf der Autobahn und gab dir das Gefühl, mit einem Drehmoment von maximal 210 Newtonmeter bei jedem Ampelstart der Größte, auf jeden Fall aber der Schnellste zu sein. Ich kann nicht glauben, dass die „schnellste Diesel-Limousine“ (BMW-Werbung von 1983) von 0 auf 100 km/h 12,9 Sekunden gebraucht haben soll. Damals ein sportlicher Wert. BMW sagte damals: Der Diesel soll leben! Daran hat sich eigentlich nichts geändert, wie aus der Entwicklungsabteilung zu hören ist. Besonders im Hinblick auf nahezu CO2-freie synthetische Kraftstoffe.

Traditionell fahrerorientiert: das Cockpit Fotos. BMW

Vollgas ging damals nicht ohne erhebliche Nebenwirkungen: Das Auto rauchte wie ein DDR-Kohlekraftwerk. Rußfilter? Das Wort war damals so unbekannt wie facebook oder Internet. Sex war noch etwas Vertrauliches und das Klima steuerte damals laut Stern und Spiegel angeblich auf eine neue Eiszeit zu. Der ADAC war noch geg ein allgemeines Tempolimit, CO2 kannten wir nicht aus dem Auspuff, sondern nur aus dem Chemie-Unterricht oder aus der Mineralwasser-Flasche, Deutschland war noch geteilt, die Bundesrepublik noch nicht am Gängelband einer intransparenten EU-Bürokratie.

Der Verbrauch – ich fuhr öfter die Strecke Stuttgart – München und zurück– , selbstverständlich immer Vollgas – pendelte sich so zwischen 13 und 15 Liter Diesel ein, obwohl der Normverbrauch auch damals schon die Realität ignorierend in der Stadt mit 9,5 bzw. im Durchschnitt mit 7,2 Liter angegeben wurde. Damals dachten wir, dass der 524td das Ende der Dynamik-Fahnenstange bei den Diesel-Limousinen sein müsste. Was für ein Irrtum.

Scharfes Design signalisiert Dynamik

Der modellgepflegte M340d xDrive ist ein weiterer Höhepunkt selbst zündender BMW-Motoren. Die zu High-Tech-Treibsätzen hoch entwickelten Diesel lassen sich auch von Elektroantrieben nicht den Schneid abkaufen. Ganz besonders wenn es um die Reichweite und das Temperament geht. Dass der BMW 3er-Diesel mit dem faszinierenden Buchstaben „M“ alles bietet, was dem Slogan von der Freude am Fahren entspricht, ist diesem Dreier selbstredend nicht abzusprechen. Und wenn ich nach ein paar hundert Kilometern den leeren Tank in ein bis zwei Minuten aufgefüllt habe, frage ich mich wirklich, ob ich die Geduld habe, für das Laden eines  E-Mobils Stunden an einer Ladestation zu verweilen. So schnell wie beim Verbrenner wird das Nachladen einfach nicht gehen. Niemals.

Obwohl zwischen Testfahrt und der gerade vollzogenen Modellüberarbeitung ein paar Wochen vergangen sind, hat sich an den grundlegenden Kennwerten und Charaktereigenschaften des M340d xDrive auch am „neuen“ Dreier nichts geändert. Das „Gesicht“ des Dreiers ist allerdings sehr viel dynamischer geworden und erscheint noch sportlicher. Scharfe Linien, an denen man Gefahr läuft, sich zu schneiden, sorgen für ein hoch dynamisches Erscheinungsbild. Alles sehr harmonisch geformt, aber ohne jede formale Langeweile. Wo das Auge des Betrachters auch hinschweift, bleibt es spannend. Ästhetische Details summieren sich in hoher Design-Qualität. Markante Lufteinlässe, ausdruckstarke Scheinwerfer fügen sich in ein Bild, das dem neuen Dreier noch mehr Präsenz in der Tradition dieser Modellreihe verleihen. Auch das Heck unterstreicht diesen Gesamteindruck.

Ein Cockpit aus der Zukunft

Das „Curved Display“ ist Zukunft für die Gegenwart

Einen großen Sprung in Sachen Design-Weiterentwicklung macht das Cockpit. Das ist wirklich ein Layout aus der Zukunft, ganz sicher aber eines für die Zukunft: Fahrerorientiert wie eh und je, jetzt aber mit einem serienmäßigen BMW Curved Display. Es setzt sich aus einem 12,3 Zoll großen Informationsdisplay hinter dem Lenkrad und einem Control-Display mit einer Bildschirmdiagonale von 14,9 Zoll zusammen, die zu einer volldigitalen und hochauflösenden Anzeigeneinheit verschmelzen. Die Cockpitgestaltung signalisiert die nächste Stufe der Digitalisierung und ermöglicht eine deutliche Reduzierung von Tasten und Reglern zugunsten von Sprach- und Touch-Bedienung.

Schon im noch nicht modellgepflegten Dreier hat uns die Sprachbedienung angenehm überrascht, die auf einem hohen Niveau der Verständigung angekommen ist. Tatsächlich werden Sprachbefehle sehr gut verstanden und ausgeführt. Auch komplexe Adresseingaben werden vom Navi beim ersten Mal verstanden. Beeindruckend dieser Fortschritt.

0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden

Die Motorenpalette der Baureihe reicht von 150 PS bis zu 374 PS. Unser Testwagen mit seinem 3-Liter-Diesel-Sechszylinder Twin-Turbo und 48-Volt Mild-Hybrid-Technologie zeigt sich in allen Bereichen von seiner besten Seite: Das maximale Drehmoment von 700 Newtonmetern entfaltet seine in dieser Klasse brachiale Durchzugskraft schon ab seidenweichen 1750 Umdrehungen. Bei 4400 Umdrehungen liegt die Höchstleistung von 340 PS an und zelebriert den Sprint von 0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden! Da kommt Sportwagen-Feeling auf, weil der nicht enden wollende Beschleunigungsdruck im Rücken so nachdrücklich erscheint. Ob Autobahn oder Landstraße, das 8-Gang-Steptronic-Getriebe sorgt für eine immer zielgenaue Kraftübertragung an die vier Räder. Das Verblüffende bei dieser Leistungsbreite: Unser durchschnittlicher Verbrauch von 6,2 Liter hat uns dann doch überrascht. Bei vorausschauender Fahrweise haben wir sogar 5,3 Liter geschafft. Dass der Motor selbstredend Euro 6d erfüllt, bedarf eigentlich keiner Erwähnung.

Dynamisches Design at it´s best

Die zahlreichen Fahrassistenzsysteme, angefangen von der Frontkollisionswarnung mit Bremseingriff bis zur Geschwindigkeitsregelung mit Bremsfunktion, die Speed Limit Info mit Überholverbotsanzeige, den manuellen Speed Limit Assist sowie die Spurverlassenswarnung mit Fahrbahnrückführung. Optional werden unter anderem die Spurwechselwarnung, das BMW Head-Up Display sowie der Driving Assistant Professional angeboten, der den Lenk- und Spurführungsassistenten und die Aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop & Go-Funktion, automatischem Speed Limit Assist, Streckenverlaufsregelung und Ampelerkennung umfasst. Nicht alles haben wir ausprobiert, aber in der Kombination aller seiner Eigenschaften ist der BMW M340d xDrive die ideale Kombination zwischen Familienlimousine und Freude-am-Fahren-Werkzeug. Allerdings ist er kein Billigangebot. Der Basispreis von 71.300 Euro bestätigt genau das, und zählt man all Wunsch-Extras zusammen, ist die Preisskala nach oben weit offen. Sei´s drum: Jeder Käufer hat die Wahl und die Möglichkeit, seine Must-haves zu bestellen. Und zu bezahlen. Nicht alles auf der Liste der Sonderausstattungen ist notwendig. Aber vieles ist absolut wünschenswert.

1 Kommentar zu "BMW M340d xDrive: Der Diesel im Schafspelz"

  1. Hammer Auto! Super geschriebener Artikel. Dafür Danke, lieber Peter Groschupf!

    Beim lesen habe ich mich an meinen 190-er D in den 60-er Jahren erinnert. Die Diesel-Gedächtnisminute war zu der Zeit obligatorisch. Lang. lang ist es her.

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