Jaguar Land Rover: Zwei Ex-BMW-Manager befördern das indisch-englische Wunder

Ford hat es versucht und ist gescheitert. BMW hat es versucht und aufgegeben. Ausgerechnet die Tata-Gruppe aus dem gefühlten Auto-Entwicklungsland Indien, seit 2008 im Besitz der beiden britischen Nobelmarken, beweist den etablierten Premium-Herstellern, welches Potential Jaguar und Land Rover haben.

Die Entwicklung von Jaguar Land Rover (wie die Firma jetzt heißt) ist beeindruckend. Nicht weil das Unternehmen in diesem Jahr weltweit 500.000 Fahrzeuge verkaufen will und fünf Jahre kontinuierlich gewachsen ist. Sondern weil die Qualität unter dem neuen Management deutlich zugelegt hat. Und warum? Weil das Unternehmen nicht ständig vom Sparen redet, sondern in Qualität und neue Modelle investiert. Das ist auch im neuen Discovery Sport zu spüren.

Zwei ehemalige BMW-Top-Manager können endlich verwirklichen, was ihnen bei BMW bzw. Ford aus welchen Gründen auch immer verwehrt oder nicht möglich war. Ex-BMW-Entwicklungsvorstand Wolfgang Ziebart und Ralf Speth waren beide in früheren Berufsleben mit BMW, Land Rover und Jaguar befasst. Erst jetzt haben sie offensichtlich den nötigen Freiraum, ihre Überzeugungen in Produkte umzusetzen. Speth als Vorstands- und Ziebart als Entwicklungschef. Aber das ist eine andere Geschichte.

Auch im neuen Discovery Sport ist die Qualitätssteigerung zu spüren (Foto: Land Rover)

Auch im neuen Discovery Sport ist die Qualitätssteigerung zu spüren (Foto: Land Rover)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der neue Land Rover Discovery Sport hat Qualitäten und Features aufzuweisen, die es etablierten Wettbewerbern im Segment der kompakten SUV schwerer machen wird. Das ist keine Frage. Da ist einmal die innovative Sitzverstellung und die 5+2-Sitzkonfiguration, der sich automatisch zuschaltende Vierradantrieb Active Driveline und der erste SUV mit Fußgänger-Airbag und natürlich mit fünf Sternen im EuroNCAP-Crashtest.

Erstmals gibt es im Kompakt-SUV-Segment ein Neungang-Automatikgetriebe. Die Preisliste beginnt bei durchaus angemessenen 32.250 Euro für die sparsame Turbodiesel-Version mit 150 PS und einem amtlichen Durchschnittsverbrauch von 4,5 Liter. Diese Version hat allerdings nur Frontantrieb. Obwohl die neuen Modelle Ende Februar zum Händler kommen, ist dieser Diesel erst in der zweiten Jahreshälfte zu haben. Der „eD4“ genannte Selbstzünder gehört zur Effizienzklasse A+ und soll nur 119 g/km CO2 ausstoßen. Die gesamte Motorenpalette reicht von 150 PS im bis 240 PS im Si4 Benziner. Die Preisliste geht bis zu 54.550 Euro für den HSE Luxury, lässt sich aber durch aufpreispflichtige Extras deutlich erhöhen.

Grau ist alle Theorie und weiß die Fahrpraxis im Tiefschnee. Die Testfahrten in Österreichs Wintersport-Paradies südlich von Salzburg hinterließen nicht nur Spuren im Schnee, sondern vor allem im Bewusstsein der Tester. Auszukosten, was der neue Discovery kann, forderte ein wenig Überwindung und absolutes Vertrauen in die Technik. Es dauert, bis der Angstschweiß dem Schweiß der Arbeit am Lenkrad gewichen ist, wenn man das Auto im Schnee mit dem Gasfuß um die Pylonen driften lässt und zum Ausbrechen zwingt. Die neue Mehrlenker-Hinterachse hebt den Discovery Sport auf das fahrerische Niveau eines Porsche Macan, der im EuroNCAP-Test sogar ein paar Punkte hinter dem Discovery gelandet ist.

Die Präzision der Lenkung und das Zusammenspiel des sich automatisch zuschaltenden Allradantriebs mit der neuen Hinterachse beweisen, dass der Zusatz „Sport“ im Namen seine Berechtigung hat. Der Discovery Sport macht Spaß, im Gelände und auf der ganz normalen Straße. Wie dynamisch und leichtfüßig er sich auf kurvigen Landstraßen bewegt und lenken lässt, überrascht vor allem, wenn man den Vorgänger in Erinnerung hat. Die elektrische Servolenkung, das „Torque Vectoring by Braking“ genannte System und die adaptiven „MagneRide“-Stoßdämpfer sorgen für einen stets beherrschbaren Fahrzustand. Aber bitte: Auch der Discovery Sport respektiert die physikalischen Grenzen. Und hoffentlich auch der Fahrer. Übrigens: Dass die Marketingleute immer solche holprigen Bezeichnungen erfinden, mag cool sein, aber es trägt nicht zum Verständnis bei. Aber muss man jedes technische Detail verstehen, wenn man sich Dank seiner Funktion wohl fühlt?

Im Gelände beweist sich der Discovery Sport als echter Land Rover. Viel Bodenfreiheit, große Böschungswinkel nimmt er Steigungen in beide Richtungen, als gäbe es keine Schwerkraft. Man muss sich überwinden, an die Grenzen zu gehen. Seine Qualität im Gelände wird im Schnee überdeutlich. Besonders abwärts kostet es Nerven, wenn der Fahrer von der Bremse gehen muss, weil das Hilldown-System fein dosiert eingreift und die Geschwindigkeit im Limit hält.

Im Innenraum ist an vielen Details zu spüren, dass der Rotstift bei der Materialauswahl keine große Rolle gespielt hat. Die Haptik ist hochwertig, wo man auch hinfasst, melden die Sensoren der Fingerspitzen Qualität. Dass ausgerechnet ein indisches Unternehmen die Marke auf Vordermann gebracht hat, ist die Überraschung der Autobranche. Die Anhänger der Marke Land Rover können sich freuen. Fotos: Jaguar Land Rover

 

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