BMW meint es ernst mit dem Elektroauto. Reithofer: „Wir revolutionieren den Automobilbau“ – scharfe Kritik am Europaparlament

BMW-Chef Norbert Reithofer

BMW-Chef Norbert Reithofer

BMW-Chef Norbert Reithofer ist absolut elektrisiert. Er meint es ernst, wenn er dem elektrischen Fahren Zukunft prognostiziert. In seiner bemerkenswerten Rede vor den Aktionären hat er das nochmals deutlich gemacht. „Mut und Pioniergeist haben die Menschheit vorangebracht. Sie haben die Geschichte verändert, Entwicklungen angestoßen und

unser Leben bereichert. Am Ende entsteht das, was wir Fortschritt nennen. Er ist die Quelle für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand.“ Das sind Sätze für die Ewigkeit. Und es geht so weiter, und ich ertappe mich, Gänsehaut zu bekommen. So philosophisch formuliert das keiner sonst. Und das Beste daran ist: Reithofer hat Recht.

Einmal mehr setze BMW auf Premium. Reithofer definiert ganz sehr originell, was Premium für ihn bedeutet: „Premium ist das Gegenteil von Mainstream. Premium ist Vorreiter.“ So kann man es auch sehen.

Dass er sich in seiner Rede ein wenig selbst lobt, klingt nicht selbstverliebt. Mit Recht kann er darauf verweisen, dass er sein Versprechen aus 2007, BMW auf Erfolgskurs zu halten, eingehalten hat. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Das renommierte Fortune Magazine hat die 500 besten Firmen der Welt verglichen. Preisfrage: Welche deutschen Unternehmen sind unter den besten 15 gelistet? Wir können den Plural vergessen, wir können auch das Adverb deutsch streichen, denn BMW ist als einziges europäisches Unternehmen unter den besten 15 gelistet.

Stolz zieht Reithofer Bilanz: dass BMW 2012 1,54 Fahrzeuge verkauft hat, Mini 301.000 und Rolls-Royce 3.575. Vor allem letzte Zahl macht deutlich, dass BMW den Mund noch nie zu voll genommen hat, denn als die Luxusmarke auf den Markt kam, rechnete man damit, im Jahr etwa 2000 Autos verkaufen zu können.

Was wirklich beeindruckt ist der Aktienkurs. „Der Kurs der BMW Stammaktie ist um mehr als 70 Prozent gestiegen. Der Deutsche Aktienindex DAX hat im gleichen Zeitraum 5,6 Prozent an Wert verloren. Wer Ende 2007 für rund 10.000 Euro BMW Aktien gekauft hat, der hatte Ende 2012 über 17.200 Euro in seinem Portfolio. Das entspricht einer jährlichen Rendite von fast 11,5 Prozent. Wer zudem die Dividenden reinvestiert hat, hat eine jährliche Rendite von fast 14 Prozent erzielt.“

Noch eine bemerkenswerte Zahl: BMW hat mit 1,2 Milliarden Euro genauso viel in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter investiert wie in die Entwicklung sparsamerer Fahrzeuge unter dem Label Efficient Dynamics. Anders als andere Unternehmensführer muss Reithofer weder eine Gewinnwarnung vermelden noch irgend welche Ziele zurücknehmen. Mit einer Ausnahme: der Wasserstoffverbrennungsmotor, von BMW bis zur Seriennähe entwickelt und für den Siebener geplant, wird wohl nie kommen. Auch BMW wird langfristig wohl den Strom für den Antrieb aus einer Brennstoffzelle beziehen, die allerdings auch mit Wasserstoff betrieben werden wird.

Vom Projekt Wasserstoffmotor redet man bei BMW allerdings nicht mehr gerne. Initiiert vom damalige Entwicklungsvorstand Wolfgang Reitzle scheiterte es letztlich an der fehlenden Infrastruktur. Die wird allerdings auch von der Brennstoffzelle gebraucht. Ohne Wasserstofftankstellen wird in 100 Jahren keine individuelle Mobilität möglich sein. Dass es in 30 Jahren schon viele solche Tankstellen geben wird, daran zweifelt kein Entwicklungsmann.

Zurück zu BMW und der Rede Reithofers, der sich festlegt: „Wir glauben an die Elektromobilität. Und wir bringen sie auf die Straße.“ Und wieder ein in Stein gemeiselter Satz: „Die Notwendigkeit, neue Wege zu gehen, lässt sich nicht aussitzen – gerade, wenn das Umfeld sich ändert. Wer zu spät kommt,

den bestraft der Markt. Veränderung zu gestalten bedeutet auch: Widerstände zu überwinden.“ Und er zitiert Machiavelli: „Wer Neues schaffen will, hat alle zu Feinden, die aus dem Alten Nutzen ziehen. Und er

hat nur lasche Verteidiger an all denen, die von der neuen Ordnung Vorteile hätten.“ Reithofer bringt es treffend auf den Punkt: „Anders und deutlich gesagt: Man steht allein auf weiter Flur.“

Für Reithofer steht fest, dass das Elektroauto schon bald kommen und erfolgreich sein wird. Auch deshalb, weil gesetzliche Vorgaben ohne den Elektroantrieb nicht zu schaffen sein werden. Reithofer kritisiert ziemlich harsch die Vorgaben aus Brüssel. „Wir brauchen von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen. Bisher war 2020 anvisiert. Jetzt kommt das Europaparlament schon wieder mit neuen Forderungen: 68 bis 78 Gramm CO2 pro Kilometer für das Jahr 2025. das ist politisches Wunschkonzert. Das hat mit technischer Analyse oder Machbarkeit nichts – aber auch gar nichts – zu tun. Nochmals: Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Das fordern wir von der Politik ein. Auch das ist politische Verantwortung.“ Irgendwann überdrehe die Politik die Schraube.“

 

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