Das hätte ich FDP-Verkehrsminister Wissing nicht zugetraut: der EU und dem ökosozialistischen Mainstream gegenüber standhaft zu bleiben und Verbrenner auch nach 2035 zulassungsfähig zu erhalten.
Auch wenn die Grünen und ein paar EU-Politiker jetzt schnappatmen, das ist doch keine Entscheidung gegen das Batterie-Auto, sondern für eine technologieoffene Entwicklung. Wenn E-fuels künftig zu teuer sind, dann werden sie vom Markt für den Pkw verschwinden. Wenn nicht, dann werden damit betankte Autos kein CO2 mehr ausstoßen. Was ist daran zu kritisieren?
Da kritisiert die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang in einer Talkshow, dass E-Fuels viel zu viel Energie verbrauchten, total ineffizient seien und erst „klimaschädlich“ per Tankschiff übers Meer transportiert werden müssten, weil sie voraussichtlich nur in Ländern mit Wind und Sonne erzeugt werden können. Ja, und? Gleichzeitig verteidigt sie an anderer Stelle den ebenso aufwändigen Transport von Fracking-Gas aus Übersee. Das ist Ideologie pur und nicht ernst zu nehmen.
„E-Fuel-Herstellung wird boomen“
Als Bertha Benz ihre „Fernfahrt“ mit dem Benz-Motorwagen von Mannheim nach Pforzheim antrat musste sie das Leichtbenzin in kleinen Mengen in der Apotheke kaufen. Niemand hätte damals gedacht, dass Kraftstoff einmal in jeder Menge an vielen Tankstellen getankt werden kann. Volkswagen-Chef Oliver Blume weiß, warum er noch als Porsche-Boss eine Pilotanlage zur Synfuel-Herstellung in Chile initiiert hat. Experten sagen einen Boom in Sachen E-Fuel-Produktion schon in wenigen Jahren voraus. Nicht nur in der Luftfahrt wird dieser Treibstoff eine große Rolle spielen. „Die E-Fuel-Herstellung wird boomen“, sagte uns ein Auto-Ingenieur aus der Porsche-Entwicklung. Bei BMW dürfte gejubelt werden. Die Bayern haben sich schon immer zur Technologie-Offenheit bekannt UND gleichzeitig Batterie-Mobilität entwickelt. Zweifellos eine kluge Entscheidung!
Wenn nun Autobild prognostiziert, „Automobile, wie wir sie heute kennen, wird es so 2035 nicht mehr geben“, da die meisten Autohersteller bereits entschieden hätten, sich in den nächsten Jahren vom Verbrennungsmotor zu verabschieden, liegt falsch. So konsequent wurde der Abschied vom Kolbentriebwerk nicht eingeleitet, wie auch die Äußerungen von Audi-Chef Duesmann durchblicken lassen, der bei der noch von Ex-VW-Chef Herbert Diess vorgegebenen Batterie-Strategie leicht zurückrudert und sagt: „Die besten Verbrenner kommen jetzt erst noch.“ Siehe auch:
„Die besten Verbrenner kommen jetzt erst noch“ – Ist das die Audi-Wende zur Technologie-Offenheit?
Und es ist falsch, den Preis für E-fuels in extreme Höhen zu prognostizieren, wie es Verbrenner-Gegner gerne machen. Nicht nur meine Prognose ist, dass sich in 20 Jahren zeigen wird, dass Batterie-Autos und Verbrenner nebeneinander existieren. Außerdem: Wenn die EU Verbrenner ab 2035 verboten hätte, wäre es nicht zu verhindern, außerhalb der EU neu zugelassene Fahrzeuge als Gebrauchtwagen einzuführen. Ein absolutes EU-Fahrverbot solcher Fahrzeuge halten Juristen für rechtlich nicht durchsetzbar.
Ich habe erheblichen Zweifel, dass sich die EU den Alleingang Deutschlands einfach so gefallen lassen wird“, sagt Horst Roosen, Vorstand des UTR |Umwelt|Technik|Recht|| e.V. und Initiator des VCD Verbrenner Club Deutschland im UTR e.V. Es gibt zwar bisher keine einheitliche Reaktion der EU auf das Verbrennerverbot in Deutschland und die damit verbundene Einigung mit der EU-Kommission. Einige Mitgliedsstaaten, wie Italien, Polen und Ungarn, könnten aufgrund der Beschränkungen bei der Förderung von E-Fuels durch das Verbrennerverbot in Deutschland benachteiligt sein. So hat Rom bereits gefordert, dass auch Biosprit vom Verbot ausgenommen wird. Hier blockt wiederum Wissing. Der Vorstoß zeigt zudem, dass ein vermeintliches Ausscheren Deutschlands in der Frage der Weiternutzung des Verbrennungsmotors keine Außenseiterrolle spielt, sondern lediglich eine Partei von vielen ist. Wir beim VCD lassen die Sektkorken noch nicht knallen und warten erst einmal ab, wie sich die Sache weiter entwickelt, sagt Roosen