Stellantis-Chef Carlos Tavares: Nicht die Industrie wollte Elektroautos, sondern die Politik

Carlos Tavares auf der CES 2022.

 

Wenn Politiker mit Fragen zu Sinn und Unsinn von Elektroautos konfrontiert werden, ist eine Antwort besonders häufig zu hören: Die Industrie habe sich längst  für die E-Mobilität entschieden, sie sei bereits „viel weiter“. Das stimmt so allerdings nicht. Die Industrie wird von der Politik dazu gezwungen, E-Mobilität zu favorisieren. Doch nun schert nach BMW ein weiterer Hersteller aus der Herde jener aus, die in der Batterie-Mobilität völlig unkritisch die allein selig machende Technologie sehen.

 

Stellantis-Chef Carlos Tavares, zu dessen Konzern unter anderem die Marken Chrysler, Fiat, Opel und Peugeot gehören, stellt in einem Interview mit vier Tageszeitungen klar, dass die Entscheidung für die Elekromobilität politisch war. Wörtlich sagt Tavares: „Die Elektrifizierung ist die Technologie, die von der Politik gewählt wurde, nicht von der Industrie.“

„Es gab billigere und schnellere Methoden zur Reduzierung von Emissionen“, sagt Tavares. Er verweist auf Hybridautos, die „erschwinglich bleiben und einen sofortigen CO2-Vorteil bringen“. Beim europäischen Energiemix, so der Manager müsse ein Elektroauto 70.000 Kilometer fahren, um den CO2-Fußabdruck der Batterieherstellung auszugleichen. Er verweist jedoch noch auf einen weiteren Umstand: Ein Hybrid sei „halb so teuer wie ein E-Auto“, Elektroantriebe seien 50 Prozent teurer als Verbrenner  – und deshalb könne sich die Mittelschicht auf lange Sicht keine neuen Autos mehr leisten.

Das neue Markenzeichen des Stellantis-Konzerns

„Das wird soziale Folgen haben“, so Tavares. Es dürften in Europa also viel weniger Autos verkauft werden. Und gebaut würden sie wohl auch nicht mehr hier: Die politisch erzwungenen, für die Umwelt nutzlosen Umwälzungen, könnten dazu führen, dass die europäische Automobilindustrie irreparabel geschädigt werde, mahnt der Konzernchef. Er sieht düstere Zeiten aufziehen: „Wir werden in ein paar Jahren sehen, welche Hersteller überleben und welche nicht.“ Die Zukunft der europäischen Standorte, hänge „auch von den politischen Rahmenbedingungen (…) und deren Folgen für den Automobilmarkt ab“ – ein kaum verbrämter Hinweis auf kommende Werksschließungen.

Die Auswirkungen der dirigistischen Maßnahmen seien schon heute spürbar: Modellprogramme würden ausgedünnt, saubere und sparsame Verbrennungsmotoren verschwinden aus dem Angebot. Gleichzeitig weigere sich die europäische Politik, synthetische Kraftstoffe, mit denen der CO2-Ausstoß existierender Autos auf null reduziert werden könnte, als Alternative anzuerkennen. (aum/Jens Meiners)

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