Hat Verkehrsminister Volker Wissing ein FDP-Wahlversprechen gebrochen?

FDP-Verkehrsminister Volker Wissing ist zwar nicht wirklich umgefallen, aber heftig gestolpert. Man kann schon von dilettantischer, ja tölpelhafter Kommunikation des Ministers sprechen, der eine brandheiße Äußerung schon einen Tag später im Bundestag wieder zurückholen musste. Wäre Zurückrudern eine olympische Disziplin, wäre Wissing ganz sicher Medaillen-Anwärter.

 

»Auf absehbare Zeit werden wir nicht genug E-Fuels haben, um die jetzt zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor zu betreiben«, sagte der Minister dem »Tagesspiegel« zur Rolle von mit Strom erzeugten synthetischen Kraftstoffen. Eigentlich eine knallharte Absage an den Verbrenner. Im Wahlprogramm der FDP hieß es noch: »Synthetische Kraftstoffe sind eine Alternative für alle Verkehrsarten, die in Verbrennungsmotoren verwendet werden können.“

„Der Traum ist aus“, suhlt sich der Spiegel in offensichtlicher Schadenfreude, weil der Minister in dem Interview ziemlich deutlich zum Ausdruck gebracht hatte, dass auch E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe die Verbrenner nicht retten würden. Damit bestätigte er nicht nur den Wunsch der Anti-Auto-Ideologen, sondern stieß auch dem FDP-Führungszirkel vor den Kopf. Wir wissen nicht, ob die FDP-Führung die Äußerungen Wissings als Affront gegenüber der Partei empfunden und auf Wissing eingewirkt hat. Der hat sich allerdings gewundert, dass sein Interview soviel Staub aufgewirbelt hat bzw. einen massiven shitstorm auf ihn niedergegangen ist. Im Bundestag sagte er zur Verwunderung aller, dass es bei der Technologie-Offenheit bleibt und

Dilettantische Kommunikation des Verkehrsministers

Die Präsidenten des VDA, Hildegard Müller, betonte: „»Selbstverständlich brauchen wir E-Fuels auch für den Straßenverkehr. Ohne E-Fuels können die Fahrzeuge, die schon im Betrieb sind, keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten«, sagte Müller. Hatte die FDP im Bundestagswahlkampf noch für Technologie-Offenheit in Sachen Autoantriebe geworben, sagte Wissing im Interview, dass die „Entscheidung für die E-Mobilität gefallen ist“. Er rate dringend davon ab, jetzt noch einen Verbrenner zu kaufen. Im Koalitionsvertrag hatte die FDP noch durchgesetzt, dass nur fossile Kraftstoffe auslaufen sollten. Verbrenner, die E-Fuels (Diesel und Benzin) tanken, sollen weiter betrieben werden dürfen. Verwundert hat viele Parteimitglieder, dass Wissing sagte, die Entscheidung pro E-Auto als „gefallen“ darstellt. Nach der FDP-Diktion von freier Marktwirtschaft eigentlich ein planwirtschaftliches Votum. Denn die Entscheidung für E-Mobilität wird und darf nur der Markt, sprich der Autokäufer treffen, nicht die Politik. Wenn die FDP so leichtfertig ihre Kernwerte über Bord wirft, dann wird ihr bei der nächsten Bundestagswahl möglicher Weise wieder passieren, was ihr schon mal passiert ist: Das Scheitern an der 5-Prozent-Hürde.

Die Kommunikation des Verkehrsministers lässt daran zweifeln, dass er in Sachen Kommunikation gut beraten ist. So sagte er am 14. Januar im Bundestag, dass „jeder Beitrag zur CO2-Reduktion wichtig“ sei. Dass bei einem allgemeinen Tempolimit auch Tonnen von CO2 eingespart würden, lässt er allerdings nicht gelten und verweist auf die wenigen Schnellfahrer auf Autobahnen. Allerdings könne er sich mehr Tempo-30-Zonen in Städten vorstellen, was nicht nur Autokritiker, sondern sicher auch Anwohner für sinnvoll halten. Wissing geht davon aus, dass bis 2030 15 Millionen reine Elektroautos auf deutschen Straßen rollen.

 

 

 

 

 

 

 

1 Kommentar zu "Hat Verkehrsminister Volker Wissing ein FDP-Wahlversprechen gebrochen?"

  1. Seine Empfehlung, keine Verbrenner mehr zu kaufen, hat er nicht zurückgenommen. Wissing macht also unverändert Werbung für Fossilstromautos.
    Das ist auch langfristig unsinnig, denn wegen der unvermeidbaren steigenden Strombedarfe (Kommunikations- und Informationstechnik, Chemie- und Stahlindustrie) wird es auch 2050 keinen grünen „Überschussstrom“ in nennenswerten Mengen geben. Da weder Wasserstoff noch elektrischer Strom sich in großen Mengen importieren lassen, wird Deutschland seinen Energiebedarf mit Synfuels absichern müssen – es gibt keine andere Lösung (zumindest solange Kernkraft politisch blockiert ist).
    Die rollbaren, schweren Akkus werden zukünftig also mit Energie aus der Rückverstromung von Synfuels betrieben werden. So geht Klimaschutz in Deutschland!

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