Kunden oder Kund_innen: Bei Audi wächst der Widerstand gegen Gendersprache

Audi-Personalchefin Sabine Maaßen

„Statt Gender-Sprech zu praktizieren, sollten wir uns besser auf die Weiterentwicklung unserer Fahrzeuge, den Vorsprung durch Technologie konzentrieren“, schimpft ein nicht unbedeutender Audi-Mann aus dem Entwicklungsressort. Er ist nicht der einzige, der Audianer_innen-Schreibeweise für „den größten Unsinn seit Einführung des Defeat Devices in Konzern-Motoren“ hält. Ein VW-Mitarbeiter fühlt sich sogar diskriminiert und hat Klage gegen die von Personalvorständin Sabine Maaßen verordnete Gendersprache beim Landgericht in Ingolstadt eingereicht.

„Wir sind der Auffassung, dass ein Konzern seinen Mitarbeitern nicht eine konkrete Art der Sprache vorgeben darf“, so der Anwalt des VW-Mitarbeiters Burkhard Benecken. Audi habe mit den seit März geltenden sprachlichen Leitplanken eine Grenze überschritten, wodurch das Persönlichkeitsrecht der Mitarbeiter betroffen sei.

Die Anwälte erwarten sich ein Grundsatzurteil, ob ein Konzern seinen Mitarbeitern die Verwendung einer ideologischen Sprachregelung vorgeben dürfe. Ein solches Urteil zu dieser Frage gebe es bislang in Deutschland nicht, sagte Benecken. Deshalb betrete man mit der Klage „absolutes Neuland“. Dem Verein Deutsche Sprache (VDS), der den klagenden VW-Mitarbeiter unterstützt, erklärten die Anwälte: „Unser Mandant fühlt sich durch das Gendern massiv gegängelt. Er ist entsetzt, dass die Audi AG von oben herab geradezu diktatorisch eine Sprache ihren Mitarbeitern verordnen will, die der Prüfung durch die amtliche Rechtschreibung nicht im Ansatz standhält.“

Sprachwissenschaftler  kritisiert Sender-Sprech bei Audi

Tatsächlich gilt seit Anfang März im Audi-Konzern eine neue Richtlinie für eine gendergerechte Sprache. „Wertschätzung, Offenheit, Verantwortung und Integrität sind die Basis unserer Unternehmenskultur“, begründet Sabine Maaßen, Personal-Vorständin der Audi AG, den Leitfaden. „Dies machen wir auch in unserer Sprache deutlich.“ Gendersensibel zu kommunizieren sei eine Frage des Respekts und Ausdruck einer Haltung gegen Diskriminierung und für Vielfalt. „Das ist völliger Schmarrn“, schimpft der Abteilungsleiter im Entwicklungsressort.

Walter Krämer vom Verein Deutsche Sprache (VDS) in Dortmund hält das Vorgehen von Audi für arrogant. Er wirft dem Konzern Gängelei vor. „Das Aufzwingen einer Sprache, die keine rechtliche Grundlage hat, erinnert doch stark an Unrechtssysteme wie das der DDR oder an Zukunftsromanen wie ‚1984‘ von Orwell“, so Krämer. Unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung werde durch das Gendern das Kommunikationsmittel Sprache geopfert.

„Alle Menschen werden Brüder_innen“ oder was?

Fragt man bei Audi nach, wird deutlich, dass das Oktroyieren einer Gender- Sprachregelung mehrheitlich abgelehnt zu werden scheint. Namentlich will sich aber kaum jemand antigenderisch outen. „Ich bin überzeugt“, sagt uns eine Führungskraft, „dass sich dieser sprachliche Schwachsinn nicht lange halten wird“. Gespannt blicke er auf die Sprachregelung in Bezug auf das Audi-Orchester. „Dort müsste im Sinne der Gleichberechtigung Beethovens Ode an die Freude unbedingt umgeschrieben werden. „Alle Menschen werden nicht nur Brüder, sondern Brüder_innen“ wäre doch das Mindeste“, spottet der Herr Ingenieur.

 

 

 

 

 

 

 

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