Endlich mal wieder eine interessante Talkshow. Weil sie einerseits die absurden Forderungen von „Extinction Rebellion“ sichtbar, andererseits weil Klimaforscher von Storchs Stimme der Vernunft das eigentliche Problem deutlich machte. Dass er kaum zu Wort kam und er sich etwas frustriert zu langweilen schien, lag am Moderator.
Dass von Storch die Realität eines menschengemachten Klimawandels bejaht, schien die Lage zu entspannen. Als er dann aber vorrechnete, wie wirkungslos unsere „Klimahysterie“ ist, bekam er verbal Prügel. Von Storchs Hinweis auf den weltweiten CO2 -Ausstoß von 38 Gigatonnen im Jahr und unseren Anteil von einer Gigatonne sorgte bei den anderen Gesprächsteilnehmern für Schnappatmung.
Eine Schauspielerin ohne klimatologische Substanz
Die Schauspielerin Nina Kronjäger hatte nichts Substantielles beizutragen. Eigentlich unverständlich, sie überhaupt einzuladen. Ihr Lob für „Extinction Rebellion“ und die Kritik am Klimaschutzpaket der Regierung gipfelte in der Aussage, dass Straßenblockaden „der richtige Weg“ seien. Ob sie das auch noch so sieht, wenn sie nicht zum nächsten Dreh fahren kann, weil die Straße dicht ist?
Tino Pfaff von „Extinction Rebellion“: „Es ist lange nach zwölf“, was eigentlich jede Bemühung um Klimaschutz überflüssig machen würde. „Wir überschreiten bewusst Grenzen und fangen da an, wo Friday for future aufhört“. Pfaff: „Wir blockieren Zufahrtswege, Straßen, Banken, Konzerne. Aber alles gewaltfrei.“ Dass der körperliche Einsatz gegen gesellschaftliches Leben, das Blockieren von Freiräumen schon Gewalt ist, auf diese Idee kommt der forsche Rebell allerdings nicht. Dies alles sei aber nötig, um deutlich zu machen, „dass wir in eine Klimakatastrophe schlittern“.
Müssen wir für den „Klimaschutz“ die Demokratie abschaffen?
Der FAZ-Journalist Rainer Hank, immer wieder ein eloquenter Talkshowgast mit intellektuellem Tiefgang sorgt sich ob der zunehmenden Radikalität um die Demokratie, die Grüne Bärbel Höhn freute sich an Erinnerungen an die Demos der Siebziger Jahre und sieht Parallelen zu „Extinction Rebellion“, Christopher Grau, Initiator von „Fridays for Hubraum“ wehrte sich gegen Unterstützung durch die AfD, hält aber viel von automobiler Freiheit und will mit seiner Gruppe (über 500.000) zeigen, „dass nicht alle so denken wie Greta“. In der Summe schien es, als hauten diesmal nicht vier Talkshow-Gäste auf ein Opfer gegenteiliger Meinung ein. Die Runde schien ausgeglichen.
Der knorrige von Storch holte die Klimahysteriker in der Runde immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ihn erinnere das Wort „Klimanotstand“ an die Notstandsgesetze des Dritten Reichs. Das Ziel des Pariser Klima-Abkommens sei ein „politisches Ziel“. Und selbst wenn Deutschland bzw. Europa seine Klimaziele erfüllte und kein CO2 mehr ausstieße, blieben rund 30 Gigatonnen CO2 -Ausstoß weltweit übrig: „Über die redet kein Mensch! Wir müssen überlegen, wie wir die Welt dazu bringen, CO2 zu reduzieren. Wir können doch nicht hingehen und denen erzählen, wir fliegen nicht mehr, essen kein Fleisch mehr – macht das doch auch mal. Das tun die aber nicht.“ Von Storch plädiert für technologische Angebote an diese Länder, nicht die Moralkeule. „Unser Fehler ist, dass in Deutschland niemals die Frage nach der Wirksamkeit von Maßnahmen gestellt wird.“
Grünen-Chef Robert Habeck bevorzugt das chinesische Modell
Bärbel Höhn widersprach: „Wir müssen der Welt klarmachen, dass der Weg raus aus der Kohle richtig ist. Um die anderen Ländern dazu zu bringen: „Wenn Deutschland als Industrienation das kann, dann steigen wir nicht in die Kohle ein.“ Was Frau Höhn dabei völlig zu übersehen schien: dass diese Länder ja längst in der Kohle drin sind und die Frage zu stellen ist, ob Deutschland als Industrienation noch besteht, wenn wir ein paar Jahre Kohle- und Atomausstieg hinter uns haben.
Die von „Extinction Rebellion“ geforderten Bürgerversammlungen quasi mit Exekutivrecht (die Regierung muss den dort gefassten Beschlüssen folgen) würde unsere Demokratie, unser Parlament aushebeln, meint völlig zu Recht Rainer Hank. Die professionelle Schauspielerin in der Runde, findet „Extinction Rebellion“ gut: „Die bringen sich anders in die Demokratie ein“, findet sie und zweifelt an der Funktionalität der Regierung: „Die schaffen das nicht mehr. Die Institutionen sind einfach zu schwerfällig.“
Wie schon Grünenchef Habeck das chinesische und diktatorische Gesellschaftsmodell im Durchsetzen von Vorgaben gut findet, so ist auch „Extinction Rebellion“ offenbar bereit, in einer Art Volkskongressen der gewählten Regierung vorschreiben zu können, was zu tun ist. Unglaublich welches Demokratieverständnis im verbalen Tarnmantel „neuer Formen der Demokratie“ hier sichtbar wird. Was dem Guten diene, sei erlaubt.
Der zeitweise gelangweilt dreinschauende Klimaforscher von Storch überraschte denn auch immer wieder. Als der Name des führenden deutschen Klimahysterikers Schellnhuber fiel, lies von Storch mit einer abwertenden Handbewegung erkennen, was er von ihm hält.
Von Storchs Erkenntnisse überraschten nicht nur die Diskutanten.„Wenn ich mit Kollegen unterwegs bin, merke ich, viele haben die Schnauze voll von diesen Übertreibungen.“ Oder: „Reden Sie mal mit den Menschen in China. Klimawandel ist nicht deren Hauptproblem.“
Wissenschaftler seien nicht dazu da, die Welt zu verbessern, sondern die Welt zu verstehen. Und im Übrigen, so deutete von Storch an, seien Wissenschaftler, die politische Ziele postulieren nicht besonders glaubhaft.
Danke für die klaren Definitionen!