BMW-Vorstand Klaus Draeger wird zum Frührentner

Ist es nicht die pure Verschwendung von Management-Potenzial, wenn der Aufsichtsrat einen Vorstand, noch immer 59 Jahre alt, „mit Erreichen der Altersgrenze“ in den Ruhestand schickt? Ist es nicht an der Zeit, bei BMW einmal über den Sinn der Regelung nachzudenken, dass Führungskräfte mit 60 Jahren abzudanken haben und aus dem Arbeitsprozess gerissen werden? Was für eine Verschwendung von Erfahrung, Wissen und Energie! Das glatte Gegenteil von Effizienz. Zumal weil bei BMW ausgeschiedene Führungskräfte ihre Freude an der Arbeit (nicht aus Notwendigkeit Geld zu verdienen!) dann nicht selten bei der Konkurrenz ausleben.

Da setzt die Regierung das Ruhestandsalter aus mathematischen Gründen auf 67 Jahre und irgendwann sicher noch höher hinauf und ein dynamisches, gut verdienendes Erfolgsunternehmen schickt seine Top-Leute in einem fast noch jugendlichen Alter nach Hause. Im Gegensatz zur Renten-Problematik, dass immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentner zu finanzieren haben, ist es bei einem gewinnträchtigen Unternehmen umgekehrt: Hier wird geistiges Potenzial nur deshalb gegen jüngeres ausgewechselt, weil es einmal so beschlossen wurde. In einer Zeit, in der man glaubte, dass Jugendlichkeit mehr Bewegung ins Unternehmen bringen kann und ein 60-jähriger tatsächlich als älter wahrgenommen wurde. Heute gibt es 60-jährige, die sowohl physisch als auch geistig-innovativ manchem 40-jährigen überlegen sind oder ihm zumindest locker dass Wasser reichen können.

Ironie der Geschichte: Ausgerechnet jener Mann, unter dessen Ägide diese Früh-Verrentungs-Regel bei BMW eingeführt wurde, war der erste, der sie ignorierte: der legendär erfolgreiche Eberhard von Kuenheim. Er war fast 63 als er sich in den Ruhestand verabschiedete – und hätte sicher gerne noch ein paar Jahre dran gehängt.

Warum traut man in Ehren ergrauten Managern auf den obersten Stufen der Karriereleiter nicht zu, auch nach dem 60. Geburtstag gute Arbeit abliefern zu können? Warum setzt man nicht auf längere Kontinuität im Management. Die Mitarbeiter müssen sich jedes Mal auf die neue Führungs- und Management-Philosophie der neuen Person an der Spitze einstellen. Auch das absorbiert unnötig Energie.

Der Neue im BMW-Vorstand: Einkaufschef Markus Duesmann Fotos: BMW

Der Neue im BMW-Vorstand: Einkaufschef Markus Duesmann Fotos: BMW

Dieses System der Früh-Verrentung macht jeden Nachfolger zur Zwischenlösung. Der neue Einkaufsvorstand Markus Duesmann hat mit 47 nur rasend schnell vergehende dreizehn Jahre vor sich, etwas zu bewirken. Ok, das ist andererseits eine lange Zeit. Aber sie könnte, nein sollte mindestens drei Jahre länger währen. Der studierte Maschinenbauer trat übrigens 2007 als Leiter des Bereichs Antrieb in das ehemalige BMW Sauber Formel-1-Team ein. Danach war er Bereichsleiter für Fahrdynamik und zuletzt für das gesamte Thema Antrieb im Entwicklungsressort des Unternehmens zuständig.

Übrigens: In anderen Kulturen und Ländern setzt man auf die Weisheit und Erfahrung älterer Menschen. In den USA will eine 68-jährige Hillary Clinton Angela Merkel als mächtigste Frau der Welt ablösen. Ihr Gegner Donald Trump ist mittlerweile auch schon 70. Merkel, immerhin 60, in den Ruhestand zu verabschieden wäre einer meiner Wünsche, dem 70-jährigen Trump Weisheit abzusprechen der andere. Und die Altersgrenze 60 Jahr bei BMW abzuschaffen ist eigentlich eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit.

 

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