Noch machen viele Hürden der Mobilität unter Strom das Leben schwer. Die E-Mobilität wird zwar vom Staat mit Prämien gefördert, aber das Interesse an Stromern enttäuscht. Längst ist klar, dass die von der Kanzlerin ziemlich kenntnisfrei in den Raum gestellte Fiktion von einer Million Elektrofahrzeugen in vier Jahren völlig unrealistisch ist. Das ist zwar nicht Schuld der Kanzlerin, aber das halbherzige Agieren Richtung Zukunft bremst die Fahrfreude mit Strom, der überwiegend aus dem Kohlekraftwerk kommt. Aber es ist auch im Stromer-Land Norwegen oder Holland nicht der Umweltgedanke, der dort die Elektromobilität boomen lässt. Es sind massive Fördermaßnahmen wie kostenloses Laden und Nutzung von Busspuren etc. In Deutschland ist es die Halbherzigkeit, die Inkonsequenz leerer Symbolpolitik.
Die Autoindustrie ist zwar fleißig dabei, immer mehr Autos mit Elektroantrieb zu entwickeln und zu bauen, sie macht aber auch dramatische Marketingfehler. Wie muss sich zum Beispiel der Kunde eines BMW i3 fühlen, der als „First mover“ oder „early adopter“ mutig vorangegangen ist, etwa 40.000 Euro oder mehr ausgegeben hat, damit er 200 suggerierte Kilometer weit fahren kann und nun erfährt, dass BMWi eine neue Batterie mit mehr Reichweite anbietet, die theoretisch 300 Kilometer schafft? Natürlich immer nur unter optimalen Bedingungen.
Die Autoindustrie neigt schon wieder zum Mogeln
Apropos: Die Autoindustrie fängt schon wieder an, ein bisschen zu mogeln, wenn es um den Verbrauch geht. Keiner will so richtig deutlich aussprechen, dass ein frostiger Wintertag mit Heizung oder eine Fahrt in der Hitze mit Klimaanlage die Reichweite um bis zur Hälfte schrumpfen lässt. Ja, BMW bietet den Range-Extender an, ein Motorradmotor, der im Bedarfsfall die Batterie auflädt und bei entsprechendem Nachtanken von Benzin praktisch jede Reichweite ermöglicht. BMWi tut und macht, damit die Elektromobilität in Schwung kommt. Exzellente Systeme, die von der Routenplanung bis zur optimalen Fahrweise alles berechnen und dem Fahrer präzise mitteilen, wie weit er noch kommt. Aber BMWi macht auch grandiose Marketingfehler, von denen einer besonders ins Auge fällt.
Da hat man als technologisch immer vorne agierender BMW-Fan nun einen (alten) i3 gekauft und will natürlich die neue Batterie mit größerer Reichweite. Und dann erfährt der i3-Kunde, dass er die alte Batterie zwar für eine neue in Zahlung geben kann, aber das kostet: 7.000 Euro muss er noch bezahlen, nachdem die alte Batterie verrechnet wurde. Das ist sicher kein Förderprogramm für die E-Mobilität. Es schreckt eher jene abwägenden Kunden ab, die kurz davor waren, einen i3 zu kaufen, sich jetzt aber sagen: Lieber noch warten, bis das nächste Batterie-Update kommt. Und das kommt mit Sicherheit.
System-Upgrades dürfen eigentlich nicht viel kosten
Es darf beim Elektroauto nicht so kommen wie bei unseren Rechnern und der Software, die im Halbjahrestakt schneller und speicherintensiver werden, so dass man immer einen alten Rechner oder alte Software hat. Die Autoindustrie muss dafür sorgen, dass auch Altkunden ihr E-Auto zu vernünftigen Konditionen updaten können, wenn der Rhythmus der Entwicklungsschritte immer schneller wird. Sei es mit Soft- oder Hardware. Ich erinnere mich noch daran, als es bei BMW vor Jahren hieß, dass die Computer-Systeme in BMW-Fahrzeugen upgradefähig gemacht werden. Es hat sich nicht viel in diese Richtung getan. Nicht einmal die Software der Straßenkarte für die teure Navigation wird bei einem Werkstattaufenthalt kostenlos und automatisch erneuert, wie es einige asiatische Hersteller bereits für selbstverständlich halten.
Noch ein Stolperstein auf dem Weg zum elektrischen Fahren habe ich entdeckt, als ich kürzlich einen Tesla-Testwagen gefahren habe. In Diessen am schönen Ammersee gibt es an einer Tankstelle zwei kostenlose Ladestationen für Elektroautos. Dort haben wir den Tesla zum Nachladen abgestellt. Genau um 23 Uhr kam die Nachricht aufs Handy, dass es Probleme beim Laden gebe. Es gab zwar nicht wirklich Probleme, aber die Stromzufuhr wird um 23 Uhr abgeschaltet. Warum, konnte bis jetzt nicht geklärt werden. Wahrscheinlich gibt es eine EU-Vorschrift, die nächtliches Laden in der Nähe einer Benzinzapfsäule verbietet und uns demnächst vorschreibt, beim Tanken von Diesel-Kraftstoff eine Warnweste anzuziehen.
So wird das nichts mit der Elektromobilität!
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