VW-Prozess in San Francisco: Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Bei allem Ernst der Sachlage ist es vor allem der ehrenwerte Richter Charles Breyer (77), der ab und zu versucht, Humor in die Verhandlung einzubringen. Seine schneidenden Fragen wechseln sich immer wieder mit humoristischen Einlagen ab. So entspann sich in der nur wenige Minuten dauernden Sitzung vom 24. März (Gründonnerstag), in der Volkswagen eigentlich eine Einigung mit der Environmental Protection Agency (EPA) für die 600.000 Fahrzeuge hätte vorlegen sollen, folgender Dialog:

Charles_Breyer_District_Judge

Charles Breyer

Richter Charles Breyer: „Wir haben eine volle Agenda für heute. Ich möchte zunächst zum Ausdruck bringen, was nach meiner Ansicht das wichtigste Thema ist: Nämlich was getan wird, die 600.000 Fahrzeuge in einen den Umweltgesetzen entsprechenden Zustand zu bringen.“

Breyer erläuterte dann, dass die Gespräche zwischen den Parteien und dem Schlichter Robert Mueller fortgeschritten seien, noch zu keiner Lösung für eine Umrüstung geführt hätten. Man habe aber deutliche Fortschritte erzielt, die Fahrzeuge in ihrem inakzeptablen Zustand von der Straße zu schaffen oder in einen gesetzeskonformen Zustand zu bringen. Es gebe aber noch technische Probleme.

Die Kläger- und Beklagten-Anwälte bestätigten die Zusammenfassung des Richters.

Der Volkswagen-Anwalt Robert J. Giuffra sagte: „Euer Ehren, die Ingenieure arbeiten rund um die Uhr.“

Richter Breyer: „Ich denke, dass nicht nur die Ingenieure hart daran arbeiten, sondern die Anwälte noch härter.“

Robert J. Giuffra: „Das ist fair, es so auszudrücken. Das war wohl für mich der härteste Monat in den 25 Jahren meiner Karriere. Wir haben rund um die Uhr gearbeitet.“

Richter Breyer: „Ich bin optimistisch, dass Sie diesen Rekord im nächsten Monat nochmal übertreffen werden. Das ist mein Ziel.“

Robert J. Giuffra: „Lassen Sie es mich so sagen: Mein 8-jähriger Sohn mag diesen Fall überhaupt nicht. Er sagt nämlich: Mein Papa ist nie zu Hause.“

Richter Breyer: „In einem Monat werden wir Sie Ihrer Familie zurückgeben. Dann können sie alle nach San Francisco kommen, um umweltgerechte Ferien zu genießen.

Robert J. Giuffra: „Mein Sohn ist heute in San Francisco. Wir wollen heute Nachmittag nach Alcatraz.“ (Das Gefängnis in der Bucht von San Francisco ist viel besuchter Touristen-Magnet.)

Richter Breyer: „Bitte bleiben Sie nicht länger als notwendig dort. Denn sonst müssten wir Direktor Mueller bitten, seine Kontakte zu nutzen, um Sie dort wieder raus zu kriegen.“ (Schlichter Mueller war schließlich mal FBI-Direktor).

Nach diesem humorigen Dialog wurde Breyer wieder ernst. Am 21. April will er einen Plan vorgelegt bekommen, wie das Abgasproblem der 600.000 Autos gelöst werden kann. „Das kann ein Rückkauf-Plan sein oder eine technische Modifikation oder eine beliebige andere Regelung.“ Richter Breyer werde sich wöchentlich mit dem Schlichter austauschen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Er verstehe, dass die Öffentlichkeit gerne mehr über den Fortgang der Verhandlungen erführe wie er selbst. Breyer äußerte aber Verständnis, dass die Verhandlungen noch vertraulich geführt werden. Der 21. April sei allerdings der Tag, an dem das Gericht eine Entscheidung herbeiführen werde, ob es in eine Hauptverhandlung eintreten oder einer außergerichtlichen Einigung zustimmen werde.

 

 

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