Ja, es gibt auch positiv denkende Umweltschützer, die nicht mit der geheuchelten Weltenretter-Attitüde auftreten, um Minister, Kirchenvertreter oder Manager an den Pranger zu stellen, wenn sie ein Auto fahren, das mehr CO2 ausstößt, als es eine angebliche Norm erlaubt. Der Verkehrsclub Deutschland hat sich zwar auch die „Rettung“ des Klimas auf die Fahnen geschrieben, argumentiert aber wesentlich sachlicher und favorisiert den positiven Ansatz, C02-arme Automobile zu loben. Dass dabei Modelle vorne liegen, die auf dem Markt wenig erfolgreich sind, ist schade.
Zwar sind die Ziele des Clubs die gleichen wie die anderer Umweltverbände, es fehlt aber die ideologische Verblendung und Verbissenheit, das Automobil bzw. die individuelle Mobilität grundsätzlich in Frage zu stellen.
Jetzt hat der Club zum 26. Mal seine Auto-Umweltliste präsentiert. Aufgegliedert in die Techniken Hybrid, Diesel- und Erdgasantrieb versucht der Club sehr ausgewogen zu bewerten. Auf dem Siegertreppchen steht wie schon im Vorjahr der Lexus CT 200h. Auf Platz zwei steht der Peugeot Active BlueHDi in der Kleinwagenklasse, in der auch VW Polo und Opel Corsa angesiedelt sind.
Auf dem dritten Platz stehen mit gleicher Punktzahl der Volkswagen eco up!, der Seat Mii Ecofuel und der Skoca Citigo CNG. Das Bemühen des Clubs, möglichst jedes Kriterium auszuweisen, zu analysieren und zu bewerten, macht das Ergebnis ein wenig unübersichtlich. Dazu kommen die meistens recht theoretischen Verbrauchsangaben, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben, aber positiv in das Ergebnis einfließen.
Interessant dabei ist nach Auffassung des VCD, dass es derzeit keine dominierende Technologie gibt. Gerd Lottsiepen krisisiert denn auch, dass „revolutionäre Konzepte“ fehlten. „Hier braucht es neue politische Impulse, damit Fortschritte im Bereich der Umwelttechnik nicht immer weiter abflachen.“ Gerade der Gesetzgeber sei es, der Anreize schaffen könne. „Unter anderem durch ambitionierte CO2-Grenzwerte auf europäischer Ebene. Die Bestenlisten zeigen, dass der Flottengrenzwert von 95g CO2/km, der ab 2020 gilt, heute schon von 71 Fahrzeugen erreicht wird. Vor diesem Hintergrund sollten sich die Autohersteller einem neuen, ambitionierten Grenzwert für 2025 nicht entgegen stellen.“ Hier bläst der VCD ins gleiche Horn wie seine Kollegen in anderen Verbänden und übersieht dabei, dass die Ingenieure den physikalischen Grenzen schon sehr nahe gekommen sind. Autos die keine Energie verbrauchen, wird es nie geben.
Lottsiepen kritisiert zu Unrecht, dass sich die deutschen Hersteller überwiegend auf das Premiumsegment konzentrierten. Auch in den kleinen Fahrzeugen sei Umwelttechnik vonnöten. Und da gibt es nun wahrlich viele Fahrzeuge, die extrem sparsam sind.
Die Umweltliste des Verkehrsclubs ist durchaus gründlich und sehr analytisch aufgebaut. Dass jetzt auch noch eine Kaufberatung erfolgt, ist neu. Unter dem Motto »Welcher Typ passt zu mir?«, gibt der VCD für sechs Profiltypen konkrete Fahrzeugempfehlungen – für Vielfahrer, Großstadtmenschen, Familien, Technikfans, Komfort 60+ sowie Taxifahrer. Die Tipps zur Fahrzeugauswahl zielen nicht nur auf die beste Umweltperformance ab, sondern nehmen auch Nützlichkeit und Kosten unter die Lupe. Der Club hat sich hier viel Mühe gegeben, jedem Detail auf den Grund zu gehen. Das geht leider nur auf Kosten der Klarheit und Übersichtlichkeit.
Allerdings stellt sich die Frage, warum bei der Auto-Umweltliste fast nur solche Autos auf den vorderen Plätzen stehen, die im Markt alles andere als erfolgreich sind. Dass es ein BMW 116 d Efficient Dynamics gerade mal auf Platz 3 in der Kompaktklasse schafft (hinter dem Lexus CT 200h und dem Toyota Auris Hybrid), scheint mir nicht plausibel. Und warum der Gesamtsieger Lexus CT200h in der Kategorie „die CO2 Klimabesten“ auf Platz 6 auftaucht, verwirrt. Die VCD-Umweltliste mag in jedem Detail richtig sein, es fehlt ihr aber die Übersichtlichkeit und Transparenz. Man muss sich lange einarbeiten, um sie zu verstehen.
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