Jeremy Clarkson hat überzogen: Ist Top Gear jetzt am Ende?

Dass man streikende Arbeiter erschießen müsse, war eine der oft haarsträubenden Empfehlungen des BBC-Moderators und Vater aller Autotester, Jeremy Clarkson. Im abzusprechen, dass er mit Top Gear eine Kultsendung geschaffen hat, wäre falsch. Top Gear ist seine Sendung, er hat sie groß gemacht, und wurde dabei zum Schrecken der Autoindustrie. Seine Verrisse getesteter Autos hinterließen offene Wunden. Clarkson, das kann man ohne Übertreibung sagen, ist unter den gefürchteten Autojournalisten der gefürchtetste.

Er scheute sich nicht, ein getestetes Wohnmobil, das in seinen Augen durchgefallen war, einfach anzuzünden, um es aus dem Verkehr zu ziehen. Wenn er lässig lenkend im Auto seine Kommentare machte, hielten Auto-Manager regelmäßig die Luft an. Clarkson machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, aber er lag fachlich auch oft daneben. Assistiert von Richard Hammond und James May gab sich Clarkson als Gottvater der Autotester. Sein Urteil war final. Er verstieß damit auch regelmäßig gegen den guten Geschmack und politische Korrektheit war für ihn etwas für Warmduscher. Immer wieder gab es Proteste, weil er gegen alle guten Sitten verstoßen hatte. So verglich er einmal ein japanisches Auto mit Menschen, die Geschwüre im Gesicht haben. Der Sturm der Entrüstung soll bis in den Buckingham-Palast zu hören gewesen sein.

Die Fan-Gemeinde rund um den Globus wird ihn vermissen, nachdem ihn BBC zunächst nur suspendiert hat. Zurückkommen wird er wohl nicht mehr. Er hat einfach überzogen. Er ist nicht der erste Fernsehgott der BBC, der den Olymp stürzend verlassen hat. Die Sendung hat mit über sieben Millionen Zuschauern eine der höchsten Einschaltquoten Europas. Sie ist für die BBC ein absoluter Money-Maker. Millionen Klicks auf youtube und weitere Millionen auf verschiedenen elektronischen Medien sorgten für eine gigantische Popularität der Sendung, die Jeremy Clarkson und den Produzenten zu Multimillionären gemacht hat, wie die englische Presse berichtet.

Zwar gibt es mittlerweile auch Top Gear USA und bald sogar Top Gear Germany, Clarksons Original ist in jeder Beziehung unerreicht. Wohl auch deshalb, weil die BBC keine Kosten gescheut hat, das Team weltweit testen zu lassen. Top Gear soll zu den teuersten Sendungen der Welt gehören, heißt es in englischen Medien.

Clarksons Ende hat sich wohl schon länger abgezeichnet. Wer das rassistische N-Wort benutzt, wer ständig unglaublich rotzig kommentiert, wer gute Produkte aus Freude am Destruktiven verbal vernichtet, kann nicht auf Gnade hoffen. Dabei sind es nicht einmal seine legendären Fehltritte in der Sendung, von denen die rassistischen Äußerungen dazu führten, dass sich die BBC öffentlich entschuldigen musste. Vielmehr soll sein Umgang mit Mitarbeitern gnadenlos gewesen sein. Wenn der in der Redaktion servierte Kaffee nicht perfekt nach seinem Geschmack war, flog schon mal die Tasse an die Bürowand. Seine Vorgesetzten betrachtete er als Untergebene, die ihm zu dienen hatten. Seine Untergebenen mussten die Marotten des launigen Clarkson ertragen – oder gehen. „Für Clarkson ist Mobbing der normale Umgang mit Mitarbeitern“, sagt ein Kollege. „Clarkson hatte ständig ein Heer von Zuarbeitern. Die hat er behandelt wie persönliche Sklaven“, erzählt ein BBC-Insider.

Bezeichnend ist Clarksons Hybris in Bezug auf Journalisten. Als einmal ein großes deutsches Magazin versuchte, mit ihm in Kontakt zu kommen, ließ die Sekretärin von oben herab wissen: „Mr. Clarkson redet nicht mit jedem.“

Ob Top Gear nun am Ende ist? „Keinesfalls“, mutmaßt ein Mitarbeiter der BBC. „Aber ohne Jeremy wird es eine andere Sendung werden…“

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