Vertrauensfrage: Tesla gewährt nun acht Jahre Garantie – aus gutem Grund

Tesla S: Die Mängelliste ist lang

Tesla S: Die Mängelliste ist lang

Deutsche Autohersteller sind von der Qualität ihrer Produkte überzeugt. Eigentlich zu Recht. Und trotzdem zeigen sie an einer Stelle kein ausgeprägtes Selbstbewusstsein: in Sachen Garantie-Gewährung. Kurze zwei Jahre gestehen sie den Käufern zu, die viel zu schnell um sind. Und wenn dann ein paar Wochen später ein Mangel auftritt, zieren sie sich oft genug, Kulanz zu gewähren. Der Autobesitzer muss dann in der Werkstatt als Bittsteller auftreten und wird oft auch so behandelt. König Kunde scheint er oft nur so lange, bis der Kaufvertrag unterschrieben ist. Ja, es gibt rühmliche Ausnahmen. Aber in der Regel ist das Garantie-System für Autos in Deutschland unbefriedigend. Obwohl wir hier mit die höchsten Autopreise bezahlen. Warum geben die Hersteller nicht länger Garantie?

Ich habe diese Frage in den letzten zehn Jahren immer wieder gestellt. Und immer wieder wurde mir gesagt, dass man ja großzügig Kulanz gewähre. Sie einzufordern ist aber jedes Mal ein Problem, weil sie freiwillig ist. Und dann noch juristisch zwischen Garantie und Gewährleistung unterschieden werden muss, bleibt der Kunde im Ungewissen. Da wird verständlich, wenn das Garantieversprechen zum Beispiel bei Kia mit sieben Jahren (limitiert auf 150.000 km) ein Verkaufs- und Kaufargument wird. Jetzt hat die Stromer-Marke Testla die Garantie-Latte für das S-Modell auf acht Jahre verdoppelt. Das klingt mutig und großzügig. Die Wahrheit sieht anders aus, denn Tesla hat es dringend nötig, um Vertrauen zu werben. Denn das amerikanische Verbrauchermagazin Consumer Report klagt über eine endlose Mängelliste innerhalb der ersten 15.000 Meilen (24.000 km). Das Magazin lobt zwar die Fahreigenschaften, findet die Summe zahlreicher kleiner Mängel aber ärgerlich. Noch vor einem Jahr hatte das Magazin dem Tesla S beste Noten gegeben. Das dürfte sich im Jahresbericht für 2014 ändern. Ein anderer Report beklagt 28 Werkstattaufenthalte innerhalb von wenigen Monaten. Zwar wurden alle Reparaturen auf Garantie und kostenlos erledigt, aber die Werkstattaufenthalte nerven. Da mag eine Fernreparatur via Internet beim Ausfall eines Systems zwar beeindrucken, der Kunde war trotzdem sauer, weil die einfahrbaren Türgriffe einfach nicht herauskommen wollten und der Mann einfach nicht einsteigen konnte. In einem anderen Fall blieb das Fahrzeug sogar liegen, ein Tester reklamierte einen eingefrorenen Bildschirm des zentralen Touchscreens. Bei einem anderen öffneten sich die Fahrertür und die Seitenscheiben automatisch, ohne dass der Fahrer das wollte. Nach 12.000 Meilen fiel der Bildschirm beim Testwagen des Consumer Reports aus „und eliminierte den Zugriff zu fast allen Funktionen des Fahrzeugs einschließlich der Klappe für den Ladestecker“, klagt das Blatt. Nur die Werkstatt konnte den Rechner mit einem Reset wieder zum Leben erwecken und ein störendes Knarzgeräusch im Beifahrersitz eliminieren. Kleine Mängel wurden aber auch in wichtigen Details registriert: So brach beim Testwagen recht bald die Verriegelung des vorderen Kofferraums und der Batterie-Ladestecker löste sich in seine Einzelteile auf. Die Los Angeles Times meint, dass neue Fahrzeuge immer Probleme machten und die Autotester bei Tesla eben besonders genau hinschauten, weil die Elektroautos wegen ihrer Technologie überwiegend gelobt werden. Die Tester, so der Verdacht der LA Times, seien wohl noch zu sehr herkömmlicher Antriebstechnik zugeneigt. Und deshalb würden sie bei Tesla jedes Haar in der Suppe finden, das sie bei herkömmlichen Fahrzeugen übersehen würden. Nun warten die Autotester gespannt auf die neue Umfrage des Consumer Reports, Erstmals sollen dann auch die Mängel aus 2014 analysiert sein. Letztes Jahr waren 637 Tesla-Besitzer zu den Modelljahren 2012 und 2013 befragt worden.

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