Das Daimler-Hochhaus ist seit Jahren baufällig und sollte schon 2012 als Neubau erstrahlen – „Was für eine schlimme Symbolik: Der Mercedes-Stern dreht sich auf einer Ruine“, kritisiert ein Aufsichtsrat

Symbol des Erfolgs: Das Daimler-Hochhaus in Untertürkheim ist eine Ruine.

Symbol des Erfolgs: Das Daimler-Hochhaus in Untertürkheim ist heute eine Ruine.

Verwaltungszentralen gelten als Aushängeschild erfolgreicher Unternehmenspolitik. Manchmal auch als Zeichen des Größenwahns. Die Untertürkheimer Verwaltungszentrale aus dem Jahr 1958 stand mit ihren 13 Stockwerken für stolze Zurückhaltung (es gab damals Pläne auch für 20 Stockwerke) und für die heraufziehenden goldenen Jahre der Daimler-Benz AG.  Bis 1990 residierten hier die Vorstände des Automobilkonzerns, bis Edzard Reuter und seine Kollegen 1990 in den Möhringer Komplex umzogen, den Jürgen E. Schrempp später „Bullshit-Castle“ nannte.

Als 2006 Dieter Zetsche wieder dort arbeiten wollte, „wo die Action ist“, also nahe der Produktion, zeigten sich bereits erste Probleme an dem alten Gebäude. Eine Brandschutzüberprüfung kam zu dem Ergebnis, das eine Grundsanierung notwendig gemacht hätte. Der Vorstand plante aber einen Abriss und Neubau. Der sollte bereits 2012 fertig gestellt sein.

Die Absatzkrise in 2009 führte dazu, dass der Vorstand die Abriss- und Neubaukosten nicht für tragbar gehalten hat. Der Neubau wurde bis heute immer wieder verschoben, „um die Bilanzen besser aussehen zu lassen“, wie ein Aufsichtsrat kritisiert. „Es ist doch eine schlimme Symbolik, wenn sich der Mercedes-Stern auf einer Ruine dreht“, kritisiert er und will nicht genannt werden. Das Thema sei dem Aufsichtsrat aber bekannt und werde auch von anderen so gesehen. „Da muss endlich was passieren!“

Schon vor zwei Jahren nahm der Vorstand einen Anlauf. Ein Architektenwettbewerb führte zu interessanten Möglichkeiten, die aber bis heute nicht endgültig sind. Die Zentrale soll auf jeden Fall deutlich höher ausfallen als das Hochhaus aus den Fünfzigern. Und sie soll nicht unbedingt am alten Standort errichtet werden.

Jetzt scheint wieder Bewegung in die Planung zu kommen „und wir hoffen, dass es nicht nur wieder Planungen sind“, sagt der Kritiker im Aufsichtsrat. Er wirft dem Vorstand vor, das Thema zu verzögern, „um die Zahlen besser aussehen zu lassen“. Er zeigt nach München: „BMW hat bewiesen, wie man mit einem solchen Industriekultur-Denkmal umzugehen hat. Die haben ihren Vierzylinder aus dem Jahr 1972 für die nächsten 50 Jahre fit gemacht, bildschön saniert und mit der BMW Welt einen zusätzlichen architektonischen und touristischen Höhepunkt wie unser Mercedes-Museum geschaffen.“ Für Daimler sei es „eine Schande, das Verwaltungshochhaus als Ruine stehen zu lassen“. Zum Glück habe man das Museum gebaut, „das unter Dieter Zetsche wegen der hohen Kosten wahrscheinlich nie gebaut worden wäre“.

 

 

2 Kommentare zu "Das Daimler-Hochhaus ist seit Jahren baufällig und sollte schon 2012 als Neubau erstrahlen – „Was für eine schlimme Symbolik: Der Mercedes-Stern dreht sich auf einer Ruine“, kritisiert ein Aufsichtsrat"

  1. Kurt Huppenbauer, ein EHEMALIGER des Konzerns, dem das Herz blutet..... | 28. August 2020 um 23:02 | Antworten

    Eine Ruine, die Daimler kaum mehr los wird.

    Warum nich als Wallfahrtsort für Ewig-Gestrige geeignet?

    Warum nicht geeignet als Unterkunft für im Winter in Pappkartons in der Stuttgarter
    City „Schutz suchende Menschen?“

    Warum nicht für die Käufer und Käuferinnen eine Erlebnis-Übernachtung in einem der
    Einzel-und Doppelzimmer des mit 13 Stockwerke das Werk überragenden Gebäudes, das im
    Sommer sogar auf der Terrasse des 14.Stockwerks für Kunden der S.-Klasse vorbehalten
    sein könnte, die ansonsten nur noch von Turmfalken „bewohnt“ wird.

    Das wäre doch ein Werbegag, der kostenlos um die Welt ging, keinen
    Penny kosten würde außer vielleicht einer Lebensversicherung für den Fall des Ein-
    sturzes des Hochhauses und viele,viele Kunden ohne Werbeaufwand Daimler sofort ins Herz schließen würden.

    Selbst im UG dieses Hochhauses -bei noch immer funktionierenden sanitären Ein-
    richtungen- könnten die Noch-Nichkunden und deren Hunde mitübernachten und jeden Morgen könnten Herrchen und Hunde mit einem Frühstück zum Tagesstart durch die Frühausteher der Kantine bedacht werden und mit einem Werksbus bis zum Rathaus des OB gefahren werden. Da wäre doch eine soziale Leistung, die Daimler im Geschäftsbericht erwähnen sollte. Die übrigen 13 Stockwerke -samt den Einel- und Doppelzimmern-bliebe dann der Kundschaft von Daimler überlassen,die am nächsten Morgen mit Frühstück und Gratis-Busfahrt nach Sindelfingen kutschiert würden und dort ihre neue S-Klasse abholen könnten. Überlegenswert?

    Alles natürlich unter Einhaltung der Vorschriften in Sachen Pandemie Covid 19.

    Noch scheint das Baurechtsamt der Stadt Stuttgart diese Ruineui tolerieren, wenn sie gar eine solche sein sollte, die hoffentlich nicht gar einsturzgefährdet ist und dann gar tausende Daimler-Mitarbeiter bedrohen könnte.

    Als ich 1955 meine kaufmännische Lehre bei Daimler begann, konnte man damals noch
    unter der Mercedesstraße die Fundamente dieses Gebäude bestaunen. Vier Aufzüge in der
    Mitte, der Lastenaufzug mit weiteren drei Personenaufzügen an der Westseite waren
    die Zubringer für die kleinen und großen Angestellten; die letzteren mit so namhaften
    Personen wie Prof.Zahn, Dr.Schleyer und Rudolf Schlegel bewohnt, letzterer am 6.Mai
    1960 im Hochhaus verhaftet und am 21.Mai 1963 wg.Beihilfe zum Mord vom Landgericht
    Koblenz zu 8 Jahren Haft verurteilt. (Er war seit 1995 bis 1960 Ausbilder des kauf-
    männischen Nachwuchses der Daimler-Benz AG) und er führte u.a.in der NS.Zeit als SS-Hauptsturmführer ein Erschießungskommando wohl in Minsk. (Mehr darüber siehe bei Christina Ullrich: „Ich fühl mich nicht als Mörder“ nachzulesen und bei WIKIPEDIA
    dokumentiert.

    Aktuell hat wohl der Vorstand der Daimler AG andere, besonders finanzielle Sorgen,
    und wenn ein Aufsichtsrat aber breits 2012 kritisierte, dass es eine schlimme Symbolik sei,dass sich der MERCEDES STERN auf einer Ruine drehe, so beweist das nur, das
    Hermann Josef Abs einst recht hatte mit seiner Anmerkung, dass „die Hundehütte für
    den Hund, der Aufsichtsrat für die Katz sei.“

    Aber der Symbolik wegen sollte der aktuelle Daimler Aufsichtsrat einer Entscheidung über das Hochhaus in Untertürkheim zeitnah näher treten.

    Sollte dieses einstige Schmuckstück wirklich „baufällig“ sein und sich der Mercedes-Stern tatsächlich auf einer Ruine bewegen, dann fragt man sich, weshalb die Landes-
    hautstadt Stuttgart (Baurechtsamt)dies duldet?

    Auch der alsbald zu wählende Oberbürgermeister der LHS Stuttgart könnte dies auf
    seine Agenda setzen.

    Beste Grüße

  2. Kurt Huppenbauer | 29. August 2020 um 18:22 | Antworten

    Der Mercedes-Stern dreht sich auf einr Ruine.

    Dies kritisierte ein Daimler-Aufsichtsrat im Jahre 2012. Im Jahre 2020
    hat Daimler AG andere Probleme.

    Weltweit liegt Daimler auf Platz drei der Unternehmensverschuldung mit
    151 Milliarden US-Dollar. In der Daimler Konzernbilanz zum 31.12.2019
    dokumentiert Daimler für seinen Konzern 240 Mrd.Euro Konzernschulden.

    Wer da glaubt, Daimler sei auf finanziellen Rosen gebettet, beherrscht die
    Grundrechenarten der Finanzierung nicht. Daimler hat aktuell einen
    Verschuldungsgrad von 400 Prozent erreicht und bei solchem vergeht selbst

    den eitlen Daimler-Managern die Lust auf einen Neubau -wo immer er placiert werden
    soll. Der oben zitierte Aufsichtsrat, der 2012 meinte, der Neubau sei verschoben
    worden,“um die Bilanzen besser aussehen zu lassen“ unterlief schon damals ein
    Betrachtungsfehler seiner eigenen Konzern-oder AG-Bilanz.

    Die grausame Wahrheit ist: Daimler ist ein Sanierungsfall geworden; ein neues Verwaltungshochhaus ist demnach eine Illusion. Daimler stehen harte Jahre bevor!

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