Tesla hat unter dem Motto „We, robot“ in den Warner Filmstudios sein Robotaxi vorgestellt. Es soll vor 2027 für unter 30.000 Dollar zu kaufen sein und es kleinen Unternehmen ermöglichen, einen Taxi-Betrieb zu eröffnen. Irgendwann soll dieses Fahrzeug sicher auch für normale Kunden angeboten werden. Außerdem will Musk Tesla zu einer Robotic-Firma machen.
Als vor einigen Jahren Elon Musk erklärte, Raketen bauen zu wollen, die zurückkommen und auf der Erde punktgenau landen würden, hielt ich das für unrealistische Fantasterei. Als ich das erstmal live verfolgen konnte, wie eine zurückkehrte Rakete butterweich landete, hielt ich bewundernd die Luft an. Wer versucht, einen Bleistift hinzustellen, erkennt, was das für eine physikalische Herausforderung ist. Zumal für eine Rakete.
Mittlerweile ist meine kritische Musk-Distanz stiller Bewunderung gewichen. Kein Zweifel, dass Musks Weltraum-Aktivitäten in wenigen Jahren auf dem Mars landen. Kein Zweifel auch, dass Musk den Mund oft sehr, aber nicht wirklich zu voll nimmt. Nur wenn es sich um zeitliche Voraussagen handelt, liegt er immer wieder um ein paar Jahre daneben.
So sehe ich auch seine Intentionen beim autopilotierten Fahren nicht mehr skeptisch, die viel weiter fortgeschritten sind, als das in Deutschland wahrgenommen wird. Beeindruckend gestern (am 10.10.) die Vorstellung eines Roboter-Taxis. Die spektakuläre Präsentation in den Kulissen der Warner Brother Studios in Burbank, Kalifornien, mit etwa 1500 Gästen unter dem Motto „We Robot“ ist ein weiterer Paukenschlag dieses „verrückten“ Zukunftsmachers. Siehe auch:
https://www.youtube.com/watch?v=Mu-eK72ioDk
In seiner Präsentation übertrumpfte er sogar den kongenialen Steve Jobs, der mit seinem „one last thing“ jedes Jahr Technologie-Geschichte geschrieben hat. Musk hatte 20 Robo-Taxis mitgebracht, um die sich die Gäste der Show (Journalisten, Analysten, Influenzer, Investoren) drängten, um selbst durch die Studio-Straßen New Yorks chauffiert zu werden. Es ist verdammt ungewohnt, in ein Taxi zu steigen, das weder Lenkrad noch Pedale hat. In unserer Waymo-Fahrt in Phoenix sah man als Fahrgast wenigstens noch, wie sich das Lenkrad wie von Geisterhand gedreht hat. Siehe auch unseren Erlebnis-Fahrt-Bericht
https://automotive-opinion.com/2024/03/08/im-taxi-ohne-taxi-fahrer-fahren-wie-von-geisterhand/
Das Fehlen jeglicher Steuerungsmöglichkeiten kostet schon optisch Überwindung, sich dem Robo-Taxi anzuvertrauen. Gleichwohl bewegten sich die Robo-Taxis mit schlafwandlerischer Sicherheit durch das künstliche New York. Und noch etwas fiel uns auf: Das Taxi hat keinen Ladestecker! Auch hier ein Sprung in die Zukunft: Es kann nur induktiv geladene werden.
Fünf New Yorker Stadtteile ließ Musk im Studio aufbauen. In der Westwood gab es Texas BBQ, in Metropolis Computerspiele, Live Musik gab´s an anderer Stelle, und Roboter servierten routiniert Drinks an einer Bar. Dazu sagte Musk, dass Tesla-Roboter etwa 20.000 Dollar kosten könnten und so perfekt seien, dass sie auch einen Babysitter ersetzen könnten. Auch das klang wieder recht fantastisch, macht aber deutlich, das Tesla seinen Schwerpunkt bei Tesla auf Robotic verlagert hat. Und wer die Roboter in der Partynacht beobachten konnte, muss einräumen, dass sie menschlicher Motorik sehr, sehr nahe kommen.
Verwandtschaft zum Cybertruck
Musk stellte auch einen Minibus vor, der 20 Menschen voll automatisiert, autonom oder autopilotiert transportieren soll. Robotaxi und Robobus sollen schon in zwei bis drei Jahren auf dem Markt sein, das Taxi unter 30.000 Dollar kosten.
Das Design des Robo-Taxis läßt eine Verwandtschaft mit dem Cybertruck erkennen, mehr aber nicht. Es ist nicht aus Stahl gebaut, sondern aus Aluminium. Der Verzicht auf eine Heckscheibe ist eigentlich die logische Folge vollautomatisierten Fahrens. Musk sagt, dass vollautomatisiertes Fahren zehnmal so sicher sei wie mit Menschen am Steuer. „Sie steigen ein, legen sich schlafen und wachen am Ziel wieder auf.“ Klingt verrückt, ist es auch.
Natürlich kommt wie das Amen in der Kirche auch „Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffers kritischer Kommentar sofort um die Ecke. Er kritisiert Musks Pläne als „sehr dünn“. Sehr dünn sind allerdings Dudenhöffers Kritikpunkte, die bei aller automobilen Expertise nur auf Annahmen und Vermutungen beruhen. Weil Tesla seine autopilotierten Fahrzeuge allein mit Kameras steuert, gehe Tesla damit hohe Risiken ein, weil Kameras verschmutzen könnten. „Damit sind Unfälle programmiert“, mutmaßt der Autopapst. Weil Amerikas und Chinas Städte am Reißbrett entstanden seien, hätten die Autos in Europas „komplexen“ Städten große Probleme.
Beruhigungspille für deutsche Autohersteller?
Irgendwie klingt das wie eine Beruhigungspille für deutsche Autohersteller, die ja Dudenhöffer berät. Die Neigung deutscher „Experten“ und Journalisten, Elon Musk zu unterschätzen, ist ungebrochen. Ein Entwicklungs-Mann von BMW sagte uns allerdings vor längerer Zeit: „Musks verrückte Ideen münden immer in der Realität. Zwar um Jahre später als angekündigt, aber der Mann ist genial, wenn es um die Zukunft geht. Wer wie er Raketen baut und damit zur ISS-Raumstation fliegt, der NASA Konkurrenz machen kann, ein eigenes Satelliten-Netz im Weltall platziert, ist kein Spinner, sondern ein echter Visionär mit der Power eines Machers.“
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