Wie helfen wir dem Klima? „So nicht!“, sagt ein Experte im Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestags

Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 10.Mai, Prof. Dr. van Suntum ganz rechts

Es ist immer davon die Rede, dass Deutschland bzw. die EU als Vorbild bei der CO2-Reduktion vorangehen muss, um eine „Klimakatastrophe“ abzuwenden. Allerdings macht eine Vorbildfunktion nur dann Sinn, wenn sie das angestrebte Ziel erreicht und dann nachgeahmt wird. Unabhängig davon, ob CO2 den Klimawandel beeinflusst oder nicht, ist die Logik der Zielvorgabe unserer Politiker eine ganz andere.

Wie der Sachverständige Prof. Dr. van Suntum von der Universität Münster in der Sitzung des Bundestag-Wirtschaftsausschusses vom 10.Mai 2023 erläutert, sei eine CO2-Reduktion allein in Europa sogar kontraproduktiv. Nicht nur die Abgeordneten dürfte das überrascht haben.

Der Professor wörtlich: „Die Europäische Union hat 2020 bereits ein Drittel der Treibhausgase reduziert. Im gleichen Zeitraum ist in der Welt der Ausstoß von Treibhausgasen um zwei Drittel gestiegen. Da die Welt größer ist als die EU ist der Wert in absoluten Zahlen noch viel mehr. Wir kommen mit diesem lokalen Ansatz ökologisch nicht weiter. Die EU hat heute noch einen Anteil von 9,5 Prozent am weltweiten Ausstoß von Treibhausgas-Emissionen. Wenn wir den auf null reduzieren, was ja das Ziel ist, dann haben wir weltweit nichts eingespart. Das hängt mit dem Verlagerungseffekt zusammen. Erstens wächst die Welt weiter, die Menschen wollen mehr Wohlstand, die Weltbevölkerung wächst. Das heißt, wir müssen in der Welt CO2-ärmer werden. Allein bei uns ist das völlig sinnlos, etwas für das Weltklima zu erreichen. Wenn wir hier die Industrie immer stärker belasten und sie deswegen abwandert, dann stößt diese Industrie woanders das CO2 aus, das wir hier eingespart haben. Möglicherweise sogar mehr, da andere Länder weniger strenge Emissions-Gesetze haben. Wir haben also mit dieser Politik einen kontraproduktiven CO2– und Klimaeffekt. Wenn wir in der EU die fossilen Energieträger verbannen, sinkt deren Weltmarktpreis. Und das führt wiederum zu stärkerer Nachfrage in anderen Ländern. Das ist ein einfacher ökonomischer Zusammenhang. Auch das ist ein kontraproduktiver Effekt unserer allein auf die EU bezogene Klimapolitik.

Wir haben es hier mit einem globalen Problem zu tun. Und ein globales Problem kann man nur mit einem globalen Ansatz lösen. Wenn man versucht, dieses globale Problem in einzelnen Ländern der EU zu lösen, wird man scheitern. Wir ruinieren uns selber, ohne dass es dem Weltklima hilft.“

Sie können seine Ausführungen ab 1.26.00 bei youtube verfolgen. https://www.youtube.com/watch?v=7vwWrFeOZfY

 

 

2 Kommentare zu "Wie helfen wir dem Klima? „So nicht!“, sagt ein Experte im Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestags"

  1. Rolf Franz Nieborg | 31. Mai 2023 um 15:38 | Antworten

    Endlich mal eine klare und höchst verständliche Ansage eines Sachverständigen!

  2. Wir wollen dazu anzumerken, dass die Meinungen zu diesem Thema unterschiedlich sind und es auch unter Experten kontroverse Diskussionen gibt. Während einige Experten die Bedeutung einer Vorreiterrolle Europas betonen und argumentieren, dass sie als Vorbild für andere Regionen dienen kann, teilen andere die Ansicht von Prof. Dr. van Suntum.
    Es ist unbestritten, dass der Klimawandel ein globales Problem ist, das eine koordinierte internationale Zusammenarbeit erfordert.
    Eine alleinige Fokussierung auf die Reduktion von CO2-Emissionen in Europa könnte tatsächlich zu Verlagerungseffekten führen, bei denen Emissionen einfach in andere Länder mit weniger strengen Umweltauflagen verlagert werden. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass internationale Abkommen und Zusammenarbeiten angestrebt werden, um sicherzustellen, dass Klimaschutzmaßnahmen weltweit umgesetzt werden.
    Viele Länder haben unterschiedliche Prioritäten, insbesondere wenn es um grundlegende Bedürfnisse wie Nahrungssicherheit und Armutsbekämpfung geht. Diese Herausforderungen sind in vielen Teilen der Welt allgegenwärtig und müssen dringend angegangen werden.
    „Es ist zu wünschen, dass Deutschland weiterhin daran arbeitet, die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig Lösungen zu finden, um die Energiepreise bezahlbar zu halten. Eine ausgewogene und gerechte Herangehensweise ist entscheidend, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Belastungen für die Bevölkerung zu minimieren“ sagt Horst Roosen Vorstand des UTR |Umwelt|Technik|Recht| e.V. und Initiator des VCD Verbrenner Club Deutschland im UTR e.V.

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