Toyota Corolla: Der unterschätzte Welt-Bestseller

Dass der Corolla von Toyota das meistverkaufte Auto der Welt ist, überrascht selbst Kenner immer wieder. Mit über 44 Millionen Fahrzeugen liegt er weit vor den Massenprodukten VW Käfer (21,5 Millionen) und VW Golf (31 Millionen). Nur in Deutschland ist er ein Mauerblümchen. Zu Unrecht.

1966 vorgestellt ist das Erfolgs-Modell Corolla in der elften Generation technisch auf der Höhe der Zeit und bietet Qualitäten, die nicht auf den ersten Blick zu sehen sind. Die zur Modell-Vorstellung vor über 50 Jahren von Toyota formulierte Zielsetzung, ein Auto für alle anbieten zu wollen, preiswert, wirtschaftlich und zuverlässig, ist ohne Abstriche auch heute noch gültig. Mag dem Corolla auch jeder spektakuläre Auftritt fehlen, seine verborgenen Qualitäten sprechen für diesen automobilen Tiefstapler, der sich weltweit jeden Tag (!) 3.700-mal verkauft. Eigentlich unverständlich, dass dieser globale Bestseller in Deutschland letztes Jahr nur knapp 350-mal zugelassen wurde.

Firmenchef Akio Toyota will emotionale Autos

Vielleicht liegt es auch daran Toyota tut sich bis heute schwer, seinen Autos emotionale Ausstrahlung mitzugeben, wie sie in Deutschland gefragt ist. Das zu ändern hat sich die japanische Marke im Auftrag von Firmenchef Akio Toyoda daselbst auf den Weg gemacht. Dass Toyota auch emotionale Autos bauen kann, ist am neuen Crossover C-HR und am Sportwagen Toyota GT86 zu erkennen. Warum der Corolla in Deutschland nicht reüssieren kann, bleibt uns ein Rätsel. Wir haben seine wahren Qualitäten zu schätzen gelernt.

Das schnörkellose Design ist wenig spektakulär  Fotos: Toyota

Als da sind: Solidität im Detail, sehr gute Verarbeitung, schnörkelloses, aber nicht langweiliges Design, wertige Materialanmutung im Innenraum und ein komfortables Fahrverhalten, das unter allen Bedingungen überzeugen kann, solange man die Straße nicht mit einer Rennstrecke verwechselt. Die 132 PS machen den Fronttriebler zu einer durchaus spritzigen Limousine, die auch mit den auf bundesdeutschen Autobahnen vorherrschenden Tempi jenseits der Richtgeschwindigkeit mithalten kann.

Der Verbrauch ist angemessen, aber kein Sparrekord

Der 1,6-Liter-Vierzylinder fällt geräuschmäßig nur oberhalb von 160 km/h auf, treibt die Limousine aber bis an die 200-km/h-Grenze. Der Benziner mit einem Normverbrauch von 6,3 Litern übertraf bei unserer Testfahrt diesen Wert um etwa einen Liter. Bei sehr zügiger Autobahnfahrt flossen auch schon mal acht Liter durch die vier Brennkammern. Der von uns ermittelte Durchschnitt von 7,5 Litern ist angemessen, wenngleich kein Spitzenwert der Sparsamkeit, was auch in der Effizienzklasse C deutlich wird. Dass der Verbrauch letztlich vom Fahrer bestimmt wird, muss immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Als wir einmal bewusst auf Sparsamkeit über Landstraßen dahingerollt sind, zeigte der Bordcomputer tatsächlich einen Durchschnittsverbrauch von 6,5 Liter an.

Das Drehmoment fordert häufiges Schalten

Wertige Materialanmutung im Cockpit

Das Temperament des Triebwerks hat seine Grenzen da, wo erwartungsvolle Fahrer nach dem Druck aufs Gaspedal schaltfaul dahinrollen wollen: Ein maximales Drehmoment von 160 Newtonmeter erfordert dann doch häufiges Zurückschalten. Das lässt sich aber ohne Weiteres zügig bewerkstelligen, die sechs Gänge flutschen
mühelos in ihre Position. Die Gänge sind sehr gut abgestuft, und man wundert sich dann doch, dass man auch im sechsten Gang dahinrollen kann, wenn man für die Beschleunigung die nötige Geduld aufzubringen bereit ist. Dass es den Corolla auch mit Automatikgetriebe gibt, dürfte jener Zielgruppe entgegen kommen, die es so gut wie nie eilig hat. Damit ist man „nur“ maximal 190 km/h schnell und braucht eine starke Sekunde länger auf 100 km/h. Was soll´s? Wer dafür einen Mehrpreis von 1.350 Euro dafür erübrigen will, um sich die Schaltarbeit zu sparen, wird wissen, warum.

Der Corolla ist kein Auto für Angeber

Der Corolla ist kein Auto mit hohem Prestige. Kein Auto zum Angeben, aber eines, mit dem Vernunft zelebriert werden kann. Dass er technologisch auf der Höhe der Zeit ist, darf als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Pre-Collision-System, Spurthalte-Assistent, Verkehrsschilder-Erkennung, Abblendautomatik, Rückfahrkamera, Tempomat, automatisches Einparken (die Parklücke muss nur 90 Zentimeter größer sein als das Fahrzeug lang ist) und vieles mehr sind serienmäßig. Das exzellent arbeitende Navigationssystem mit Touch-Screen muss allerdings mit 590 Euro extra bezahlt werden.

Fazit: In Deutschland führt der Toyota Corolla ein Mauerblümchen-Dasein. Obwohl er das weltweit am meisten verkauften Automodell ist, sind deutsche Käufer rar. Und das, obwohl dieses Auto alles bietet, was sich unter dem Begriff Vernunft zusammenfassen lässt. Der Corolla will ein Auto für alle sein, ein Gebrauchsgegenstand im besten Sinn. Und auf die Frage, was andere haben, was er nicht hat, fällt uns eigentlich gar nichts ein.

Technische Daten Toyota Corolla 1,6 l Executive: viertürige Limousine mit fünf Sitzen, Länge: 4,62 Meter, Breite: 1,77 Meter, Höhe: 1,46 Meter, Radstand: 2,70 Meter, Leergewicht: 1.270 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 530 Liter, Tankinhalt: 55 Liter, Motor: Vierzylinder-Benziner, Hubraum 1.598 ccm, Leistung: 132 PS, max. Drehmoment: 160 Newtonmeter bei 4.400 U/min, 0 – 100 km/h: 10 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h, Norm-Verbrauch kombiniert: 6,3 Liter Super/100 km, Euro 6, CO2-Emission: 144 g/km, Basis-Preis: 25.180 Euro.

 

1 Kommentar zu "Toyota Corolla: Der unterschätzte Welt-Bestseller"

  1. Von Toyota höre ich eigentlich nur gutes. Sie sollen einer sichersten Fahrzeuge und zu dem auch sehr sparsam sein. Außerdem hat der auch anscheinend viele technologischen Funktionen wie Spurhalte Assistent, Rückfahrkamera. Diese Funktionen sind ja bei deutschen Autos eher bei mittelklasse Autos eingebaut.

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