Als 1989 die Cabrio-Liebhaber rund um den Globus befürchteten, dass die US-Behörden das Offenfahren aus Sicherheitsgründen verbieten würden, warf sich Mazda mit dem MX-5 den Gerüchten mutig entgegen. Die Gedankenspiele der US-Behörden wurden zum Glück nie umgesetzt. Und der MX-5 macht in der vierten Generation und einer Million weltweit verkauften Exemplaren so viel Freude wie nie zuvor.
160 PS aus vierzylindrigen 1,5 Liter Hubraum klingen nicht nach Super-Sportwagen. Dass sie ausreichen, jede Menge und noch mehr Spaß zu haben, soll hier an erster Stelle genannt werden. Der von uns getestete MX-5 Skyactiv-G 160 mit dem handgeschalteten Klack-klack-Sechsganggetriebe entspricht genau jenem Charme handlicher Sport-Cabrios, der vor vielen Jahren die kleinen englischen Sport-Roadster wie MG, Triumph Spitfire oder Sunbeam Alpine so begehrenswert machte. Auch der MX-5 glänzt mit seinem Leichtgewicht von knapp über 1.000 Kilogramm. Ausrufezeichen! Damit ist der hübsche Kleine um zehn Prozent leichter als sein Vorgänger. Wichtiger als die Motorleistung ist eben das Verhältnis PS zu Gewicht.
Das intensive Fahr-Erlebnis ist nichts für „Warmduscher“
Mit klein, handlich, agil und dem sehr intensiven Fahr-Erlebnis sind die typischen Charakter-Eigenschaften des MX-5 schnell umschrieben. Intensiv ist hier alles. Allerdings auch die Geräuschentwicklung, die kaum gedämmt durchs geschlossene Stoffdach dringt. Dass es im offenen Zustand nicht leiser zugeht, kann niemand kritisieren. Denn ein offener Sportwagen muss einfach immer etwas Verwegenes, Abenteuerliches und Puristisches haben. Ein Roadster ist nichts für Warmduscher, die auch in einem himmelwärts offenen Auto auf Komfort nicht verzichten wollen. Apropos Warmduscher: Hand aufs Herz: Duschen wir wirklich alle kalt? Genauso ist es auch im MX-5: Zwar hat er im Vergleich zum Vorgänger an Komfort gewonnen, aber er gibt sich auf frostgeschädigten Straßen noch immer knochenhart, meldet jede Querrinne auf der Autobahn vernehmlich an die Insassen. Aber was soll´s? Der Spaß an diesem agilen Spielzeug dominiert jeden Minuspunkt.
Mazda MX-5 innen: Das ist, als blickten wir von außen auf die japanische Seele. Galt es früher als Ausdruck von sportlichen Autos, dass wir sie uns überstreifen mussten wie einen hautengen Handschuh, dürfen wir uns nun getrost aufnehmen lassen von gut konturierten Recaro-Sportsitzen, logisch platzierten Schaltern und perfekt auf unsere körperlichen Bedürfnisse ausgerichtete Bauteile. Das japanische Bestreben, den Menschen als Teil der Natur und kühle Technik miteinander zu verschmelzen, in Harmonie zu verbinden, hat hier dem Designer die Hand geführt. Bei uns heißt das nüchtern Ergonomie. Bei Mazda „KODO – Soul of Motion“, die Seele der Bewegung. Die japanische Eigenart, alles auch mit philosophischem Tiefgang zu betrachten, mag verwundern. Aber so wird auch Marketing-Sprech zu einer rhetorischen Verbeugung.
Mazda hat sich klar zur Design-Marke entwickelt
Übrigens: Die Design-Entwicklung bei Mazda gilt mittlerweile bei allen Modellen als ästhetisch herausragend. Auch Designer deutscher Premium-Hersteller sehen das neidlos so. Die Seele der Bewegung ist außen und innen wahrzunehmen. Außen: Fließende Linien, die auch im Stand Bewegung und Dynamik suggerieren und sehr modern erscheinen. Innen: Alles ordnet sich dem Fahrer unter, nichts wirkt deplatziert oder billig. Der Fahrer fühlt sich ganz natürlich mit dem Auto verbunden. Die nach hinten gerückte Fahrgastzelle, kurze Karosserie-Überhänge, die tiefe Sitzposition summieren sich zu echtem Roadster-Feeling.
Der 160-PS-Motor (es gibt auch 131 PS) erscheint uns am besten zu diesem Roadster zu passen. Drehmomentstark lässt er zu, den 6. Gang schon ab Tempo 50 km/h einzulegen. Aber wozu? Es macht einfach Spaß, die Gänge mittels extrem kurzer Schaltwege zu wechseln. Die elektrische Servolenkung überrascht anfangs mit ihrer Direktheit, an die man sich aber schnell gewöhnt. Sie trägt mit dem neu entwickelten Fahrwerk zur Agilität des nur 3,92 Meter kurzen Roadsters bei, die im Grenzbereich Schweizer Neutralitätswerte erreicht. Schnelle Kurven durcheilt der MX-5, ohne den Fahrer je in Schwierigkeiten zu bringen.
Ohne Turbolader hängt der Vierzylinder willig am Gas
Mazda hat den hoch verdichtenden Motor um 15 Prozent sparsamer gemacht. Dass er ohne die üblichen Turbolader auskommt, macht ihn sehr berechenbar. Der Motor dreht spielend hoch und hängt willig am Gas. Dabei zeigt er sich mit von uns erfahrenen 7,4 Litern Durchschnitt durchaus genügsam. Das Navigationssystem ist nicht nur gut bedienbar, sondern steht auch sehr präsent über dem ziemlich wuchtigen Mitteltunnel. Es bietet ab Center-Line Echtzeit-Verkehrsinfos und drei Jahre kostenloses Kartenupdate.
Zahlreiche Assistenten, ein Start-Stopp-System, das Bose-Sound-System mit neun Lautsprechern und eine sehr gute Connectivität (smart-Phone Einbindung) sind Details, die den MX-5 in seiner vierten Generation zu einem großartigen Spielkameraden machen. Nicht verstanden haben wir, warum es einen „Ausparkassistenten“ gibt. Um so besser fanden wir den schnell auf Gegenverkehr reagierenden Fernlichtassistenten und die LED-Scheinwerfer mit automatischer Leuchtweiten-Regulierung.
Was einen Roadster wirklich und eigentlich ausmacht, hätten wir fast vergessen: natürlich das Verdeck. Es ist auch für das schwache Geschlecht ohne großen Kraftaufwand ruckzuck geöffnet oder geschlossen. Der blaue Himmel und ein zuweilen stürmischer Fahrtwind blasen den Kopf schnell wieder frei.
Technische Daten Mazda MX-5 Skyactiv-G 160: zweisitziger Roadster, Länge: 3,91 Meter, Breite: 1,73 Meter, Höhe: 1,22 Meter, Radstand: 2,31 Meter, Leergewicht: 1.075 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 130 Liter, Tankinhalt: 45 Liter, Motor: Reihenvierzylinder-Ottomotor, Hubraum 1.998 ccm, Leistung: 160 PS bei 6.000 U/min, max. Drehmoment: 200 Newtonmeter bei 4.600 U/min, 0 – 100 km/h: 7,3 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 214 km/h, Verbrauch kombiniert: 6,9 Liter auf 100 km, CO2-Emission kombiniert: 154 g/km, Preis ab: 22.990 Euro.
Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Ein Bekannter ist auch MX 5 Fan. Er veranstaltet mit einem Mazda Club Touren durch die Alpen. Ich denke ich werde dort auch mal mitfahren.