„Faraday Future“: Chinesischer Milliardär will Elektro-Supersportwagen bauen

So stellt man sich das Auto aus der Zukunft vor. Was die erst zwei Jahre alte Auto-Firma Faraday Future am Vorabend der CES in Las Vegas gezeigt hat, könnte im nächsten Science-Fiction-Film eine fahrende Rolle spielen. Mehr Hightech geht eigentlich nicht. Optisch sieht das Auto jedenfalls (ist das noch ein Auto?) aus wie aus dem Jahr 2050. Und es soll auch so funktionieren: vernetzt bis in den letzten Speicher-Chip, autonom fahrbar und 1000 PS stark.

Obwohl auf der Präsentation viel von der Verantwortung gegenüber der Umwelt die Rede war, stellt sich die Frage, ob ein solches Auto für nur einen Passagier umweltbewusster ist als heute ein kleiner Pkw. Aber die Flunder war ja auch nur als Concept-Car gedacht, die Serienfahrzeuge sollen offensichtlich etwas braver daherkommen.

FF_CES_Racecar_2880x1440_CMFSo richtig klar wurde eigentlich nicht, wie das Marketing-Konzept des neuen Herstellers aus dem Silicon Valley funktionieren soll. Ob als Leasing-Modell, als Car-Sharing-Konzept oder als normaler Kauf – Antworten dazu stehen noch aus und man hat den Eindruck, als sei das Ganze ein Schnellschuss für die Messe gewesen. Auf der Detroit Motorshow ist Faraday Future offensichtlich nicht präsent. Erster Auftritt in Las Vegas auch deshalb, weil dort die Fabrik entstehen soll und Nevada mindestens 300 Millionen Dollar zuschießen will und steuerlich ein Angebot gemacht haben muss, das auch ein Milliardär nicht ablehnen kann.

Entwicklungschef Nick Sampson berichtete stolz, dass man es besser machen werde als Tesla. Das kalifornische Unternehmen habe neun Jahre gebraucht, bis das erste Fahrzeug auf den Markt gekommen sei. Faraday Future werde das wesentlich schneller schaffen. Sampson ließ eigentlich kein gutes Haar an diesem Wettbewerber, bei dem er selbst gearbeitet hat wie auch bei Jaguar und Lotus. Man brauche auch keine 100 Jahre Autobauer-Geschichte, um erfolgreich zu werden, sagte er wohl in Richtung BMW; das Unternehmen feiert dieses Jahr den 100. Geburtstag.

Interessant ist, wo das Unternehmen seine Mitarbeiter abgeworben hat. Chefdesigner Richard Kim kommt von BMW, wo er den i3 und i8 maßgeblich mitgestaltet hat. Leitende Ingenieure von Apple, vom Flugzeughersteller Boeing, von Google, von Ford und GM. „Wir haben die innovativsten Köpfe engagiert“, betont die Pressesprecherin Amanda Blanton. Auf der Website faradayfuture.com werden weitere kluge Köpfe gesucht.

Apropos Website: Auch hier ist heftige Kritik an der Autoindustrie zu lesen. Denn was sonst soll es bedeuten, wenn es heißt: „Wir glauben, dass die Autos von heute nicht dem wahren Bedarf entsprechen.“ Nun solle der Nutzer in den Mittelpunkt gestellt werden. Kommt uns doch irgendwie bekannt vor. Und dass das automobile Erlebnis mit allen Facetten unseres Lebens verknüpft werden soll, klingt irgendwie nicht innovativ. Was sich künftig hinter dem Begriff vom „unique ownership model“ verbirgt, bleibt noch das große Geheimnis von Faraday Future, dessen Namensgeber Michael Faraday der Elektrophysik einst mit bahnbrechenden Erkenntnissen den Weg geebnet hat. Der geniale Experimental-Physiker hätte sicher seine Freude am Trend zur Elektromobilität.

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