VW Passat GTE: dynamisch unter Strom

Hightech mit Vierzylinder und Ionen-Batterie Fotos: VW

Als Toyota 1997 den ersten Hybrid, den Prius auf den Markt brachte, spotteten zumal Entwicklungsingenieure deutscher Premium-Hersteller, dass dies physikalischer Unsinn sei. Zwei Motorensysteme und eine schwere Batterie seien einfach ineffizient. Diese Einschätzung konnte den Erfolg des Hybrids nicht bremsen.

Seitdem haben sich zwar die physikalischen Gesetze nicht geändert, aber die Einstellung der deutschen Hersteller. Noch immer ist ein guter Diesel sparsamer als ein Hybrid. Die Hersteller kommen dennoch nicht an der an der CO2-Gesetzgebung vorbei. Und so machen sie das Beste draus. Und das kann sich wirklich sehen lassen. Wer Hybrid fahren will, bekommt von fast allen Herstellern ein gutes Produkt. Vor allem als Plug-in verspricht der Hybrid ein Erfolg zu werden.

Mit dem Passat GTE setzt auch die Marke Volkswagen ihre Strategie in Sachen Elektro-Mobilität fort. Der Passat ist nach dem Golf GTE das zweite Modell des Konzerns mit so genanntem Plug-in-Antrieb, bei dem eine auch am Stromnetz zu Hause aufladbare Batterie, ein starker Elektromotor und ein 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner zusammen 218 PS entwickeln und für dynamische Fortbewegung sorgen.

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Wenn der Fahrer es will, hat er den Energiefluss immer im Blick. Foto:VW

Technisch ist der neue Passat auch für Hybrid-Skeptiker ein überzeugendes Angebot. Na klar, er fährt sich wie ein ganz normales Auto. Den Übergang vom reinen Elektroantrieb zum Benziner spürt man kaum, es sei denn, man verfolgt die Anzeige im Display genau.

Geht der Fahrer vom Gaspedal, wird die Batterie beim Ausrollen zum Beispiel vor einer Ampel geladen. Mittels einstellbarem Modus „Battery Charge“ kann der Energiespeicher auch während der Fahrt bewusst geladen werden. Allerdings ist das Mitdenken des Fahrers grundsätzlich nicht vonnöten, das System erledigt das alles auch vollautomatisch. Allerdings gibt es auch Fahrer, die gerne alles unter Kontrolle haben, die werden hier gut bedient.

Der Passat fährt übrigens immer mit dem Elektromotor an, wenn man das Gaspedal nicht voll durchtritt. Das ist sehr angenehm. Allerdings zeigt sich auch hier das Problem, dass diese typische Geräuschlosigkeit Passanten zu erschrecken vermag. Der GTE soll rein elektrisch 50 Kilometer weit kommen. Mit vollem 50-Liter-Tank und voller Batterie sind theoretisch 1.100 Kilometer Reichweite drin – theoretisch. Ob dies in der Praxis realisierbar ist, muss zunächst offen bleiben.

Die Werksangaben zum NEFZ-Verbrauch sind mit 1,6 Litern Verbrauch und einem CO2-Ausstoß von gerade mal 37 g/km graue, nein dramatisch geschönte Theorie, weil diese Norm weder die CO2-Emission der Stromerzeugung einbezieht noch den echten Benzinverbrauch in ein praxisnahes Verhältnis setzt. Das ist aber nicht den Herstellern vorzuwerfen, sondern jenen, die solche realitätsfernen Normen entwickeln und in Gesetzesvorgaben gießen.

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Die Batterie liegt vor der Hinterachse und liefert Strom für bis zu 50 km          Foto: VW

Der Passat GTE wird offiziell in die Effizienzklasse A+ eingeordnet. Das ist beachtlich. Tatsächlich kann der Passat GTE trotz Normwert-Verwirrung durchaus als sparsam gelten, hatten wir doch nach einer etwa 130 km langen Probefahrt einen Benzinverbrauch von 4,9 Liter auf der Verbrauchsanzeige stehen. Und das, obwohl wir meistens voll beschleunigt und den Benzinmotor fast immer genutzt haben. Für einen Benziner in dieser Leistungsklasse ein echter Sparer. Wer allerdings das Leistungspotenzial ständig ausnutzt, kann auch acht Liter Benzin verbrauchen.

Unser mit der aufpreispflichtigen Distanzkontrolle ACC ausgestatteter Testwagen sorgte für vorrausschauendes Fahren ohne Stress, hielt immer den richtigen Abstand, beschleunigte sanft und unterstützte eine ökonomische Fahrweise. Allerdings nutzten wir oft die volle Motorleistung, um auch „unvernünftige“ Kraftstoff-Verbrauchswerte auszuloten.

Wenn man die E-Taste für Elektroantrieb drückt, dann wird das Fahren auch bei unseren Strompreisen regelrecht billig. Bei einem Stromverbrauch von 12,2 kWh kosten 100 Kilomter etwa 3,50 Euro. VW verweist darauf, dass elektrisch vor allem nur im Innenstadtbereich gefahren werde, was einen Innerortsverbrauch von 2,5 Litern Superbenzin entspreche, wenn man den Stromverbrauch in Kraftstoff umrechnet. Das schafft kein normaler Verbrennungsmotor.

Weil GTE ja auch eine gewisse Sportlichkeit suggeriert, sorgt die Taste „GTE“ für maximale Systemleistung. 400 Newtonmeter Drehmoment machen aus dem Vernunftauto ein durchaus sportliches Fahrzeug. Der Passat GTE beschleunigt mit dem fein abgestimmten 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) in gerad

e mal 7,4 Sekunden auf 100 km/h. Der Variant ist durch sein Mehrgewicht etwa zwei Zehntel „langsamer“. Beide Versionen sind bis zu 225 km/h schnell, allemal ausreichend, um auf der Autobahn zu glänzen. Im reinen Elektro-Modus reicht es bis zur Richtgeschwindigkeit von 130 km/h.

Der Passat GTE ist ein Automobil voller zum großen Teil serienmäßiger Hightech Ausstattung: LED-Scheinwerfer (für Fern- und Abblendlicht), Müdigkeitserkennung, Multikollisionsbremse, Umfeld-Beobachtungssystem Front Assist einschließlich City-Notbremsfunktion, Regensensor, Park-Pilot vorn und hinten u.a.VW setzt auf Plug-in-Hybride. Nach eigener Einschätzung soll sich der Absatz dieser Fahrzeuge weltweit bis 2018 auf rund 900.000 nahezu vervierfachen. 2022 sollen sogar weltweit 3,3 Millionen Plug-ins verkauft werden. Allerdings entscheiden sich die meisten Autokäufer (noch) für einen Verbrennungsmotor. Bei einem Basispreis von 44.250 Euro dürfte es rechnenden Kunden noch schwerer fallen, den Plug-in zu wählen. Allerdings ist er ein ideales Fuhrparkfahrzeug. Ein Handikap bleibt jedoch das Ladekabel, das auf dem heimischen oder Büro-Parkplatz erst eingesteckt werden muss. Nicht nur VW arbeitet intensiv am induktiven Laden, wie wir es schon von unserer Zahnbürste kennen. Erst dann dürfte der Plug-in zu einem richtigen Erfolg werden.

Technische Daten VW Passat GTE Liousine: Länge: 4,76 Meter, Breite: 1,83 Meter, Höhe: 1,45 Meter. Radstand: 2,79 Meter, Ladevolumen: 586 bis 1.152 Liter. Motor: 1,4-Liter-Turbobenziner, 156 PS plus Elektromotor 115 PS, Systemleistung: 218 PS, Systemdrehmoment: 400 Nm. Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, Vmax: 225 km/h, Beschleunigung: 0 – 100 km/h: 7,4 Sek, Durchschnittsverbrauch nach Norm: 1,7-1,6 l/100 km, CO2-Ausstoß: 39 g/km, Reichweite elektrisch: 50 Kilometer, Gesamtreichweite: ca. 1.100 km,  Lithium-Ionen-Batterie mit 9,9 kWh, Ladedauer bei 2,3 kW: 04:15 h, bei 3,6 kW 02:30 h, Emissionsklasse: Euro 6, Effizienzklasse: A+, Preis: ab 44.250 Euro

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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