Ist der neue „smart“ ein Säufer?

Was Spiegel online aktuell über den neuen smart Forfour schreibt, dürfte in der Daimler-Zentrale nicht gerade begeistern. Die Geschichte vom „durstigen Däumling“ zeigt einmal mehr, wie sehr die offiziellen Verbrauchswerte der meisten Fahrzeuge an der Wirklichkeit, besser Wahrheit vorbei gehen. Was aber noch mehr zählt: Dass das von Daimler und Renault gezeugte Baby in Sachen Verbrauch alle Erwartungen enttäuschen könnte.

Der neue smart forfour (Foto: smart)

Der neue smart forfour (Fotos: smart)

Haben die smart-Manager und Ingenieure nichts aus dem Vorgänger gelernt? Immer wieder wurde in den Tests bemängelt, dass der smart keinesfalls ein smartes Sparmobil ist. „Der kleine Umwelt-Engel ist ein großer Schluckspecht!“ kritisierte Autobild schon 2007. So berichtete Autobild von einem gemieteten smart, der innerorts offiziell mit 6,1 Liter auf 100 km angegeben wurde, dass er aber 9,6 Liter verbrauchte. Der gleichzeitig getestete smart mhd war mit 4,9 Liter innerorts angegeben, verbrannte aber 7,4 Liter. Autobild damals: „Zur Erinnerung: smart lockt die Kunden mit einem Stadtverbrauch von unter fünf Litern für die mhd-Version und 6,1 Litern für den normalen 770-Kilo-Smart. Richtig ärgerlich wird die Sache, wenn man den viersitzigen, 300 Kilo schwereren VW Fox 1.2 zum Vergleich heranzieht.“ Der unterbot sogar den offiziellen Innerorts-Wert um 0,1 Liter.

Auch in den Autoforen kritisierten smart-Besitzer immer wieder und ausgiebig, dass der smart angesichts seiner Größe ein Säufer sei. Eigentlich müsste ein solch kritisches Grundrauschen dazu führen, dass sich die Verantwortlichen dran machen, den Verbrauch drastisch zu reduzieren, um der ständigen Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen. Offensichtlich nicht so beim neuen smart.

Baugleich mit dem Renault Twingo im slowenischen Novo Mesto produziert, hat die Kooperation Daimler/Renault ein völlig neues Auto auf die Räder gestellt. Mit praktisch ausgestattetem Innenraum, fröhlich-jugendlichem Design mit frischen Farben, soll Daimlers Kleinster vor allem junge Kunden begeistern. Die Motorenkonstruktion Renault zu überlassen, scheint keinen Fortschritt hervorgebracht zu haben. Die Dreizylinder-Motoren mit einem Liter Hubraum leisten zwischen 61 und 71 PS, die Turbo-Variante sogar 90 PS. Letztere hat Spiegel online getestet und zu ziemlich scharfer Kritik veranlasst.

Obwohl der Bordcomputer dem Tester eine ökonomische Fahrleistung bescheinigt habe und der Durchschnittsverbrauch mit 4,3 Liter angegeben werde (Stadtverbrauch 5,1 Liter), habe der Bordcomputer einen Durchschnitt von 8,9 Litern signalisiert – „die eigene Rechnung mittels Tankbeleg ergab sogar knapp elf Liter“.

Der Tester wörtlich weiter: „Ja, es war kalt. Ja, es waren meist Kurzstrecken. Und ja, die Start-Stopp-Automatik trat aufgrund der frostigen Temperaturen nur sehr selten in Aktion. Aber Moment mal: Ein Dreimeterfünfzig-Auto schluckt so viel wie eine gut eineinhalb Mal so schwere Viermeterachtzig-Limousine? Das ist ja wohl ein Witz.“

Der Autor wundert sich: „Spricht man Smart-Repräsentanten darauf an, hört man weder beherzte Verteidigungsreden noch stößt man auf massive Zweifel an derartigen Werten. Offenbar ist der Forfour – zumindest die Dreizylinder-Turboversion – als Schluckspecht bekannt.“

Die Marke smart braucht Daimler, um den Flotten-Durchschnitt des Konzerns unter die gesetzlichen Grenzwerte zu bringen. Der errechnet sich allerdings aus dem offiziellen Messzyklus, der zur Zeit überarbeitet wird, um realitätsnäher zu werden. Dass smart-Kunden sich auch künftig über hohe Verbräuche wundern bzw. ärgern werden, wird nicht dazu beitragen, der Marke ein Sparsam-Image zu geben. Da hilft es auch nicht, wenn das Öko-Trend-Institut dem smart forfour in Punkto Verbrauch ein „Sehr gut“ zubilligt. Die Kunden prägen das Image, nicht der unrealistische Normverbrauch.

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