Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), ist mehr als optimistisch. Und nicht nur im Hinblick auf neue Besucherrekorde, sondern vor allem in Bezug auf die präsentierten neuen Modelle: „Die Besucher erwarten 159 Weltpremieren, davon 70 von Herstellern und 65 Weltpremieren von Zulieferern. Die IAA bleibt die weltweit wichtigste Automobilmesse und ein Stabilitätsanker trotz der schwierigen Pkw-Konjunktur in Westeuropa.“ Der Anteil ausländischer Aussteller liegt bei 42 Prozent, davon kommen ebenfalls 42 Prozent aus dem asiatischen Raum. Interessant das Interesse chinesischer Aussteller: Ihre Zahl hat sich gegenüber 2011 auf 129 verzehnfacht! Die meisten davon Zulieferer. Auf der Auftaktpressekonferenz lobte Wissmann die deutsche Automobilindustrie. „Die Fortschritte, die die deutsche Automobilindustrie bei der Reduzierung der klassischen Schadstoffe, bei CO2 und Kraftstoffverbrauch erreicht hat, sind eindrucksvoll:
- Die neuen Euro-6-Fahrzeuge liegen bei den klassischen Schadstoffen – flüchtige Kohlenwasserstoffe (HC), Kohlenmonoxid (CO), Stickoxiden (NOx) und Partikeln (PM) – um 97 bis 98 Prozent niedriger als Anfang der 90er Jahre.
- Gegenüber dem Jahr 2000 haben wir die Partikelemissionen um 94 Prozent gesenkt.
- Unsere Autos sind damit oftmals sauberer als die Umgebungsluft!
- Im Zeitraum 2006 bis 2012 sind die neu zugelassenen Pkw deutscher Konzernmarken beim Verbrauch massiv voran gekommen:
- Von 7,1 Liter auf 100 Kilometer auf nur noch 5,7 Liter.
- Gleichzeitig haben wir die CO2-Emissionen drastisch verringert:
- Von 175,2 Gramm pro Kilometer auf 141,4 Gramm!
- Dieser Trend setzt sich auch in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres fort:
- Der Durchschnittsverbrauch der neu zugelassenen Pkw deutscher Marken ging um 4 Prozent auf 5,5 Liter pro 100 Kilometer zurück, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.
- Die CO2-Emissionen sanken ebenfalls weiter: um 4 Prozent auf 136,9 Gramm.
- Wir haben heute 434 Modelle mit weniger als 120 Gramm CO2-Ausstoß im Angebot. Das entspricht einem Verbrauch von 4,9 Liter pro 100 Kilometer (Diesel: 4,6 l/100 km; Benziner: 5,2 l/100 km).
- Unser Angebot an diesen CO2-Champions ist um fast 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen!“
Kritisch äußerte sich Wissmann zu den ab 2020 und darüber hinaus geplanten Einsparvorschriften beim Kraftstoffverbrauch: „Diese Einsparpotenziale sind jetzt weitgehend ausgeschöpft. Das für 2020 geplante 95-Gramm-Ziel ist – wie die RWTH Aachen kürzlich in einem Gutachten nachgewiesen hat – jedoch nur erreichbar, wenn es bei den Neuzulassungen einen erheblichen Anteil an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben gibt – sprich: Wenn viele Elektroautos gekauft werden.“
Was das bedeutet, scheint vielen Politikern noch nicht klar zu sein. Um die geforderten Verbrauchswerte zu erreichen, muss eine hohe Zahl von Elektrofahrzeugen auf den Markt kommen. Wissmann: „Nur mit dem Verbrennungsmotor allein ist das 95-Gramm-Ziel nicht zu schaffen. Das ist die neue Qualität, um die es bei der aktuellen Debatte um die CO2-Regulierung geht. Und deshalb sind Supercredits, also die Mehrfachanrechnung von E-Fahrzeugen, so wichtig.“
Dass der VDA-Präsident damit die Kritik der Grünen herausfordert, ist klar. Sie wollen die Mehrfachanrechnung von Elektroautos am liebsten auf 1:1 festlegen. Aber auch die von der Regierung vorgeschlagene Regelung einer degressiven Ausgestaltung, bei der der Supercredit zwischen 2016 und 2020 von 3,5 auf 1,5 sinken soll,
dürfte nicht ausreichen, den Markt für Elektroautomobile in Schwung zu bringen, zumal weil die Bundesregierung eine Deckelung für diskussionswürdig hält. „Das sind alles halbe Sachen“, sagte mir ein leitender Mercedes-Ingenieur. „Die Supercredits von 3,5 sollten durchgängig gelten.“ Nach Meinung von Fachleuten gelte es, „großzügige Regelungen zu schaffen, die die E-Mobilität wirklich helfen“. VDA-Präsident Wissmann freut sich: „Allein die deutschen Hersteller bringen bis Ende kommenden Jahres 16 Serienmodelle mit elektrischem Antrieb auf den Markt.“
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