Über Geschmack lässt sich streiten. Aber ganz sicher nicht in Bezug auf die Design-Qualitäten dieses Franzosen. Der Peugeot 308 SW gehört zweifellos zu den Spitzenprodukten europäischen Automobil-Designs. Außen und innen wird deutlich, dass hier Top-Designer Hand angelegt haben, die Kriterien der Ästhetik und technischer Substanz gekonnt synchronisiert haben.
Wenn ein Medium behauptet, dass der 308 SW ein schicker Kombi sei, dann geht das an der Wirklichkeit vorbei. Denn „schick“ ist zwar positiv gemeint, aber es trifft voll daneben, weil das Design tatsächlich handwerklich viel mehr ist, als nur schick zu sein. Hier sind klassische Formen entstanden, die ein tiefes Verständnis von automobiler Formgebung erkennen lassen. Die Außenhaut zeigt nichts Überflüssiges, sondern passt sich unseren heutigen Sehgewohnheiten so an, dass die Form auch in den nächsten Jahren als zeitgemäß und modern wahrgenommen werden wird. Spektakuläre modische Designs altern schneller als klassisch-ästhetische Formen, wie sie hier zu sehen sind. Peugeot steht schon viele Jahre für herausragende Formgebung im Automobilbau.
Dynamische Fahrleistungen immer präsent
Unser Testwagen als Plug-in ist leistungsmäßig ordentlich ausgestattet. Der 1,6-Liter Benziner leistet 181 PS bei 6.000 U/min, der zusätzliche E-Motor schiebt mit 110 PS an. Dennoch lassen sich diese Leistungsdaten nicht einfach addieren. Die Systemleistung beträgt „nur“ 225 PS, sie macht aus diesem Auto ein durchaus sportlich zu bewegendes Transportmittel, das jederzeit Dynamik und Souveränität in allen Verkehrsverhältnissen ermöglicht. Die Fahrleistungen sind mehr als ausreichend: Aus dem Stand auf 100 km/h vergehen sportliche 7,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 235 km/h erreicht.
Fünfeinhalb Liter dürfen sparsam genannt werden
Rein elektrisches Fahren (mit voller Batterie) soll für rund 60 Kilometer möglich sein. Der offizielle Benzinverbrauch wird mit (WLTP) 1,2 Litern auf 100 Kilometer angegeben und ist wohl nur auf dem Papier zu erreichen, oder wenn man mit voller Batterie losfährt und kaum den Verbrenner aktiviert bzw.
meistens elektrisch fährt. Aber eben nur rund 60 Kilometer. Diese theoretische Verbrauchsangabe ist deshalb völlig daneben, weil sie sich in der realen Welt in Luft auflöst und die rund 15 Kilowattstunden pro 100 km aus der Batterie nicht direkt in die Liter-Verbrauchs-Rechnung einfließen. Je nach Fahrweise sind wir mit fünf bis sechseinhalb Liter auf 100 km aber durchaus sparsam unterwegs gewesen.
Auch ohne Ladestation lässt sich Strom nachladen
Wir haben den Peugeot 308 SW Hybrid allerdings nicht so gefahren, wie er als Plug-in eigentlich gefahren werden sollte: bei jedem Start mit vollgeladener Batterie. Mangels Lademöglichkeit konnten wir die Batterie nur durch Rekuperation energetisch versorgen, also durch Verzögerung des Autos beim Bergabfahren oder beim Gas wegnehmen. Plug-in-Fahren ist eigentlich nur dann optimal effizient, wenn man die Batterie regelmäßig mit Ladestrom auflädt. Bei unserem Test wurde insofern die mangelhafte Ladesäulen-Struktur deutlich. Im Bereich unseres Büros in ländlicher Gegend bleibt also nur die Ladestation in der Garage, die wir noch nicht haben. Dass wir trotzdem wenig Kraftstoff verbraucht
haben, spricht dennoch für den Plug-in. Er „erzieht“ den Fahrer quasi zu einer defensiven Fahrweise, weil es Spaß macht, die Rekuperations-Fähigkeit des Autos bewusst herbeizuführen. Vorausschauende Fahrweise macht die Effizienz des 308 auch ohne elektrische Ladepausen deutlich. Ideal ist es allerdings, tatsächlich nur mit voller Batterie loszufahren. Auf jeden Fall lässt sich genau genommen die Batterie auch ohne Ladestation laden – durch Rekuperation.
Vorausschauendes Fahren, Gas wegnehmen, sanftes beschleunigen, wenn immer es möglich ist, führte zuweilen zu einem Verbrauch von fünf Litern. Das ist enorm sparsam, wenn man die Leistungsfähigkeit des 308 berücksichtigt. Die über die Gesamtdistanz von rund 2.000 Kilometern durchschnittlich verbrauchten 5,5 Liter sind angesichts der Fahrleistungen und zügiger Autobahnfahrten absolut sparsam zu nennen. Im Peugeot 308 SW Hybrid wird einmal mehr unsere Erfahrung bestätigt, dass Plug-ins (zumindest noch) die ideale Form der Elektromobilität sind, weil sie beim Fahren keine Reichweitenfurcht erzeugen und dennoch im stadtnahen Umfeld auf kurzen Strecken emissionsfrei betrieben werden können.
Die Feinheiten aller Möglichkeiten muss man lernen
Der Peugeot 308 zeigt sich von vielen guten Seiten. Der Komfort der sehr gut geformten Sitze, im Testwagen mit steuerbarer Massagefunktion, die automatisch abblendenden Matrix-Scheinwerfer mit markanter Signatur, die zuverlässige Verkehrszeichen-Erkennung, die zahlreichen Assistenten, der Tempomat mit Abstandsregelung, die hoch auflösende Rückfahrkamera, alle Systeme repräsentieren den Stand heutiger Top-Technologien. Allerdings ist die Bedienung der diversen Assistenten, insbesondere des Navigationssystem in allen Tiefen der programmierten Möglichkeiten nicht auf Anhieb zu verstehen. Ab und zu sprang das Navi von der eingegebenen Zieleingabe aus unerfindlichen Gründen ab. Als Fahrer denkt man zuerst, Bedienungs-Fehler gemacht zu haben. Wenn dies aber mehrfach passiert, ist die „Schuldfrage“ eigentlich geklärt. Wenn man die Feinheiten der Assistenten und ihre Möglichkeiten voll nutzen will, ist es allerdings mit oberflächlicher Einarbeitung nicht getan. Das Potential der digitalisierten Features jedenfalls ist auf höchstem Niveau. Unbedingt zu empfehlen: das Focal-Soundsystem für 760 Euro, das jeden Musikliebhaber begeistern dürfte.
Der Innenraum strahlt Hochwertigkeit aus
Apropos Niveau: Der Innenraum kann mit den Besten der automobilen Produkte mithalten. Qualitativ hochwertige Materialien, sehr gut verarbeitet und haptisch an den entscheidenden Stellen von luxuriösem Flair getragen. Auch hier haben die Interieur-Designer dem 308 mitgegeben, was in den Auto-Tests oft „aufgeräumt“ genannt wird. Ergonomisch ist es allemal. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings das kleine Lenkrad, das zwar in alle Richtungen einstellbar ist, aber den Blick auf die Instrumente nicht in jeder Position uneingeschränkt lässt. Wir haben eine Weile gebraucht, die Idealposition zu finden. Die individuellen Möglichkeiten, sich Informationen auf dem Bildschirm wunschgemäß einzustellen, ist mit acht verschiedenen Ansichten üppig ausgelegt.
Noch ein paar Worte zur Batterie: Sie ist mit 12,4 kWh natürlich nicht langstreckentauglich, reicht aber bei einem WLTP-Verbrauch von 15,8 kWh doch für den Kurztripp von bis zu 60 Kilometern. Wie aus den technischen Daten zu entnehmen ist, lässt sich die Batterie von 0 auf 100 Prozent an einer 22-kW-Ladestation in rund zwei Stunden aufladen, während das Laden an einer normalen Steckdose über sieben Stunden braucht. Letzteres ist wohl nur für die eigene Garage sinnvoll, wo über Nacht geladen werden kann.
Fazit: Der Peugeot 308 SW Hybrid ist ein ziemlich avantgardistisches Automobil für Individualisten, die Wert auf technologische Reife, formale Qualität und ein hohes Maß an Komfort legen. Dazu kommt die Möglichkeit, auf kurzen Strecken (fast) emissionsfrei elektrisch fahren zu können. Schließlich wird der Strom noch zu einem großen Teil mit Kohle erzeugt. Unser Testwagen kostet inklusive seiner Extras für 3.640 Euro immerhin 50.890 Euro. Im Kreis seiner Wettbewerber ist das durchaus angemessen.
Es ist wie in der Mode: Alles kommt wieder. Oft schöner und besser:
1886 stellte Peugeot sein erstes Automobil vor. Es war ein dampfbetriebenes Gefährt mit nur drei Rädern. 1941 erblickte ein elektrisches Peugeot-Auto das Licht der Welt. Das Auto ist unter dem Namen VLV bekannt, von dem von 1941 bis 1945 377 Exemplare produziert wurden. VLV bedeutet Voiture Légère de Ville (leichtes Stadtfahrzeug.)
Die Fahrzeuge besaßen einen Elektromotor im Heck, der die Hinterräder antrieb. Der Motor leistete 1,3 PS, kurzzeitig auch maximal 3,5 PS und beschleunigte das Fahrzeug auf bis zu 30 km/h. Der Elektroantrieb sollte der Rationierung des Treibstoffs durch die deutschen Besatzer abhelfen. Zur Stromversorgung dienten vier in Reihe geschaltete 12-Volt-Batterien. Die Reichweite betrug bis zu 80 km. Mittels eines mitgelieferten Ladegerätes konnte der VLV an jeder Steckdose aufgeladen werden.
Nach dem Krieg kam der Peugeot 203 auf den Markt und stellte neue Verkaufsrekorde auf.