auto, motor und sport – das neue Verlautbarungsorgan der „Deutschen Umwelthilfe“?

Dass das Leib- und Magenblatt meiner Jugend die Moral-Keule gegen das Automobil schwingt, macht mich fassungslos. Die von mir geschätzte Chefredakteurin Birgit Priemer hat in ihrem neuesten Brief an die autofahrende Gemeinde eine Doppelmoral an den Tag gelegt, die dem Verlautbarungsorgan der „Deutschen Umwelthilfe“ entnommen  sein könnte.

Selbstverständlich kann ams kritisieren, was das Blatt kritisieren mag. Aber explizit die Moral-Keule zu schwingen, ist eine Anmaßung, die die Leser nicht hinnehmen sollten. Schon seit Längerem outet sich die ams-Chefin insgeheim mehr als heimliche Vorsitzende einer rot-grünen Vereinigung gegen das Automobil, als Gesellschaftskritikerin, die Reiche enteignen und Autofahrer auf minimalistische Massenmotorisierung à la Trabant und Wartburg umerziehen will. Dabei ist das Blatt voller Widersprüche. Einerseits kritisiert ams kurze Reichweiten in der E-Mobilität, andererseits wird das hohe Gewicht der Top-Modelle von BMW und Mercedes verdammt. Dass große Reichweiten schwere Batterien von mehr als 700 Kilogramm erfordern, wird einfach ausgeblendet.

Kinder hinterm Kühlergrill

Birgit Priemer nennt große E-SUV einem anfragenden Reporter vom Bayerischen Rundfunk gegenüber fehlgeleiteten „Gigantismus“. Das ist Dank Meinungsfreiheit absolut zulässig. Auch für eine Autozeitschrift. Priemer schwärmt mit einem sozialkritischen Anflug von „günstigen E-Autos als Alternativen für den Einstieg: Dacia Spring, Cupra Born, VW ID.3, Honda-e, die elektrischen Versionen von Fiat 500 und Mini und, und, und“. Und sie zürnt: „Ausgerechnet in diesen Tagen, in denen sich Autofahrer immer mehr rechtfertigen müssen, als Umweltsünder verschrien werden und von manchem als aktives Problem des Klimawandels gesehen werden, überrollt die deutsche Premiumindustrie (Audi kommt mit der gleichen Strategie – durch Fehlplanungen in der Modellpolitik nur etwas später) den Markt mit Modellen, die viele Menschen verstören: Gigantische Abmessungen, sehr hohes Gewicht, oft gekrönt durch Frontpartien, hinter deren riesigen Kühlergrills (bei E-Autos oft geschlossen, da der Lufteinlass an dieser Stelle nicht benötigt wird) gefühlt Kinder verschwinden könnten.“ Kinder sind als Argument immer gut… Warum die sich hinter einem Kühlergrill verstecken können, erschließt sich mir nicht.

Priemer fragt: „Wer kauft solche Autos, die zwar lokal emissionsfrei unterwegs sind aufgrund ihres elektrischen Antriebes, die aber durch ihre Größe und ihre luxuriöse Ausstattung jede Menge Ressourcen benötigen. Ich könnte auch sagen: verschwenden?“ Man könnte nun sagen, dass es dieselben Leute sind, die sich auch einen Rolls-Royce kaufen bzw. leisten können. Daran hat sich ams bislang nicht gestört.

Das ist Polemik pur

Der BR-Journalist habe die Frage gestellt: „Haben denn die Automobilhersteller über alle wirtschaftlichen Fragen hinweg nicht auch eine moralische Verantwortung?“ Priemer: „Klar, haben sie. Deshalb setzen sie sich alle Nachhaltigkeitsziele, wollen Kobalt aufgrund der Kinderarbeit beim Abbau aus der Rohstoffkette verbannen, etablieren unter großem Tamtam Recyclingbeauftragte und schmieden öffentlichkeitswirksame Pläne zur kompletten CO2-Neutralität des Unternehmens.“ Polemik pur.

Und dann kommt Frau Priemer auf den neuralgischen Punkt: „Aber was ist mit Image? Glaubwürdigem Umweltbewusstsein? Der Bereitschaft, angesichts des Klimawandels Probleme mit lösen zu wollen. Und nicht neue zu schaffen?“

Der BR-Reporter habe auch nach dem BMW i3 gefragt, der nun nach 250.000 verkauften Fahrzeugen eingestellt wurde. Priemer: „Das E-Auto mit einer Fahrgastzelle aus Carbon hatte zweifellos Schwächen. Aber moralisch hat es mehr Größe bewiesen als der i7.“

Ob in den ams-Testkriterien künftig auch die „Moral“ eines Testwagens bewertet wird?

Moral hat dieser Stelle überhaupt nichts zu suchen, finde ich. Und wie sieht es mit der Moral bei ams aus? Die Anzeigen für den Mercedes EQS und EQE und den i7 werden gerne genommen. Aus wirtschaftlichen Gründen, natürlich….

4 Kommentare zu "auto, motor und sport – das neue Verlautbarungsorgan der „Deutschen Umwelthilfe“?"

  1. Harald Kaiser | 5. Juli 2022 um 16:39 | Antworten

    Wie war das mit dem Fähnchen im Wind? Blätter wie „Auto Motor und Sport“ oder „Auto Zeitung“ leiden seit Jahren darunter, dass ihre Orientierungsfunktion für den Leser immer weiter schwindet. Selbstgemacht und ignorant. Was zählt oder zählte sind Fahrberichte, Einzeltests, Vergleichtests und Dauertests. Wo bleibt die Faszination des Fortbewegungsmittel Automobil? Zudem sind die Texte nicht nur oft schlecht geschrieben, weil zu häufig ohne dramaturgisches Konzept, sondern die ganzen Blätter sind blattmacherisch ohne Ideen, Frechheiten und Überraschungen. Man fährt journalistisch in eingefahrenen Spuren, weil‘s bequem ist und gibt sich hier und da einen grünen Anstrich, um ideologische Kritik im Zaum halten zu können. Dabei wäre es kein Hexenwerk, ein interessantes Auto-Magazin zu machen. So jedenfalls werden wir in nicht mehr ferner Zeit beobachten können, dass diese Blätter mit den engstirnigen und falschen Konzepten wie von selbst Kurs auf den (Auto-)Friedhof nehmen werden.

  2. Rolf Franz Nieborg | 5. Juli 2022 um 17:33 | Antworten

    Offensichtlich existieren mittlerweile zu viele Duckmäuser-Journalisten, die sich vom unkritischen Mainstream aalglatt haben formen lassen. AMS folgt offensichtlich dem STERN im wirtschaftlichen Abwärtstrend…Wann produzieren die Freitags-Aktivisten endlich ein AMS-Supplement?

  3. Wenn es wirklich um Klimaschutz und nicht um Demobilisierung eines ganzen Kontinents geht, dann fordern wir, dass auch nach 2035 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor neu zugelassen werden können, wenn diese mit E-Fuels betrieben werden, sagt Horst Roosen, Vorstand des UTR |Umwelt|Technik|Recht e.V. und Initiator des VCD Verbrenner Club Deutschland im UTR e.V.
    Zu verdanken ist diese radikale Vernichtung der deutschen Autoindustrie hauptsächlich jenem »CO2 muss weg!«-Narrativ.
    Eine geniale Erfindung – es kann als Blaupause für alles und jedes dienen, bis hin zum totalen »Auto weg«. Man muss nur die Grenzwerte in utopische Bereiche ansiedeln, darauf verweisen und immer wieder behaupten, »wir« hätten uns dazu verpflichtet. Ich jedenfalls nicht.
    Normen haben Heugabel und Dreschflegel, Muskete und Mörser ersetzt und sind im Industriezeitalter der Hebel, um Zerstörungen aller Art durchzusetzen. Angst- und Panikmache sind die modernen Jericho-Trompeten, um Gesellschaften gefügig zu machen. Kein Mensch mehr fragt nach Richtigkeit von Grenzwerten und danach, ob sie überhaupt richtig gemessen werden.
    Auf der Normenklaviatur haben Grüne bereits vor 20 Jahren entsprechend gespielt, und schon früh haben die Green Dealer hinter der EU klar gemacht, dass sie »Auto weg« und dafür Null-CO2 wollen. Sie schrecken vor handfesten Lügen nicht zurück und behaupten einfach, Elektroautos hätten einen CO2-Ausstoß von »Null«, alle anderen Autos unabhängig von Antriebsart dagegen würden zu hohe CO2-Werte aufweisen.
    So gilt den Green-Dealern ein Elektroauto als Auto ohne CO2-Ausstoß.
    Von einer Autozeitschrift erwatet man eigentlich, dass sie einmal hinterfragt woher der Ladestrom kommt – bei Nacht kaum von der Photovoltaikanlage und bei Flaute eher nicht von Windrädern, im Zweifel aus einem Kohlekraftwerk. Ebenso wird der CO2-Ausstoß während der Produktion unter den Tisch fallengelassen, unter anderem der recht hohe Anteil, der bei der Produktion der Batterien anfällt. Verlogener geht’s kaum.
    Als der rechte Außenspiegel noch auf der Zubehörliste zu finden war, da war die Autowelt noch das Maß aller Dinge. Autoquartett war beliebt und begehrt. Becker Mexico war der Mercedes unter den Autoradios. Benzingespräche am Stammtisch – wunderbar!

  4. Moralischer Relativismus resultiert aus dem Unvermögen das große Ganze nicht mehr erkennen zu können. Was in Ideologie-Stuben im Bildungswesen verbrochen wird, ist gewollte Unsachlichkeit durch infantile Spezialisierung: Ich kann zwar ein CNC-Bearbeitungszentrum bedienen, weiß aber nicht, wie lange ein Ei kochen muss, damit es weich bleibt.
    Inzwischen wird bereits die dritte Generation an „Fachkräften“ verbildet, die mehrheitlich Glauben, was ihnen vorgekaut wird, ohne ein hinterfragendes Korrektiv zu bemühen. Google wird’s schon wissen. Falsch! Die scheinbare Bequemlichkeit im Netz nach Antworten zu suchen, die „noch“ nicht einmal zitterfähig sind, entbehrt jedwede zeitaufwändige und die daraus folgende aufschlussreiche Recherche. Vergessen wird hier jedoch, dass Meinung nicht Wissen bedeutet und Wahrheit keinen Ersatz für Wirklichkeit bietet. Stattdessen werden inflationär Hypothesen aufgestellt und unkritisch nachgeplappert: Wissen-Schaft ist die arroganteste Form der Behauptung und hat mit ernstzunehmender Forschung so viel zu tun wie Gurkensalat mit dem Ventiltrieb eines Achtzylinders. Will sagen, Frau Priemer ist gewiss kein ideologisch indoktrinierter Einzelfall – aber die Zukunft, in der selbst denkende Menschen so selten sein werden, wie ein GT3. Beides wird auf absehbare Zeit abgeschafft sein, oder nur noch in Oasen vorkommen. Diese Paradiese gilt es neuerlich zu schaffen. Das ist immer noch besser unter seines gleichen zu verweilen, als sich in singbefreite Scheindebatten aufzureiben.

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