Modelle wie der Golf GTD müssten politisch korrekt eigentlich verboten werden. Weil sie jeden Gedanken an ein elektrisch angetriebenes Batterie-Mobil ad absurdum führen.
Dass sich Volkswagen mit diesem Modell die Strategie zur Elektromobilität kaputt macht, ist allerdings nicht zu erwarten. Aber klar ist auch: Wer sich heute einen Golf GTD zulegt, kann trotz steigender Kraftstoffpreise sicher sein, eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Auch im Sinne der Umwelt.
Effiziente Verbrenner wie in diesem Golf sind im Vergleich zu Batterie-Autos oder Benzinern einfach immer noch unschlagbar, wenn es um Alltagstauglichkeit, Reichweite, Fahrspaß und Wirtschaftlichkeit geht. Wahrscheinlich wird der Selbstzünder auch mit einer Ampel-Koalition wieder ein Verkaufsschlager, lässt sie doch soviel Vernunft erkennen, technologieoffen agieren zu wollen. Will heißen, dass nur der „fossile“ Verbrennungsmotor sterben soll, nicht der mit synthetischem Kraftstoff betriebene. Wir können sicher sein, dass in den Labors der Welt intensiv an synthetischem Kraftstoff und seine Herstellung geforscht wird. Wir werden in den nächsten Jahren nicht nur Fortschritte in der Batterie-Technologie erleben, sondern auch in Bezug auf CO2-arme oder -freie Kraftstoffe, mit denen auch Diesel befeuert werden können.
Vor allem der Gasfuß sorgt für Effizienz
Der von uns getestete Golf GTD der achten Generation ist bis auf kleine elektronische Mängel (langsames Digital-Verhalten) schlicht ein Auto, das in dieser Klasse durchaus als Traumwagen bezeichnet werden kann. Wenn wir nach dem Volltanken 1.110 Kilometer Reichweite angezeigt bekommen, ist das einfach großartig und noch von keinem E-Auto erreichbar. Allerdings nimmt sich auch der GTD beim Ausreizen seiner sportlichen Fähigkeiten aus 200 PS und 400 Newtonmetern einen kräftigeren Schluck aus dem Tank als den angegebenen NFZ-Normverbrauch von 4,4 Liter. Das wahre Effizienz-Geheimnis liegt – übrigens bei allen Autos – im Gasfuß des Fahrers. Wir verzeichneten je nach Fahrweise am offiziellen Normverbrauch liegend zwischen 4,8 und 8,3 Liter. Leider verführt die Lust am Gasgeben und Beschleunigen immer wieder zu einem gewissen Maß an Unvernunft, das sich sofort an der Verbrauchsanzeige des Bordcomputers ablesen lässt. Eine Beschleunigung von 7,1 Sekunden auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h sind durchaus sportliche Werte, die reizen, auch mal ausgekostet zu werden..
Im Schnitt über rund 2.000 Kilometer zeigte die Langzeitanzeige 5,4 Liter an. Das ist übrigens genau der WLTP-Wert für den GTD (Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure), der deutlich näher am realen Verbrauch angelehnt ist als der alte NEFZ-Wert von 4,4 Liter. Wir sind dabei zügig über längere Autobahnstrecken gedüst, haben die Agilität auf kurvigen Landstraßen genossen und sind vorausschauend defensiv durch mehrere Großstädte gerollt. Der Golf GTD hat sich dabei sowohl als komfortabel und langstreckentauglich als auch als dynamisches Verkehrsmittel erwiesen. Das serienmäßige 7-Gang-Doppelkupplungssgetriebe (DSG) hat sich dabei als reaktionsschnell und präzise anpassungsfähig gezeigt, die Schaltvorgänge sind spürbar, aber sehr gut mit dem Gasfuß steuerbar. Das Anfahren an einer Kreuzung mit Querverkehr muss gut geplant sein, denn die Viertel Sekunde, bis die Kupplung greift, kommt einem einfach zu langsam vor. Das Fahrwerk ist sehr gut abgestimmt, lässt per Auswahl unterschiedliche Dämpfungs-Szenarien zu und sorgt stets für einfaches Handling.
An das Digital-Cockpit hat man sich schnell gewöhnt
Die immer wieder hörbare Kritik am digitalen Cockpit im 8. Golf können wir nicht nachvollziehen. Wer sein smartphone bedienen kann, wird sich auch im intelligent layouteten Innovision-Cockpit schnell zurechtfinden, zumal weil er die Anordnung der Menü-Kacheln auch nach eigenen Vorstellungen platzieren kann. Bis auf die manchmal aufscheinende Langsamkeit des Systems ist die digitale Qualität nicht zu beanstanden. Die mit Einführung des Golf 8 auftretenden Mängel sind mittlerweile behoben.
Der aktuelle GTD ist sicher einer der saubersten Diesel überhaupt. Ein doppelter SCR-Katalysator mit Twindosing-Adblue-Einspritzung reduziert die Stickoxyde deutlich. Natürlich erfüllt der GTD souverän die geltende Abgasnorm Euro 6d und trägt das Prädikat der Effizienzklasse A.
Bewährte Assistenten sorgen für viel Sicherheit
Der Golf GTD bietet nicht nur antriebsseitig fortschrittliche Technologien. Angefangen beim charaktervollen Design, den serienmäßigen LED-Scheinwerfern mit dem emotionalen Front-Design mit beleuchtetem Kühlergrill steht der GTD sehr präsent auf der Straße. 17-Zoll-Alu-Räder, rote Bremssättel, verbreiterte Seitenschweller in Schwarz und weitere Design-Accessoires wie das Doppelendrohr des Auspuffs unterstreichen die Besonderheit des Golf GTD. Auch das Interieur signalisiert den sportiven Charakter. Wichtiger aber sind die Sicherheitsfeatures. Assistenzsysteme wie die
Verkehrszeichenerkennung, die nicht ganz optimal verstehende Sprachbedienung, die optionale Abstandsregelung, die Car2X-Technologie, mit der sich Fahrzeuge gegenseitig vor Gefahren warnen können, der Spurhalte-Assistent und die Möglichkeit für den Fahrer, Fahrwerk, Lenkung und Motorcharakter bzw. Gangwahl zwischen Komfort und Sportlichkeit variieren zu können.
Dieser Golf trotzt steigenden Kraftstoffpreisen
Dass sich der Golf GTD von seinem Basispreis von 39.100 Euro mit Extras weit nach oben entfernen lässt, ist an unserem Testwagen zu erkennen: Rund 10.000 Euro sind als Sonderausstattung verbaut gewesen, von denen wir auf keine verzichten wollten. Die adaptive Fahrwerksregelung DCC (1.045 Euro), das IQ Light (1.1.125 Euro), der Fahrassistent Travel Assist (495 Euro), das Head-up-Display (700 Euro), die Rückfahrkamera (325 Euro) etc. sind Extras, die das Fahren sicherer und angenehmer machen. Jeder muss wissen, was er sich gönnen mag.
Fazit: Der Golf GTD ist auch angesichts steigender Kraftstoffkosten das ideale Fahrzeug für den fahrerisch ambitionierten Familienvater, der sein Auto beruflich nutzt, wirtschaftlich denkt und am Wochenende die Familie zu Ausflugszielen transportieren möchte. Ein Kompromiss zwischen Vernunft und sportlichem Dynamik-Vergnügen. Egal, was auf die Autofahrer zukommen mag, ist der Kauf dieses GTD ein gutes Investment in die Zukunft persönlicher Mobilität. Mag dieses Modell auch nicht in die von VW apostrophierte Strategie in die Elektromobilität passen, es ist auf jeden Fall ein Fahrzeug, das wir einem ID.3 vorziehen würden. Gut dass wir selbst entscheiden können, welches Auto wir uns kaufen.
Erfrischend gut, dass es diesen Golf GTD überhaupt gibt…