Deutsche Autohersteller produzieren wohl noch Jahrzehnte Verbrenner – in China

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Der Audi-Paukenschlag Verbrenner-Aus ab 2026 hat eingeschlagen wie eine Bombe. Noch immer steht die Rauchsäule dieser Kommunikations-Explosion über Auto-Deutschland. Nun hat auch VW nachgezogen. BMW geht das Thema bedächtiger an, will auf die Kundenwünsche Rücksicht nehmen. Alles in Allem scheint ausgerechnet jener Konzern dem VDA in den Rücken zu fallen, der mit dem Urknall „Diesel-Betrug“ die Anti-Autoindustrie-Lawine losgetreten hat. Nun scheint der VW-Konzern selbst die härtesten Forderungen der Grünen überholen, genauer: unterlaufen zu wollen.

 

„Das Ende des Verbrenners ist nur für Europa absehbar, auf Märkten der Dritten Welt werden Verbrenner noch die nächsten 50 Jahre begehrt sein und verkauft werden“, sagt uns ein Audi-Entwickler. Es könne sein, dass diese Märkte noch höhere Absatzzahlen verzeichnen werden, als sie in Europa je erreicht wurden. Der Nachholbedarf unterentwickelter Länder sei groß. „Und wir können diesen Ländern nicht vorenthalten, was wir in der westlichen Welt Jahrzehnte genossen haben: eine beispiellose individuelle Mobilität mit hochentwickelter Technologie.“

Keine Technologie-Offenheit mehr?

Noch am 17.Juni hat die VDA-Präsidentin Hildegard Müller logisch und plausibel argumentiert: „Die Überlegungen der EU-Kommission, die sog. Flottengrenzwerte für Neufahrzeuge ab 2035 auf Null zu senken würde die europäische Automobilindustrie faktisch dazu zwingen, nur noch rein batterieelektrische Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Das wäre nicht nur das Ende des Verbrennungsmotors, sondern auch das Ende des Plug-In-Hybrids und ist das Gegenteil von Technologieoffenheit, zu welcher sich die Kommission und ihr Vizepräsident Timmermans immer bekannt haben. Die Beschränkung der Technologien innerhalb eines so kurzen Zeitraums auf eine einzige Antriebsoption ist bedenklich und berücksichtigt im Übrigen die Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher in keiner Art und Weise.“

VDA-Präsidentin Hildegard Müller kritisiert die EU-Kommission

Die VDA-Chefin kritisiert deutlich die Ignoranz der Kommission gegenüber dem Verlust von 215.000 Arbeitsplätzen: „Schon um die bisherigen Ziele der Kommission zu erreichen, braucht es Ladepunkte in allen Regionen Europas. Dies ist nicht in Sicht. Genau diesen Teil des Deals will die Kommission allerdings nicht liefern. Hier ist die Kommission gefordert, dafür Sorge zu tragen, dass der Aufbau der Ladeinfrastruktur endlich in allen Mitgliedsstaaten ernst genommen wird.“

BMW setzt anders als auf einmal Audi weiterhin auf technologische Offenheit und arbeitet auch mit Technologieführer Toyota an einer mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle zur Stromerzeugung an Bord von E-Pkw. BMW hält einen weicheren Übergang in die E-Mobilität für zielführender und setzt ganz klar auf die Entscheidungshoheit der Kundschaft.

Toyota ist mit dem Wasserstoff-Mirai (Japanisch für Zukunft) auf dem Markt und bietet bereits die zweite Generation – ein formschönes Coupé – in homöopathischer Auflage auch in Europa an.

Audi-Händler sind verärgert

Die überraschend angekündigte Audi-Abkehr vom Verbrenner hat für Unruhe in der gesamten Vertriebs-Organisation gesorgt. Der Inhaber eines Audi-Händlerbetriebs ist „sauer“. Er fragt sich: „Was soll ich jetzt einem Kunden sagen, der noch einen Verbrenner haben will? Dass er gleich auf einen e-tron umsteigen soll? Ich kann ihm ja nicht mal mehr einen Plug-in-Hybriden empfehlen, ohne rot zu werden. Wir müssen mit Autos das Geld verdienen, die Herr Duesmann und Herr Diess quasi als nur noch museumstauglich verunglimpft haben. Einzelne Kunden haben das schon deutlich kritisiert. Ich glaube nicht, dass Duesmanns Schnellschuss dazu führen wird, dass wir die nächsten Jahre mehr Verbrenner verkaufen, weil die Kunden noch einen haben wollen.“ Der Händler sehe nicht einmal langfristig den Durchbruch des Batterie-Fahrzeugs und meint: „Wir hätten einen längeren Übergang bevorzugt, bei dem die Kunden selbst zwischen Verbrenner und E-Mobile hätten entscheiden können, bis die Ladeinfrastruktur durchgängig gegeben ist und der Strom ehrlich regenerativ erzeugt wird.“ Noch sei die CO2-Bilanz mit Batterie-Autos eine Milchmädchenrechnung, weil der Strom immer noch auch mit fossilen Brennstoffen erzeugt wird.

Verbrenner werden noch Jahrzehnte lang verkauft

So abrupt wie das Ende des Verbrenners zu kommen scheint, ist es allerdings nicht. Auch Audi-Duesmann hat anklingen lassen, dass die Verbrenner-Produktion Audis in China weitergehen werde. Die großen Märkte in der aufstrebenden Dritten Welt werden weiterhin Premium-Fahrzeuge mit Verbrenner haben wollen. „Niemand“, so ein Audi-Entwickler, „kann erwarten, dass in den Ländern Afrikas, Indiens Südamerikas in den nächsten fünfzig Jahren eine Lade-Infrastruktur für Batterie-Autos zur Verfügung stehen wird. Dort werden unsere High-Tech-Verbrenner nach wie vor begehrt sein und verkauft werden. Am Weltklima bzw. am globalen CO2-Ausstoß wird sich mit dem Verbrenner-Aus in Europa und vielleicht in den USA nichts ändern.“

 

 

 

 

 

 

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