Nennt Audi den Avant künftig Avant_in?

Der sprachliche Unsinn der Genderisierung macht scheinbar auch vor jenen nicht halt, die mit Sprache professionell umzugehen haben. Dass nun die Audi-Kommunikationsabteilung den sperrigen Unterstrich einführt, um die Gleichberechtigung zu fördern, ist nur dem vermeintlichen Zeitgeist geschuldet, nicht dem ordentlichem Umgang mit Sprache oder der echten Gleichberechtigung. Und schon gar nicht dem Image vom Vorsprung.

Fördert die Genderisierung der Sprache wirklich die Integration von Frauen als gleichberechtigte Teile der Gesellschaft? Sprachwissenschaftler sind da geteilter Meinung, je nachdem, welchem politischen Lager sie angehören. Ich halte es wie viele meiner Kollegen und Kolleginnen für völligen Unsinn. Genauso wie die von Audi kommunizierte Begründung:

„Oft ist die geschlechtliche Vielfalt in der Sprache durch die Verwendung des generischen Maskulinums nicht sichtbar. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, schriftlich gendersensibel zu kommunizieren. Zum einen mithilfe von neutralen Formulierungen: „Mitarbeitende“ statt „Mitarbeiter“ oder „Führungskraft“ statt „Chef“. Die zweite Möglichkeit ist das Sichtbarmachen: Es erfolgt bei Audi mithilfe des sogenannten Gender-Gaps. Diese Schreibweise verbindet die männliche und die weibliche Form mit einem Unterstrich. Der Gender-Gap – geschrieben zum Beispiel Mitarbeiter_innen – repräsentiert alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten zwischen Mann und Frau. Mit dem Gender-Gap folgt Audi der Empfehlung des „Charta der Vielfalt” e.V. und weiteren Partner-Initiativen des Unternehmens.“

Darauf muss man erst mal kommen.

Um die Audianer_innen auf diesem Weg zu unterstützen, hat ein bereichsübergreifendes Projekt-Team einen Leitfaden erstellt und eine eigene Intranet-Seite eingerichtet. Auf ihr sind alle wichtigen Informationen, ein Glossar mit Anwendungsbeispielen sowie ein Animationsfilm zum Thema zu finden. Kommunikator_innen der AUDI AG hatten bereits die Möglichkeit, Online-Live-Trainings zu besuchen. Diese hat die Beratungsagentur fairlanguage durchgeführt. Auch ein Helpdesk unterstützt in der Einführungsphase per E-Mail bei Fragen etwa zu konkreten Formulierungen.

Die Pressemitteilung kommt aber auch zu dem vernünftigen Schluss: Gendersensible Sprache allein schafft keine Chancengerechtigkeit – dessen ist sich Audi bewusst. Deswegen setzt sich das Unternehmen gezielt für Chancengleicheit und Inclusion ein. So hat sich Audi Ziele für Frauen nicht nur im Aufsichtsrat, sondern auch im Vorstand und im Management gesetzt. Wer Ziele definiert und steckt, muss eine umfassende Basis dafür schaffen: So forciert die Marke innovative New Work-Formate wie Jobsharing, schafft bessere Bedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und bietet Schulungen zu unbewussten Vorurteilen an, um langfristig ein neues Mindset im Unternehmen zu verankern. Außerdem fördert Audi Frauen schon lange aktiv durch spezielle Programme, z.B. durch die Kooperation mit dem female business Club nushu. 

Das ist zweifellos vorbildlich. Aber die Verhunzung der deutschen Sprache ist es nicht. Bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnis, dass Chancengleichheit nicht von der Sprache abhängt, bald dazu führt, wichtigere Herausforderungen anzunehmen und den Sprachunsinn wieder zurück zu nehmen. Wie zu hören ist, sind es viele  Mitarbeiterinnen, die sich gegen diese Sprachvorgaben auflehnen. Die Meinung der Personalvorständin Sabine Maaßen, dass Audi damit „Unternehmenswerte auch in unserer Sprache deutlich“ mache, teile ich nicht. Gendersprache zahlt sicher nicht auf das Image von Vorsprung durch Technik ein.

 

 

 

 

 

 

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